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Human Resources
Elternschaft verstärkt Ungleichheit: Mütter verdienen rund 80 Prozent weniger als Väter

Elternschaft verstärkt Ungleichheit: Mütter verdienen rund 80 Prozent weniger als Väter

Marié Detlefsen | 08.04.24

Die Geburt eines Kindes sollte eigentlich immer ein Grund zur Freude sein, doch sie vergrößert die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt massiv. Laut einer neuen Studie bleibt die Einkommenskluft trotz einiger Fortschritte zwischen Müttern und Vätern bestehen.

Die unterschiedliche Entlohnung zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmer:innen spielt in öffentlichen Debatten immer noch eine sehr große Rolle, dennoch bleibt die Lohnlücke zwischen Müttern und Vätern in vielen Bereichen bestehen. So lag laut Auswertungen des Statistischen Bundesamtes die unbereinigte Gender Pay Gap 2023 bei 18 Prozent – und damit auf dem gleichen Niveau wie 2022.

Die Diskrepanz auf dem Arbeitsmarkt zwischen den Geschlechtern in Deutschland erreicht dabei ihren Höhepunkt, wenn Kinder ins Spiel kommen. Dies wird durch Analyse einer neuen ifo-Studie deutlich, die die Entwicklung der Ungleichheit in 17 Ländern in Europa und Nordamerika über die vergangenen 50 Jahre untersucht hat. Die Abweichungen waren dabei erheblich: Unter den 30-Jährigen verdienen Mütter im Durchschnitt zwischen 70 und 80 Prozent weniger als die Väter. Im Vergleich dazu ist der Unterschied bei kinderlosen Personen im gleichen Alter allerdings wesentlich geringer und auf weniger als fünf Prozent gesunken.

Mütter arbeiten fast nur in Teilzeit

Während Frauen meist einen höheren Anteil an Care-Arbeit leisten, zeigt sich für Männer in Deutschland ein gegenteiliger Trend. Laut Forscher:innen des ifo-Instituts habe die Elternschaft bei Vätern oft keinen negativen Einfluss auf die Erwerbstätigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Tatsächlich seien Männer häufiger erwerbstätig und verdienen sogar ein wenig mehr als Männer ohne Kinder. Als einen Grund hierfür identifizieren die Forscher:innen vor allem Fehlanreize im deutschen Steuer- und Transfersystem. Wirft man einen Blick auf den Ländervergleich, zeigt sich außerdem, dass die Einkommenskluft zwischen Müttern und Vätern in Deutschland am größten ist. Damit belegt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern einen der hinteren Plätze im Vergleichs-Ranking.

Doch woraus folgt diese große Lücke? Laut Studie geht der Einkommensunterschied mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, dass Mütter in Teilzeit arbeiten. Vor allem für Mütter um die 30 Jahre ist die Wahrscheinlichkeit in Teilzeit zu arbeiten viermal höher als für kinderlose Frauen. Trotz eines verringerten Ausmaßes der Ungleichheit bezüglich der Beschäftigungsrate in den vergangenen Jahren bleibt die signifikante Auswirkung der Elternschaft auf das Einkommen von Frauen erhalten. Dennoch lässt sich auch ein positiver Trend bei Arbeitnehmer:innen erkennen: Während die Erwerbsrate bei Männern im Alter von 25 bis 60 Jahren in den vergangenen 40 Jahren stabil bei ungefähr 90 Prozent lag, erhöhte sie sich bei Frauen von unter 60 auf über 80 Prozent.

Die Erwerbsrate bei Frauen stieg über die letzten Jahre immer weiter an (beim Klick aufs Bild gelangst du zu einer größeren Ansicht), © ifo-Institut, Grafik mit Diagramm
Die Erwerbsrate bei Frauen stieg über die letzten Jahre immer weiter an (beim Klick aufs Bild gelangst du zu einer größeren Ansicht), © ifo-Institut

Laut einer Glassdoor-Studie von 2023 wurde außerdem erneut bestätigt, dass sich unbezahlte Sorgearbeit auf die Gender Pay Gap auswirkt. So sind fast vier von zehn der sorgearbeitenden Frauen in Deutschland hauptverantwortlich für diesen Aufgabenbereich, auch wenn sie ihn sich mit einer anderen Person teilen. 68 Prozent der Befragten glauben zudem, dass eine fairere Aufteilung der Sorgearbeitsverpflichtungen dabei helfen würde, die Gender Pay Gap zu schließen. Hierbei können auch Arbeitgeber:innen einiges tun, um Sorgearbeitsleistende zu unterstützen. So wünschen sich 71 Prozent der Befragten mehr Fortbildungsprogramme für Menschen, die ihre Karriere aufgrund von Sorgearbeit zurückgestellt haben.

Des Weiteren wird deutlich, dass Mütter kaum in Vollzeit arbeiten, im Gegensatz zu den Vätern. Auch diese Entwicklung wird insbesondere durch den höheren Anteil an Care-Arbeit begünstigt. Konkret haben Frauen in Deutschland im Jahr 2022 wöchentlich rund neun Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit geleistet als Männer. Daraus ergibt sich eine Gender Care Gap von 43,8 Prozent. Frauen verbrachten insgesamt ganze 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit. Elena Herold, Forscherin am ifo-Institut, sagt hierzu:

Insbesondere das Ehegattensplitting begünstigt ein Familienmodell, in dem Frauen nach der Geburt des Kindes, wenn überhaupt, eher in Teilzeit wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen.

Insgesamt zeigt sich, dass Elternschaft in Deutschland die bestehende Geschlechterungleichheit insbesondere auf dem Arbeitsmarkt verstärkt. Trotz einiger Fortschritte bleibt die Einkommenskluft zwischen Müttern und Vätern signifikant, was auf strukturelle Fehlanreize und zu viel unbezahlte Care-Arbeit zurückzuführen ist. Arbeitgeber:innen sollten sich daher Gedanken machen, wie sie diese Ungleichheit bekämpfen und eine gerechtere Arbeits- und Familienpolitik fördern können.


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© Roberto Nickson – Unsplash

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