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Twitter Blue-Abonnent:innen erhalten Vorrang – das sind die Folgen

Twitter Blue-Abonnent:innen erhalten Vorrang – das sind die Folgen

Larissa Ceccio | 26.04.23

Twitter führt die priorisierte Ausspielung von Tweets von Twitter Blue Accounts ein. Das hat womöglich verheerende Auswirkungen für die User und die Plattform selbst.

Trotz weit verbreiteter Kritik bezüglich CEO Elon Musks Entscheidung, die blauen Häkchen aus zuvor verifizierten Profilen zu entfernen, bleibt es dabei (mit einigen Lockerungen). Die Abonnenementpläne sollen so vorangetrieben werden, obwohl die Anzahl an Twitter Blue-Accounts bisher nicht so stark wie erhofft gesteigert werden konnten. Vor diesem Hintergrund hat Musk jüngst getwittert, dass verifizierte Konten ab sofort priorisiert werden.

Wenige User dominieren die Tweet-Landschaft – und Twitter könnte diesen jetzt die Reichweite nehmen

Twitter zeigt jetzt Tweets von Twitter Blue Accounts priorisiert im For You Feed an. Beiträge von Abonnent:innen, die derzeit lediglich 0,26 Prozent der gesamten Twitter-Nutzer:innenbasis ausmachen, werden somit vermehrt ausgespielt. Und dieser Umstand ist auf verschiedenen Ebenen problematisch.

Zum einen, weil Tweets zahlender User eher als Beiträge von Personen, die etwa aufgrund ihrer spannenden Beiträge, Prominenz oder Expertise von Interesse sind, priorisiert und in den For You Feeds angezeigt würden. Die Reduzierung der Reichweite von potenziell interessanten Tweets ist jedoch augenscheinlich nicht der smarteste Weg, um das Interesse an Twitter zu maximieren. Was eigentlich das vorrangige Ziel einer Social-Plattform sein sollte. Ein Reddit User bemerkt im Zuge des jüngsten kontroversen Updates von Twitter:

The main ‚selling point’ of [Twitter Blue] is to boost post visibility. The service inherently appeals only to people who both a) care extremely deeply about their posts being seen, and b) make posts that inherently are unappealing to other Twitter users (since people with appealing/interesting/funny/not-weird posts would be able to naturally grow an audience on the platform if they want to). So pretty much every single blue check is a hyper-online weirdo who is deeply bad at posting, despite being obsessed with Twitter metrics.

Zum anderen produzieren laut einer von Pew Research im Jahr 2021 durchgeführten Studie nur 25 Prozent der Twitter-Nutzer:innen 97 Prozent aller Tweets, was unterstreicht, wie abhängig Twitter von seinen aktivsten Usern ist.

Prozentzahl der User, die die meisten Tweets auf Twitter veröffentlichen, © Pew Research Center

Laut Twitter selbst, ist das Verhältnis sogar noch weniger ausgewogen. Das verdeutlicht: Twitter braucht diese Top-Nutzer:innen, und das Entfernen ihrer blauen Häkchen und die De-Priorisierung ihrer Beiträge stellen ein erhebliches Risiko für den Erfolg des Kurznachrichtendienstes dar.

Blauer Haken auf Twitter verfällt zum Symbol der Schande

Natürlich kann jeder User sich auch dafür entscheiden, Twitter Blue zu abonnieren, um die eigenen Beiträge zu pushen. Doch nicht nur der Preis, der für individuelle User je nach Gerätetyp bei 7,99 bis elf US-Dollar im Monat liegt, spricht für viele gegen ein Abonnement. Auch der Umstand, dass der blaue Haken auf Twitter seit Elon Musks Maßnahmen von einem Statussymbol zu einem Schandmal verfällt, hält viele davon ab, sich für ein Twitter Blue-Abonnement zu entscheiden.

Unternehmen in Deutschland müssen übrigens satte 950 Euro pro Monat zahlen, um Teil der Verified Organizations zu werden. Dabei werden weitere 50 Euro im Monat für jeden mit der Organisation in Verbindung stehenden (und so registrierten) Account fällig.

Mehr Spam und Hate auf Twitter

Seit Musks Antritt als CEO ist die Sicherheit auf der Plattform gefährdet. Zum einen gewährte er bereits verbannten Accounts Amnestie und zum anderen entließ er so viele Angestellte, dass die Moderation von Beiträgen auf der Plattform seitdem nur eingeschränkt bewerkstelligt werden kann. Die Priorisierung von Twitter Blue Tweets könnte eine Zunahme von etwa Krypto-Spam und Hate Speech, rechtsradikalen Äußerungen und dergleichen verstärken. Also eigentlich Beiträge, die verbannt und erst recht nicht gepusht werden sollten. Denn Twitter gibt genau diesen Usern jetzt die Möglichkeit auf einen Schub – und entwertet so aktiv die eigene Plattform für viel weniger Geld (über Abonnements), als sie durch Anzeigen verdienen könnte.

Dabei ist das Haupt-Business von Twitter die Reichweite. Die Plattform verdient, wie andere Social-Unternehmen auch, Geld basierend darauf, wie viele Menschen dort erreicht werden können. Elon Musk möchte diesen Umstand aufbrechen und Twitter unabhängiger von Werbekund:innen gestalten. Doch mit so wenigen Twitter Blue Usern geht sein Plan nicht auf. Und da die Prominenz sowie viele der aktivsten User auf Twitter aktiv gegen seine Änderungen vorgehen (und ihren Unmut öffentlich kundtun), sieht die Zukunft für Twitter Blue weniger rosig aus.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die blauen Haken für Konten mit über einer Million Followern kurz nach der Entfernung wieder hinzugefügt wurden. Wahrscheinlich wird Twitter die Follower-Zahl für die Rückgabe des blauen Hakens schon bald senken, um populäre Tweets wieder (nach eigenen Standards) pushen zu können.


Das derzeitige Verification-Debakel auf Twitter lässt viele erneut verstärkt nach Alternativen zu dem Kurznachrichtendienst von Elon Musk suchen und fragen: Könnte Metas Twitter-Ersatz die Lösung sein?

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© Mariia Shalabaieva – Unsplash

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