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Unternehmenskultur
Studie enthüllt: Mehrheit der Berufstätigen fühlt sich aktuell erschöpft

Studie enthüllt: Mehrheit der Berufstätigen fühlt sich aktuell erschöpft

Selina Beck | 21.09.22

Die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist erschöpft. Bei den Berufstätigen sieht die Situation noch schlechter aus.

Das Ergebnis einer repräsentativen Befragung schockiert: 49,5 Prozent der Deutschen sind erschöpft. Bei den Arbeitnehmer:innen liegt die Zahl noch höher: 56,9 Prozent der Berufstätigen haben sich in den letzten drei Monaten erschöpft gefühlt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Beratungsunternehmens Auctority in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey.

Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren besonders betroffen

Frauen sind im Durchschnitt etwas erschöpfter als Männer, zeigt die Studie. Für eine repräsentative Stichprobe wurden 5.000 Personen ab 18 Jahren im Juli dieses Jahres befragt. Besonders betroffen von Erschöpfung ist die Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren mit 73 Prozent. In dieser Generation zeigt sich deutlich die Herausforderung, Beruf, Familie und Haushalt gleichzeitig zu managen. Dementsprechend fühlen sich auch Personen in Haushalten mit Kindern mit 61,2 Prozent deutlich erschöpfter als Personen in Haushalten ohne Kinder mit 47 Prozent.

Die älteren Befragten ab 65 Jahren geben vor allem gesundheitliche Gründe mit 56 Prozent als Ursache für Erschöpfung an. Für die mittleren Altersgruppen liegt der primäre Grund jedoch durchgängig in der Arbeitssituation.

Existenzangst bei Generation Z

Für Besorgnis sorgt auch die Einschätzung von Studierenden und Auszubildenden, die zu etwa 75 Prozent aussagen, erschöpft zu sein. Zu diesem Ergebnis kam auch das aktuelle Karrierebarometer: Der akademische Nachwuchs ist laut diesem orientierungslos, besorgter denn je und zum Teil auch in existenzieller Not. Die Existenzangst ist bei der Generation Z ausgeprägt.

Weitere Stressfaktoren finden sich mit 32,2 Prozent in der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, in der allgemeinen politischen Lage (29,2 Prozent) sowie in der Informationsflut und den Medien mit 24,1 Prozent. Warum sich durch die Informationsflut am Arbeitsplatz 82 Prozent der Deutschen gestresst fühlen, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

© Auctority GmbH

Bewältigungsstrategien fehlen

Die Wirtschaftspsychologin Dr. Christina Guthier, die fachliche Begleiterin der Studie war, sieht die Ergebnisse als alarmierend an:

Die Generation zwischen 30 und 40 steckt in der Zwickmühle zwischen beruflichen, privaten und gesellschaftlichen Herausforderungen und scheint gerade verschlissen zu werden. Mehr als ein Drittel dieser Altersgruppe beobachtet diese Erschöpfung auch in ihrem Umfeld, und mit 15 Prozent dieser Gruppe befindet sich ein erheblicher Anteil bereits am Erschöpfungslimit.

Ein weiteres Problem hierbei: Etwa ein Viertel der Teilnehmer:innen verfügt nicht über eine angemessene Bewältigungsstrategie für den Umgang mit Erschöpfung. 27,8 Prozent der Befragten geben an, Erschöpfung sei „schwer loszuwerden“. Auch dieser Wert ist besonders hoch bei Auszubildenden (50 Prozent), Studierenden (45,5 Prozent) und in der Altersgruppe zwischen 30 und 40 (38,4 Prozent).

Wenn Arbeit und Privatleben gleichzeitig eher als erschöpfende Belastung empfunden würden und in beiden Bereichen die Erholung fehle, drohe sowohl eine gesundheitliche als auch eine soziale Überbeanspruchung, so die Psychologin.

Als Ursachen für die Erschöpfung am Arbeitsplatz sieht eine Mehrheit der Befragten den Leistungsdruck mit 56,3 Prozent, gefolgt vom Zeitdruck bei der Arbeit mit 43,1 Prozent und der Menge der Arbeit (41,2 Prozent).

Berater plädiert für Entbürokratisierung der Unternehmen

Nach Ansicht von Andreas Scheuermann, Partner des Beratungsunternehmens Auctority, sind eine Entbürokratisierung der Unternehmen, ein Abbau von Hierarchien und eine kollaborative Lösungsfindung über Unternehmensgrenzen hinweg erforderlich. Auch das Führungsverhalten von Vorgesetzten müsse sich stärker an Belastungsgrenzen orientieren.

Wirtschaftspsychologin Dr. Christina Guthier rät den Unternehmen:

Erschöpfung wird als weniger bedrohlich wahrgenommen, wenn Unterstützung und Autonomie auf der Arbeit gewährleistet sind. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Erschöpfung sogar etwas Gutes sein kann, wenn sie sich lohnt. Diese positive Auffassung zu Erschöpfung teilten allerdings nur 11 Prozent der befragten angestellten Beschäftigten. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf für Unternehmen. Wir müssen Arbeitsbedingungen schaffen, in denen es sich für den oder die Einzelne lohnt, Leistung zu erbringen und gleichzeitig genügend Zeit und Raum für Erholung sichergestellt wird.

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