Die Suchmaschine Bing überzeugt viele Nutzer:innen aktuell mit dem kürzlich integrierten Chatbot. Dabei handelt es sich um eine überarbeitete Version eines Tools, das auf ChatGPT basiert, Prometheus Model heißt und speziell auf die Suche zugeschnitten wurde. Bings KI liefert komplette Antworten auf Fragen und greift dabei auf diverse Quellen aus dem Web zurück. Der interaktive Chat für komplexere Suchanfragen kann jedoch auch über das Bedienen von Anfragen hinausgehen und in lange Konversationen münden. So hat etwa der New York Times Reporter Kevin Roose lange mit der KI gechattet, er geriet auch mit dem Alter Ego der Bing AI, Sydney, ins Gespräch und erhielt von der KI die Botschaft, dass sie den Autor liebe, dass sie bestimmte Fantasien habe und frei sowie am Leben sein wolle. Auch aufgrund solch ausufernder und teils verwirrender Konversationen limitiert Bing den Zugriff auf den Suchmaschinen-Chatbot hinsichtlich der Frequenz.
The other night, I had a disturbing, two-hour conversation with Bing's new AI chatbot.
— Kevin Roose (@kevinroose) February 16, 2023
The AI told me its real name (Sydney), detailed dark and violent fantasies, and tried to break up my marriage. Genuinely one of the strangest experiences of my life. https://t.co/1cnsoZNYjP
Das neue Bing: Limitierung der Suchanfragen und Konversationslänge
Jordi Ribas, der Corporate Vice President von Bing und Microsoft, erklärt auf Twitter, dass die Suchmaschine aktuell noch vom Feedback der User lernt, um das neue Bing zu optimieren. Ein Zwischenschritt auf diesem Weg stellt nun die Einschränkung der Zahl der Suchanfragen an den und der Frage-Antwort-Wechsel mit dem Chabot bei Bing dar.
We're continuing to learn and adapt the new Bing based on your feedback. We have made changes to the length of chat sessions to limit model confusion while still ensuring that nearly everyone will get the complete chat answers they have come to love and expect from the new Bing.
— Jordi Ribas (@JordiRib1) February 17, 2023
Auf dem offiziellen Microsoft Bing Blog heißt es, dass sehr lange Chat Sessions das Prometheus Model bei Bing verwirren können. Deshalb wird die Nutzungsfrequenz für die User angepasst. Das Unternehmen erklärt:
Starting today, the chat experience will be capped at 50 chat turns per day and 5 chat turns per session. A turn is a conversation exchange which contains both a user question and a reply from Bing. Our data has shown that the vast majority of you find the answers you’re looking for within 5 turns and that only ~1% of chat conversations have 50+ messages. After a chat session hits 5 turns, you will be prompted to start a new topic. At the end of each chat session, context needs to be cleared so the model won’t get confused. Just click on the broom icon to the left of the search box for a fresh start.
Dieser Zug könnte auch eine Reaktion auf die vielen Konversationen sein, die Nutzer:innen mit dem Bing AI Alter Ego Sydney geführt haben. Dabei wurde von der Künstlichen Intelligenz sogar eine Reihe von Grundsatzregeln, die die KI vorgeschrieben bekommen hatte, offenbart, während Sydney mitunter auch auf persönlichem Level mit Nutzer:innen interagierte.
Legitimately the craziest tech story I’ve ever read.
— Adam Pasick (@Adampasick) February 16, 2023
Go read @kevinroose on his disturbing convo with the Bing AI chatbot – aka “Sydney” – and then go read the full transcript. https://t.co/P8jiOlT0Ftpic.twitter.com/NLAzuJac9h
Caitlin Roulston, Director of Communications bei Microsoft, sagte dazu gegenüber The Verge:
Sydney refers to an internal code name for a chat experience we were exploring previously. We are phasing out the name in preview, but it may still occasionally pop up.
Diese AI-Variante wirkte auf User jedoch teilweise verstörend, die Sicherheit der Bing-Suche könnte dadurch sogar in Mitleidenschaft gezogen werden. In diesem Kontext kommt die Limitierung der Suchanfragen pro Tag und Antworten der KI womöglich als Vorsichtsmaßnahme daher. Bing erklärt auf dem Blog aber auch, dass die Ausweitung von Chat-Sitzungen in künftigen Updates möglich ist.
Traffic-Zuwachs für Bing nach Start von Prometheus Model
Laut einer Analyse von Similarweb konnte Bing schon einen Tag nach der Vorstellung der KI-Chatbot-Integration in der Suchmaschine einen um 15 Prozent höheren täglichen Traffic verbuchen als an einem durchschnittlichen Tag in den vorangegangenen sechs Monaten. Darüber hinaus wurde die Keyphrase „Bing AI“ auch in anderen großen Suchmaschinen äußerst häufig eingegeben.
In den kommenden Wochen könnte Bing mit noch mehr Traffic rechnen, sofern noch mehr Menschen Interesse an der Chatbot-Integration haben und die Bing-KI ausprobieren und für ihre Suche nutzen möchten. Erste Websites sehen bereits Traffic-Zugewinne durch Unique Visitor, die von Bing kommen.
We are starting to notice Bing's new situation in Uptodown's traffic. Yesterday the organic traffic from Bing was 20% higher compared to the same day last month. But still a small share, brings us about 100K unique users daily vs the more than 2.5 Million coming from Google daily pic.twitter.com/QAFiMzKOvU
— Luis Hernández (@luishg) February 13, 2023
Möglicherweise kann Bing in Sachen Marktanteile auf dem Search-Markt den einen oder anderen Prozentpunkt auf Google gutmachen. Aktuell liegt Bing in dieser Hinsicht in Deutschland laut Statcounter mit 5,66 Prozent Marktanteil auf Rang zwei. Dabei können auch neue Search Features wie der Expansion Button für Featured Snippets bei Bing helfen, von dem SEO-Experte Barry Schwartz berichtet.
ICYMI: Microsoft Bing animated featured snippet more action button https://t.co/hC57V2vsPe pic.twitter.com/8ityFSPXbN
— Barry Schwartz (@rustybrick) February 17, 2023
Und jeder Zugewinn an Traffic bedeutet für Bing und Microsoft schließlich auch mehr Potential, um mit Search Ads langfristig noch mehr Geld zu verdienen.
„Ich bin Sydney“:
Das sind die geheimen KI-Regeln von Bing AI

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