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Human Resources
Mit inklusiver Sprache gegen den Fachkräftemangel: Falsche Anreden schrecken Bewerber:innen ab

Mit inklusiver Sprache gegen den Fachkräftemangel: Falsche Anreden schrecken Bewerber:innen ab

Marié Detlefsen | 22.02.24

Viele Bewerber:innen fühlen sich bei falschen Anreden in Stellenbeschreibungen nicht angesprochen. Erfahre, wie inklusive Sprache in Jobanzeigen nicht nur den Fachkräftemangel bekämpfen, sondern auch zur Förderung von Vielfalt und Inklusion beitragen kann.

Der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem für Unternehmen in Deutschland, doch mit welchen Lösungsansätzen kann diesem entgegengewirkt werden? Eine Untersuchung der E-Learning-Plattform Preply in Zusammenarbeit mit Lisa Krawczyk, einer Expertin für inklusive Sprache, hat sich genau dieser Frage gewidmet. Ziel war es herauszufinden, welchen Einfluss der Gebrauch inklusiver Sprache auf den heutigen Arbeitsmarkt hat. Kann die Nutzung inklusiver Sprache in Stellenanzeigen dabei helfen, Recruiting-Lücken zu schließen? Wir zeigen dir, wie Unternehmen möglicherweise mit dieser Methode gegen den Fachkräftemangel vorgehen können.

Ende des Fachkräftemangels ist noch nicht in Sicht

Der Fachkräftemangel befindet sich weltweit auf einem Höchststand: Laut einer Studie der ManpowerGroup kämpfen etwa 82 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit offenen Stellen, die besetzt werden sollen. Generell liege Deutschland mit Griechenland und Israel im internationalen Vergleich auf Platz zwei und über dem globalen Durchschnitt. Arbeitgeber:innen versuchen derweil mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Benefits oder Lohnerhöhungen dagegen vorzugehen, aber auch ein inklusiver Sprachgebrauch kann eventuell Abhilfe schaffen.

Der Fachkräftemangel befindet sich weiterhin auf einem Höchststand - inklusive Sprache soll helfen.
Der Fachkräftemangel befindet sich weiterhin auf einem Höchststand, © ManpowerGroup

Es ist deutlich erkennbar, dass sich viele Unternehmen der Notwendigkeit bewusst sind, sich aktiv mit dem Thema Inklusion auseinanderzusetzen. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass viele Stellenausschreibungen explizit darauf hinweisen, wie sich das Unternehmen zu Diversität und Inklusion positioniert. Laut Preply ist allerdings entscheidend, dass diese Positionierung nicht nur lippenbekenntnisartig erfolgt, sondern mit konkreten Maßnahmen untermauert wird. Inklusion und Diversität dürfen nicht nur als „Nice-to-have“ betrachtet werden, sondern müssen im Unternehmensalltag gelebt werden. Dies kann beispielsweise durch Mentoring-Programme oder Schulungsangebote geschehen. Oberflächliche Maßnahmen oder irreführende PR Stunts werden von potenziellen Mitarbeitenden schnell durchschaut und können sogar das Image des Unternehmens schädigen.

Inklusive Sprache geht weiter als nur „m/w/d“

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Verwendung einer inklusiven Sprache in Stellenanzeigen. Häufig wird angenommen, dass die Ergänzung „m/w/d“ ausreicht, um Personen aller Geschlechter anzusprechen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, geschlechtsneutral zu formulieren, ohne dabei auf das generische Maskulinum zurückzugreifen. Unternehmen sollten sich bewusst positionieren und die Bedeutung einer gendergerechten Sprache betonen. Lisa Krawczyk, Expertin für inklusive Sprache bei presigno Unternehmenskommunikation, führt in diesem Zusammenhang auch noch an:

Es gibt das Gerücht, dass der Zusatz ,m/w/d‘ Pflicht sei. Das stimmt nicht. Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz gibt allerdings vor, dass in Stellenausschreibungen niemand aufgrund seines Geschlechts, Alters oder Herkunft diskriminiert werden darf. Da müssen Unternehmen sehr bewusst sein mit ihrer Wortwahl, nicht nur um möglichst viele Personen anzusprechen, sondern auch um dem Gesetz gerecht zu werden. Am Ende des Tages zählt allerdings der Gesamteindruck der Stellenbeschreibung.

Mithilfe inklusiver Sprache werden Bewerber:innen aufmerksamer auf Anzeigen

Des Weiteren spielt die Ressourcenfrage ebenfalls eine entscheidende Rolle. Oftmals ist unklar, wer in einem Unternehmen für das Thema Inklusion zuständig ist und in welchen Abteilungen es verankert ist. Stellenausschreibungen sollten je nach Zielgruppe in verschiedenen Sprachen verfügbar sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Deshalb ist es wichtig, genau zu wissen, wen man mit einer Stellenausschreibung ansprechen möchte. Floskeln wie „junges dynamisches Team“ können ältere Bewerber:innen direkt ausschließen und sollten daher vermieden werden. Laut Krawczyk sollte ein Hauptaugenmerk der Unternehmen darauf liegen, offener zu werden und festgefahrene Vorstellungen aufzubrechen, beispielsweise in Bezug auf die Sprachanforderungen in Stellenanzeigen:

Unternehmen müssen außerdem offener werden und davon wegrücken, dass man für jegliche Positionen Deutschkenntnisse auf Muttersprachenniveau braucht. Stattdessen sollten Stellenausschreibungen, je nach Zielgruppe, in mehreren Sprachen verfügbar gemacht werden. Dies hilft zusätzlich auch, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass der Fachkräftemangel eine Herausforderung für Unternehmen darstellt. Deshalb ist es wichtig, dass Arbeitgeber:innen eine Strategie entwickeln, um im Wettbewerb um Talente mithalten zu können. Eine inklusive Sprache in Stellenanzeigen wird das Problem zwar nicht vollständig lösen, könnte aber einen guten ersten Schritt in die richtige Richtung darstellen. Dadurch können mehr Bewerber:innen angesprochen werden und gleichzeitig können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Vielfalt und Inklusion leisten.

Schließlich sei auch erwähnt, dass viele Menschen gendergerechte Schreibweisen ablehnen; Unternehmen sind sich dessen ebenfalls bewusst, sollten aber als in der Öffentlichkeit stehende Instanz für sich Werte festlegen und auch bei Jobausschreibungen entscheiden, wie diese vermittelt werden.


6 Inspirationen für mehr Vielfalt und Inklusion im Arbeitsalltag

Tipps für mehr Vielfalt und Inklusion im Alltag.
© Ali Yahya – Unsplash

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