E-Commerce
AppsFlyer-Analyse 2025: China verschiebt Budgets und Deutschland profitiert

AppsFlyer-Analyse 2025: China verschiebt Budgets und Deutschland profitiert

Larissa Ceccio | 29.07.25

Neue AppsFlyer‑Daten zeigen: Deutschland steht im Fokus chinesischer Milliardenbudgets für Mobile Commerce. iOS performt stark, Remarketing wächst – ist jetzt der Moment für Investments?

2025 gleicht im Mobile Commerce einem Schachspiel auf globaler Bühne – nur, dass hier keine Figuren, sondern Budgets und Installationsraten verschoben werden. Das zeigt der aktuelle State of eCommerce App Marketing Report von AppsFlyer. Die Analyse beleuchtet, wie sich Marketing-Budgets und Strategien weltweit verschieben und macht deutlich: Chinesische E-Commerce Apps, die weltweit für rund 85 Prozent der iOS‑Ausgaben zur Nutzer:innengewinnung verantwortlich sind, setzen ihren Fokus zunehmend auf Westeuropa.

Zwischen Januar und Mai 2025 stiegen die Investitionen in Deutschland für iOS‑User‑Akquisition um 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Frankreich legte sogar um mehr als das Doppelte zu. Grund sind Handelszölle und geopolitische Unsicherheiten, die viele Anbieter:innen dazu bewegen, ihr Marketing-Budget aus den USA abzuziehen und neue Zielmärkte zu erschließen. Sue Azari, Industry Lead für eCommerce bei AppsFlyer, ordnet ein:

Diese Umschichtung der Budgets deutet auf einen grundlegenden Wandel im Mobile-Growth-Bereich hin – beeinflusst von Unsicherheiten bei Handelszöllen, regionalen Plattformdynamiken und der zunehmenden Bedeutung von Remarketing-Maßnahmen, die auf Nutzerbindung setzen.

Einfach erklärt: Große chinesische Apps stecken ihr Werbegeld jetzt lieber nach Deutschland als in die USA – das heißt, deutsche Konsument:innen sehen künftig noch mehr Werbung für internationale Shopping Apps.


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Neuer Jahresrhythmus: Wenn Treue wichtiger wird als Erstkauf

Früher schossen die Marketing-Budgets im vierten Quartal traditionell in die Höhe – von Black Friday bis Weihnachten. Ende 2024 zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Die Ausgaben für reine Neukund:innengewinnung blieben stabil, während im November die Remarketing‑Budgets in Deutschland um 220 Prozent explodierten.

Auch global hat sich die Gewichtung verschoben: 16,4 Milliarden US‑Dollar flossen 2024 ins Remarketing – 3,5‑mal mehr als in klassische User‑Akquise. Auf Android stieg der Anteil an Re‑Engagement‑Strategien von 64 auf 77 Prozent. Parallel boomten Web‑to‑App Flows, also Kampagnen, die Web‑Besucher:innen in App‑Nutzer:innen verwandeln, mit Zuwächsen von 38 Prozent vor der Hochsaison und 37 Prozent im Frühjahr 2025. Das Kalkül dahinter: Treue Nutzer:innen bringen langfristig mehr Umsatz als neue, deren Bindung oft unsicher ist.

iOS als Umsatzmaschine – selbst in Android‑Hochburgen

Obwohl Android die größere Nutzer:innenbasis hat, bleibt iOS für Marketer das lukrativere Terrain. Apple User kaufen schneller, öfter und geben mehr aus. Laut AppsFlyer zeigt sich das in Zahlen:

  • Erstkäufe erfolgen im Schnitt 1,3 Tage schneller
  • 39 Prozent höhere Erstkaufquote
  • 68 Prozent mehr Wiederkäufe
  • Zehn Prozent mehr Umsatz durch In‑App‑Käufe – fast doppelt so viel wie bei Android

Bemerkenswert: Selbst in Android‑Ländern wie Indien legte der iOS‑Umsatz im Jahresvergleich um 44 Prozent zu. Für Marketer ist klar: Auch dort, wo kaum jemand ein iPhone besitzt, rechnet sich Werbung für iOS‑Nutzer:innen oft mehr.

Betrug, KI und die neue Logik der Budgets

Werbebetrug bleibt ein Milliardenthema: Nahezu eine Milliarde US‑Dollar gingen 2024 weltweit verloren. Während der iOS‑Fraud‑Anteil von 30,1 auf 25,9 Prozent fiel, stieg er bei Android leicht auf 10,5 Prozent. Der Einsatz KI‑gestützter Betrugserkennung ist inzwischen Standard, um Budgets zu schützen und echte Nutzer:innen von Fake‑Installationen zu trennen.

Gleichzeitig verändert sich der Marketing‑Takt: Zu Jahresbeginn fließt mehr Geld in Neukund:innengewinnung, während die Hochsaison immer stärker für gezieltes Remarketing genutzt wird. Das verändert die gesamte Budgetlogik – weg von einmaligen Peaks, hin zu einer feineren Verteilung übers Jahr.

Jetzt oder nie: Deutschlands Moment im Mobile Commerce

Deutschland profitiert aktuell doppelt – von chinesischen Budget‑Verschiebungen und der starken iOS Performance. Der Remarketing Boom sorgt zusätzlich für steigende Conversion‑Raten. Doch dieser Rückenwind ist nicht garantiert.

Unternehmen, die jetzt in iOS investieren, Re‑Engagement‑Strategien perfektionieren, Web‑to‑App Flows ausbauen und KI‑gestützte Betrugsprävention einsetzen, können den Vorsprung nutzen. Wer abwartet, könnte erleben, dass die Budgets bald in den nächsten strategischen Zielmarkt weiterziehen.

Anfang des Jahres haben wir die Dynamik rund um KI‑Apps, Werbestrategien und Deutschlands boomende Rolle im Mobile-Markt thematisiert. Die damalige Appsflyer-Studie liefert Kontext zu Budgetverschiebungen, iOS-Ausgaben und Remarketing‑Trends.


AppsFlyer-Analyse 2025:
KI-Apps boomen
– und Deutschland?

KI Apps auf einem Smartphone
© Solen Feyissa – Unsplash

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