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Büroalltag
Gender Gap zeigt sich auch beim Sparen

Gender Gap zeigt sich auch beim Sparen

Selina Beck | 05.12.22

Frauen sparen mehr als Männer, haben aber weniger Rücklagen. In diesem Artikel erfährst du, welche Auswirkung die Gender Gap hat.

Der Ökonom Marcel Fratzscher hat in seiner Kolumne für ZEIT ONLINE darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht nur beim Einkommen eine Gender Pay Gap gibt, sondern auch beim Sparen. Die Gender Gap beim Sparen besteht, obwohl Frauen prozentual mehr Geld sparen als Männer. Dennoch besitzen sie weniger Ersparnisse. Diese gesellschaftliche Benachteiligung hat verheerende Konsequenzen.

40 Prozent der Deutschen haben so gut wie keine Ersparnisse

Marcel Fratzscher schildert in seinem Artikel, dass in Deutschland vergleichsweise viel gespart wird. Dennoch besitzen 40 Prozent der Bürger:innen keine erwähnenswerten Rücklagen. Hierbei sind Frauen besonders häufig vertreten.

Dies führt offenkundig zu einem erhöhten Armutsrisiko für Frauen und einer geringeren soziale Teilhabe. Das hat letztlich auch negative gesundheitliche Auswirkungen. Die Ursachen dafür liegen in der systematischen Schlechterstellung von Frauen. Laut dem aktuellen Global Gender Gap Report liegt Deutschland diesbezüglich auf den hintersten Plätzen. Demnach dauert es noch 132 Jahre, bis Frauen im Job gleichgestellt sind. Erst dann ist die Gender Gap rechnerisch vollumfänglich geschlossen.

Das sind die Gründe für die Gender Gap

Frauen haben eine Sparquote von 14 Prozent, Männer sparen nur zehn Prozent ihres monatlichen Einkommens. Aber: Männer haben ein mehr als doppelt so hohes mittleres Nettovermögen wie Frauen. Die Gender Pay Gap liegt in Deutschland bei rund 18 Prozent. Frauen arbeiten unter anderem häufiger in Teilzeit. Mehr als die Hälfte der Frauen arbeitet nicht in Vollzeitjobs. Teilzeitjobs werden jedoch oft schlechter bezahlt. Mit zunehmendem Alter – spätestens ab der Gründung einer Familie – wird dieser Unterschied noch deutlicher.

Infolgedessen liegen auch die Rentenansprüche für Frauen um 26 Prozent unter denen der Männer. Innerhalb einer Lebensspanne beträgt der Unterschied beim gesamten Arbeitseinkommen sogar 50 Prozent.

Laut Fratzscher liegen die Unterschiede nicht nur bei den Gehältern, sondern auch der deutlich höheren Besteuerung der Arbeitseinkommen von Zweitverdienenden (meist Frauen) und Hauptverdienenden (meist Männern). Dies zeigte eine Studie des DIW Berlin. Der Grund liegt im Ehegattensplitting, das häufig genutzt wird, da Männer oft mehr verdienen als Frauen. Frauen erhalten dadurch nicht nur weniger Einkommen, sondern ihnen bleibt vom gleichen Gehalt auch meist deutlich weniger Netto vom Brutto.

Laut Koalitionsvertrag plant die Ampel allerdings die Abschaffung der Steuerklassenaufteilung in Steuerklasse 3 und 5, eine Abschaffung des Ehegattensplittings als Ganzes ist das jedoch nicht. Einen Termin für dieses Vorhaben gibt es noch nicht.

Weniger Investitionen

Als weiteren Grund sieht der Ökonom die Tatsache, dass Frauen ihre Ersparnisse seltener in Aktien oder Immobilien investieren. Durch die von ihnen eher genutzten Spareinlagen erhalten sie eine geringere Rendite auf ihre Ersparnisse. Dies liege unter anderem auch an einer höheren Risikoaversion von Frauen im Vergleich zu Männern.

Weiterhin spielen Erbschaften eine Rolle bei der Gender Gap, denn laut einer DIW-Studie erben Frauen seltener Immobilien oder Unternehmensanteile, sondern häufiger finanzielle Vermögen.

Generationsunterschiede bei Ersparnissen

Auch bei den Generationen gibt es Unterschiede. Business Insider hat vor Kurzem aufgezeigt, dass Millennials finanziell schlechter als die Generationen vor ihnen dastehen. Die Generation Y hat mehr Schulden und weniger Wohlstand als die älteren Generationen. Die Gründe dafür sind beispielsweise die gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie der Rückgang des Immobilienbesitzes.

Das könnten Lösungen sein

Fratzscher sieht die Ursachen der Probleme unter anderem in unzureichenden Betreuungsangeboten für Kinder und damit einer nicht realisierbaren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die auch durch wenig Flexibilität am Arbeitsplatz verstärkt wird. Auch die höhere Besteuerung sorgt dafür, dass es wenig Anreize zur Erhöhung der Arbeitszeit gibt. Fratzscher schreibt:

Die riesige Lücke bei den Ersparnissen zwischen Frauen und Männern ist ein wichtiges gesellschaftliches Problem, aber auch ein blinder Fleck in unserem Diskurs. Ersparnisse geben Sicherheit und die Freiheit, mehr Eigenverantwortung für das eigene Leben übernehmen zu können. Die Ungleichheit bei der Möglichkeit zu sparen beschneidet die Freiheit vieler Menschen, vor allem von Frauen. Finanzielle Bildung sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu verbessern sollte eine universelle Priorität in Deutschland sein. Aber die Politik muss noch dringender die Diskriminierung und die Hürden für Beschäftigung und gute Einkommen von Frauen im Arbeitsmarkt angehen. Und sie muss das Steuersystem endlich so reformieren, dass vor allem Frauen mit geringen und mittleren Einkommen nicht weniger Netto vom Brutto bleibt als Männern.


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Kommentare aus der Community

Angela am 06.12.2022 um 12:35 Uhr

Das Gendern, ändert nicht die Nachteile einer Frau in der Gesellschaft.

Ich war abgesichert , so dass ich mit 50 Jahren ein gutes Beruf freies selbstbestimmtes Leben führen hätten können.

Doch durch Gesetzesänderung und als alleinerziehende Mutter, kam ich in die Zwangslage alles aufzulösen. Dazu kam gesundheitliche und private Probleme.

Frauen arbeiten harter und werden immer noch von der Männer Welt verachtete.

Ich bin selbstbewusst, sozial und selbstbestimmtes erzogen worden.
Doch in der Gesellschaft, Schulen, Berufe und Partnerschaft und (Frauen)Freundschaften würde mir das Leben zur Hölle gemacht.

Ja, Männer Vergnügen sich mehr und es kümmert sie nicht von Kind auf was von ihnen gefordert wird. wieso auch , sie leben in einer Männer Welt und werden von Frauen erzogen und geprägt. Die Frauen unter stehen wiederum der Männerwelt.
Es kann nicht sein , dass die Gesellschaft noch 132 Jahren auf eine Welt warten soll, die auf Augenhöhe, Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissen von Frauen und Männer miteinander basiert Und nicht vergessen mit der Natur leben, statt die Natur beherrschen und clonte.

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