Human Resources
Burn-out in Deutschland: Wie Unternehmen ihre Teams in diesem Sommer unterstützen können, neue Energie zu tanken und die nächste Welle zu verhindern

Burn-out in Deutschland: Wie Unternehmen ihre Teams in diesem Sommer unterstützen können, neue Energie zu tanken und die nächste Welle zu verhindern

Ein Gastbeitrag von Allison Howell | 30.07.25

Sommer – endlich abschalten und neue Kraft für die bevorstehende Saison tanken. Wie Unternehmen ihre Angestellten hierbei unterstützen und vor Burn-out schützen können, erklärt Gastautorin Allison Howell.

Mit dem nahenden Sommer freuen sich viele deutsche Arbeitnehmer:innen nicht nur auf eine Auszeit, sondern auch auf Erholung von einer wachsenden und kostspieligen Herausforderung am Arbeitsplatz: Burn-out. Burn-out ist keineswegs ein individuelles Problem, sondern mittlerweile als systemisches Problem in Unternehmen anerkannt, das durchdachte Maßnahmen seitens der Führungskräfte erfordert.

Burn-out-Trends: Deutschland in Zahlen

  • Deutschland führt mittlerweile die europaweiten Zahlen zu jährlichen Krankmeldungen an: Im Jahr 2023 werden Arbeitnehmer:innen durchschnittlich 15,1 Tage pro Jahr krankgeschrieben sein, gegenüber 11,1 Tagen im Jahr 2021. Die prognostizierten Kosten für Arbeitgebende belaufen sich auf erschreckende 77 Milliarden Euro.
  • Zwischen Januar und Juni 2024 stieg die Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten aufgrund psychischer Probleme stark an – auf 182 Ausfalltage pro 100 Beschäftigte gegenüber 159 Tagen im gleichen Zeitraum 2023. Psychische Probleme machen mittlerweile 21 Prozent der krankheitsbedingten Fehlzeiten bei Frauen und 14,5 Prpzent bei Männern aus.
  • Eine groß angelegte Studie, die Burn-out-Trends in Allgemeinpraxen in Deutschland untersuchte, ergab, dass die Prävalenz zwischen 2012 und 2014 sowie zwischen 2020 und 2022 bei etwa 3,6 bis 3,8 Prozent blieb, die durchschnittliche Dauer der krankheitsbedingten Fehlzeiten aufgrund von Burn-out-Diagnosen jedoch von 24 auf 36 Tage stieg.

Diese erhöhten Raten spiegeln eine wachsende emotionale Erschöpfung, organisatorischen Stress und eine beschleunigte Abwesenheitsdynamik wider, insbesondere bei jüngeren Berufstätigen und Frauen.

Burn-out-Risiko steigt mit mit anhaltendem Druck

Burn-out ist nicht nur eine Reaktion auf die Arbeitsbelastung, sondern auch auf die Organisationsstruktur und -kultur. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Krankheit als Folge von chronischem, unbewältigtem Stress am Arbeitsplatz ein. Der Führungsexperte Prof. Markus Heinrichs betont, dass Burn-out oft subtil beginnt, mit anhaltendem Druck und ignorierten Erholungsbedürfnissen, was zu Symptomen wie kognitiver Erschöpfung, Depersonalisierung und verminderter Leistungsfähigkeit führt. Auch Ökonom:innen und politische Entscheidungsträger:innen beobachten die Entwicklung aufmerksam.

Da die Krankmeldungsraten in Deutschland mittlerweile zu den höchsten in den OECD-Ländern zählen und die Fehlzeiten aufgrund psychischer Probleme rapide steigen, geraten die Arbeitsproduktivität und die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems unter Druck.


Burn-out am Schreibtisch:

Wie Unternehmen die mentale Gesundheit stärken können


Vier Strategien, die Unternehmen in Deutschland in diesem Sommer umsetzen sollten:

Um die Erholung zu unterstützen und Resilienz aufzubauen, sollten Unternehmen vier miteinander verknüpfte Maßnahmen integrieren:

1. Empathische Kommunikation und psychologische Sicherheit

Fördere regelmäßige, emotional offene Gespräche, in denen Mitarbeiter:innen Stressfaktoren ohne Wertung äußern können. Durch frühzeitiges Eingreifen können aufkommende Probleme erkannt werden, bevor sie zu langfristigen Fehlzeiten eskalieren.

2. Anerkennung, die sich echt anfühlt

Authentische, persönliche Wertschätzung ist wichtig. Einige mögen öffentliches Lob, andere bevorzugen diskreten Dank. Durch individuelle Anerkennung werden die Präferenzen jede:r Einzelnen respektiert, was die Arbeitsmoral verbessert und emotionale Erschöpfung reduziert.

3. Investieren Sie in Wohlbefinden und Fähigkeiten

Kombiniere den Zugang zu psychologischer Unterstützung (zum Beispiel durch Beratung oder Stressbewältigungsworkshops) mit Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Fähigkeiten. Wie die Daten zu krankheitsbedingten Fehlzeiten zeigen, spiegelt die Schwere eines Burn-outs oft die Kluft zwischen Arbeitsbelastung und Fähigkeiten wider.

4. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geht

Indem gesunde Grenzen vorgelebt werden und das Team dazu ermutigt wird, sich vom Job zu lösen oder flexible Modelle wie die Vier-Tage-Woche ausprobiert wird, können Unternehmen eine neue Norm schaffen. Erste Versuche in Unternehmen in Deutschland zeigen eine Verbesserung des Wohlbefindens, weniger Stress und eine höhere Mitarbeiter:innenbindung.

Was bedeutet dies für Arbeitgeber:innen in Deutschland?

Burn-out verschwindet nicht. Gesundheitsbedingte Fehlzeiten, insbesondere im Zusammenhang mit psychischer Belastung, nehmen zu und kosten die Wirtschaft Milliarden. Strukturierte Maßnahmen können jedoch etwas bewirken: Sie reduzieren krankheitsbedingte Fehlzeiten, senken die Fluktuation und steigern das Engagement und die Produktivität der Mitarbeitenden.

Unternehmen haben in diesem Sommer die Chance, von reaktiven Maßnahmen zu strategischem Handeln überzugehen. Durch die Verknüpfung von empathischer Führung, individueller Anerkennung, proaktiven Programmen zur Förderung des Wohlbefindens und einer sichtbaren Work-Life-Balance in der Praxis können sie ihren Teams helfen, sich zu erholen und langfristig erfolgreich zu sein.

Das ist nicht nur ethische Führung, sondern auch kluges unternehmerisches Handeln. Wenn die Arbeitskultur die Gesundheit fördert, anstatt sie zu ignorieren, werden Unternehmen reaktionsfähiger, widerstandsfähiger und besser auf die Zukunft vorbereitet.

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