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Human Resources
Studie: 66 Prozent der Arbeitnehmer:innen erachten 4-Tage-Woche als unrealistisch

Studie: 66 Prozent der Arbeitnehmer:innen erachten 4-Tage-Woche als unrealistisch

Marié Detlefsen | 29.04.24

Das Konzept der 4-Tage-Woche hat sich mittlerweile als beliebtes Modell entpuppt, doch werden langsam immer mehr Bedenken hinsichtlich Arbeitskräftemangel und finanzieller Machbarkeit sichtbar. Erfahre, wie realistisch Arbeitnehmer:innen die Einführung des Modells einstufen.

Im Mai kommen viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland in den Genuss einer 4-Tage-Woche. Mit einer Reihe von Feiertagen, die auf Arbeitstage fallen, wird das normale Arbeitspensum nämlich für viele auf vier Tage verkürzt. Doch was denken Arbeitnehmer:innen generell über diese Idee? Zwar begrüßt eine Mehrheit das neue Arbeitskonzept, doch lässt es sich realistisch betrachtet überhaupt umsetzen? Eine kürzlich durchgeführte Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag von XING hat sich mit genau dieser Frage beschäftigt und gibt Einblicke in die Einstellungen und Bedenken der Beschäftigten. Wir zeigen dir, wie die Chancen für die Einführung einer verkürzten Arbeitszeit stehen.

Mehrheit steht der 4-Tage-Woche skeptisch gegenüber

Die Studie befragte im Januar 3.200 volljährige Erwerbstätige in Deutschland sowie in Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Dabei gaben 42 Prozent der Befragten an, dass eine 4-Tage-Woche mit unveränderter wöchentlicher Arbeitszeit eine:n Arbeitgeber:in natürlich attraktiver macht, aber gleichzeitig sehen sie auch die Herausforderungen, die mit der flächendeckenden Einführung dieses Modells einhergehen würden. So glauben nur 30 Prozent, dass sich die 4-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit und vollem Lohnausgleich in den nächsten fünf Jahren in Deutschland durchsetzen könnte. Eine deutliche Mehrheit von 66 Prozent ist hingegen skeptisch gegenüber der Umsetzbarkeit dieses Modells. Männer scheinen dabei etwas skeptischer zu sein als Frauen, wobei 68 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen die mittelfristige Umsetzbarkeit der 4-Tage-Woche kritisch betrachten.

Thomas Kindler, Managing Director bei XING, weist in diesem Rahmen darauf hin, dass die Realität der wirtschaftlichen Lage und des Arbeitsmarktes sowie die begrenzten Handlungsspielräume der Unternehmen berücksichtigt werden müssen. Der Arbeits- und Fachkräftemangel stellt eine alltägliche Herausforderung dar, mit der Deutschland konfrontiert ist. Diese Realitäten prägen die Einstellungen vieler Beschäftigter zur 4-Tage-Woche.

Jüngere fordern 4-Tage-Woche, aber zweifeln die Fairness an

Die Studie zeigt auch, dass die Akzeptanz einer 4-Tage-Woche mit steigendem Alter abnimmt. Während 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben, dass dieses Modell umsetzbar ist, sinkt dieser Anteil bei den über 50-Jährigen auf nur noch 18 Prozent. Besonders in der Industrie sind die Vorbehalte gegenüber der Umsetzbarkeit ausgeprägt und ganze 72 Prozent sehen das Modell als unrealistisches Vorhaben an. Im Dienstleistungssektor sind hingegen nur etwas mehr als die Hälfte (64 Prozent) der Beschäftigten gegen das Vorhaben, dabei reichen die Befürchtungen von Arbeitskräftemangel über finanzielle Machbarkeit bis hin zu erhöhter Arbeitsbelastung an den verbleibenden Arbeitstagen. Auch glaubt jede:r Vierte (44 Prozent), dass sich das Modell wegen der allgemein schwierigen Wirtschaftslage in Deutschland nicht durchsetzen kann.

Des Weiteren äußern 37 Prozent der Befragten, die die Durchführbarkeit einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich und reduzierter Arbeitszeit skeptisch betrachten, die Besorgnis, dass die Einführung dieses Modells zu Produktionsverlusten in Unternehmen führen könnte. Interessanterweise zeigt sich an diesem Punkt ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 43 Prozent der Männer diese Befürchtung teilen, sind es bei den Frauen mit 29 Prozent nur knapp ein Drittel. Dies ist eventuell darauf zurückzuführen, dass Frauen häufig bereits Job, Alltag und Familie gleichzeitig managen und daher die gleiche Menge Arbeit in weniger Zeit gut organisieren können.

Ein interessanter Aspekt, der vor allem jüngeren Beschäftigten wichtig ist, ist die Frage der Fairness: Von denjenigen, die die Einführung der 4-Tage-Woche für nicht realistisch halten, glauben 38 Prozent, dass es unfair wäre, wenn einige von dem Modell profitieren könnten, während andere nicht diese Möglichkeit haben. Generationsübergreifend betrachtet sehen dies nur 22 Prozent als Schwierigkeit an.

Unternehmen müssen eigenen Weg finden

Die Studie zeigt, dass das Feedback zur 4-Tage-Woche gemischt ist: Während viele Arbeitnehmer:innen das Konzept attraktiv finden, sehen einige auch bedeutende Bedenken, insbesondere bezüglich Arbeitskräftemangel und finanzieller Machbarkeit für Arbeitgeber:innen. Letztlich bleibt es im Ermessen der jeweiligen Arbeitgeber:innen, wie sie zu dem Arbeitsmodell stehen. Thomas Kindler sagt hierzu:

Jedes Unternehmen sollte für sich selbst entscheiden, ob die 4-Tage-Woche individuell umsetzbar ist oder nicht. Viele stoßen hier allerdings an ihre unternehmerischen Grenzen, weil ihnen die Ressourcen fehlen. Gerade in Engpassbranchen werden Fachkräfte zunehmend knapper. Es geht hier einerseits um Augenmaß bei der Erwartungshaltung der Beschäftigten und andererseits darum, qualifizierte Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden und diese auch zu halten. Und dafür gibt es bewährte Mittel auch jenseits der 4-Tage-Woche.


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