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Human Resources
Roborecruiting im Bewerbungsprozess: Beschäftigte stehen KI skeptisch gegenüber

Roborecruiting im Bewerbungsprozess: Beschäftigte stehen KI skeptisch gegenüber

Marié Detlefsen | 28.11.23

Wie verändert Künstliche Intelligenz die Art und Weise, wie wir uns bewerben und Unternehmen ihre Talente finden? Eine aktuelle Studie enthüllt die Skepsis der Bewerber:innen gegenüber Roborecruiting und die klare Präferenz für menschliche Interaktion im entscheidenden Moment des Bewerbungsprozesses.

Automatisierte Bewerbungsprozesse sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Mittlerweile nutzen viele Unternehmen Künstliche Intelligenz, um den Bewerbungsprozess schneller und effektiver zu gestalten – etwa durch ein Screening der Bewerbungsunterlagen, um benötigte Qualifikationen und Nachweise zu überprüfen. Vor allem die Strategie des Roborecruitings gewinnt immer mehr an Bedeutung. Aber auch Bewerber:innen machen sich die Tools mittlerweile zu eigen und erstellen Lebensläufe oder komplette Bewerbungsunterlagen mithilfe von KI.

Doch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz stößt auf gemischte Gefühle und wird von einigen kritisch betrachtet. Im Rahmen dessen untersuchte XING mithilfe einer Umfrage, wie Beschäftigte in Deutschland dem Einsatz von KI für Jobsuche und Bewerbung gegenüberstehen. Dabei stellte sich heraus, dass Bewerber:innen vor allem einen hohen Wert auf echte menschliche Interaktionen legen.

Was ist Roborecruiting?

Roborecruiting beschreibt den Einsatz von automatisierten Technologien und Künstlicher Intelligenz im gesamten Rekrutierungsprozess. Dabei werden KI-Systeme und Algorithmen genutzt, um verschiedene Aspekte der Personalauswahl zu automatisieren oder zu unterstützen. Im Roborecruiting können KI-basierte Tools beispielsweise für die Vorauswahl von Bewerbungen, das Analysieren von Lebensläufen, die Bewertung von Qualifikationen oder sogar für erste Kommunikationen mit Bewerber:innen eingesetzt werden. Chatbots könnten beispielsweise Informationen zu offenen Stellen liefern, Standardfragen beantworten oder erste Screening-Fragen stellen.

Die Idee hinter Roborecruiting ist, den Prozess effizienter zu gestalten, repetitive Aufgaben zu automatisieren und Ressourcen zu sparen. Doch während einige Unternehmen bereits diese Verfahren nutzen, stehen viele Bewerber:innen diesem noch skeptisch gegenüber.

80 Prozent möchten Interview mit einer echten Person führen

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent, im Auftrag von onlyfy by XING, gibt es eine gewisse Zurückhaltung unter deutschen Beschäftigten. Es stellte sich heraus, dass 71 Prozent der Befragten bisher keine bewusste Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz im Bewerbungsprozess gemacht hat. Dies verdeutlicht die Zurückhaltung bei der Einführung von KI-Tools oder -Systemen im Rekrutierungsbereich und die begrenzte Interaktion der Arbeitssuchenden mit solchen Technologien.

Sogar bei der Akzeptanz von KI-basierten Chatbots sind Arbeitnehmer:innen vorsichtig. Während etwa 40 Prozent offen für ihren Einsatz sind, wollen 21 Prozent im Verlauf des Prozesses mit einer echten Person sprechen. Rund 37 Prozent der Befragten lehnen KI-basierte Chatbots dagegen konsequent ab und bestehen auf ein von Menschen geführtes Bewerbungsverfahren.

So stehen Menschen dem Einsatz von KI im Bewerbungsprozess gegenüber
So stehen Menschen dem Einsatz von KI im Bewerbungsprozess gegenüber, © onlyfy

Das Verlangen nach menschlichem Kontakt zeigt sich besonders deutlich im finalen Bewerbungsgespräch, das für rund 80 Prozent der Menschen in Deutschland mit einem realen Gegenüber stattfinden soll. Diese Präferenz unterstreicht Frank Hassler, verantwortlicher Vorstand für Recruiting und Employer Branding bei der New Work SE, als wertvoll für beide Seiten:

Der menschliche Kontakt bietet beiden Seiten wertvolle Einblicke durch verbale und nonverbale Kommunikation. Bewerber erhalten einen besseren Eindruck vom Unternehmen, Personalerinnen davon, ob ihr Gegenüber ins Team passt.

Doch trotz dieser Betonung auf menschlicher Interaktion sehen Expert:innen Chancen in KI-basierten Lösungen, besonders in der Automatisierung von Standardfragen zum Beispiel zu Einstiegsmöglichkeiten oder Arbeitgeber:innenleistungen. Werden diese Fragen von einem Chatbot gestellt, bleibt später im persönlichen Gespräch mehr Zeit für das individuelle Kennenlernen. Weitere Experimente zeigen hingegen sogar, dass der Einsatz von KI – auch im Vorstellungsgespräch – ambivalent angesehen wird. So wird etwa eine höhere Einheitlichkeit der Beurteilung der Anwärter:innen bei stark automatisierten Bewerbungsprozessen erwartet, als wenn KI nur beim Screening genutzt wird. Stellenanzeigen, welche keine Verwendung von automatisierten Prozessen angeben, wurden in Hinblick auf die Einheitlichkeit sogar deutlich schlechter bewertet.

Mehrheit sieht Nutzen von Roborecruiting und KI bei Unternehmer:innen

Doch wie viel und was genau kann von einer KI übernommen werden? Diese Unsicherheit findet sich auch in der Umfrage wider. Somit geben über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) an, dass sie es für wichtig erachten, die Schnittstelle zwischen menschlicher und Künstlicher Intelligenz zu definieren. Interessanterweise glauben 31 Prozent der Befragten, dass der Einsatz von KI sowohl ihnen als auch ihren Arbeitgeber:innen zugutekommen könnte, vorausgesetzt, dieser steigert die Produktivität. Jedoch sind 25 Prozent der Meinung, dass die Vorteile primär aufseiten der Unternehmen liegen, da Arbeitnehmer:innen mehr in kürzerer Zeit erreichen können. Etwa ein Viertel (24 Prozent) zweifelt daran, dass KI ihre Arbeit effizienter gestalten könnte.


Lebenslauf von einer KI: Über die Hälfte aller Bewerber:innen verfassen Bewerbungen mit Online Tools

Jemand schreibt mithilfe einer KI einen Lebenslauf am Laptop.
© Glenn Carstens-Peters – Unsplash

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