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Human Resources|Unternehmenskultur
Neue Wege für die Mitarbeiter:innenbindung – wie das Employee Engagement mit Sport verbessert werden kann

Neue Wege für die Mitarbeiter:innenbindung – wie das Employee Engagement mit Sport verbessert werden kann

Selina Beck | 20.07.22

Das Employee Engagement ist zentral für den Unternehmenserfolg. In diesem Artikel erfährst du, wie Sport die Mitarbeiter:innenbindung stärken kann.

Fachkräftemangel und dann noch die drohende Great Resignation: Für Unternehmen ist es heute wichtiger denn je, ihre Mitarbeiter:innen an sich zu binden. Neue Wege geht dabei das Startup Teamfit: Mit Social-Fitness-Anwendungen wollen die Entwickler:innen zum Teamzusammenhalt beitragen. Im schriftlichen Interview mit OnlineMarketing.de hat der Mitgründer von Teamfit, Alexander Kuttig, unter anderem darüber gesprochen, wie sich Sport-Challenges auf das Employee Engagement auswirken.

Jede:r Vierte kündigt ohne neuen Job in Aussicht

Das Employee Engagement ist in vielen Firmen problematisch, denn rund ein Drittel der Arbeitnehmer:innen verspürt vor allem seit Pandemiebeginn einen größeren Wunsch nach beruflicher Veränderung. Dies betrifft vor allem die jüngeren Generationen, welche am meisten Unzufriedenheit im beruflichen Kontext verspüren. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sogar jede:r Vierte kündigt, selbst wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, einfallsreiche Wege der Mitarbeiter:innenbindung zu finden.

Eine neue Strategie hierfür bietet die App Teamfit vom gleichnamigen Münchener Unternehmen an. Auf der Plattform gibt es verschiedene Social-Fitness-Anwendungen sowie Angebote zu den Themen Nachhaltigkeit und Mindfulness, die der digitalen betrieblichen Gesundheitsförderung dienen können. Über die App schließen sich Mitarbeiter:innen zu Teams zusammen und können mit anderen Abteilungen oder Standorten in einen Wettbewerb treten.

Doch nicht nur der gesundheitliche Aspekt steht im Vordergrund: Mit den verschiedenen Sport-Challenges sollen auch der Zusammenhalt im Team und das Employer Branding gestärkt werden, so die Anbieter:innen. Mittlerweile nutzen 300.000 Angestellte in Unternehmen wie der BMW AG oder DB Schenker die App firmenintern. Doch kann Sport wirklich dabei helfen, das Employee Engagement langfristig zu stärken?

Das Interview

OnlineMarketing.de: Ihr habt während der Coronapandemie die App Teamfit entwickelt. Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer App?

Alexander Kuttig: Wir wollen die Mechanismen, die im Mannschaftssports schon lange etabliert sind, gewinnbringend und digital in Unternehmen einsetzen, um die Mitarbeiter:innenbindung und Mitarbeiter:innengesundheit sowie den Teamgeist zu stärken. Schließlich gibt es wenige Dinge, die Menschen so eng zusammenschweißen, wie gemeinsam Ziele zu erreichen und spannende Erlebnisse zu teilen. Genau das bietet Teamfit im Rahmen von digitalen Unternehmens-Challenges.

Alexander Kuttig ist Mitgründer der Teamfit GmbH

Welche Sportarten und Challenges bietet Teamfit an, um wirklich alle Arbeitnehmer:innen zum Sport zu animieren? Wie können Arbeitgeber:innen es schaffen, dass alle Mitarbeiter:innen beim Social Fitness und anderen Projekten mitmachen?

Der wichtigste Punkt einer Unternehmenschallenge ist es, jeder oder jedem in der Organisation die Möglichkeit zum Mitmachen eröffnen zu können. Um das zu garantieren, sollte das Angebot dann auch möglichst breit aufgestellt werden – ob „nur“ ein einfaches Tracking der täglichen Schritte über Yoga, Laufen bis hin zum Radfahren und der Haus- und Gartenarbeit – mit über 80 weiteren Sportarten zählt bei den Teamfit Challenges wirklich jede Bewegung. Da die Unternehmens-Challenges aber auch in anderen Bereichen funktionieren, bieten wir mittlerweile auch die Module Ernährung, Mindfulness und Sustainability an. So lassen sich über das Jahr verteilt verschiedene Schwerpunkte setzen und wirklich alle Mitarbeiter:innen ansprechen.

Wie können auch Menschen mit Beeinträchtigungen bei den Challenges inkludiert werden?

Im Bereich der Bewegungs-Challenges bieten wir Sportarten wie Rollstuhlfahren oder Handradfahren an, um beeinträchtigte Menschen miteinzubeziehen. Andere Challenges, zum Beispiel für Mindfulness, können von den meisten Menschen problemlos absolviert werden.

Wie kann eine Anwendung wie Teamfit Firmen dabei helfen, Mitarbeiter:innen an das Unternehmen zu binden?

In einem ersten Schritt schließen sich Teilnehmer:innen zu Teams zusammen. Diese kleinen eingeschworenen Einheiten stärken zunächst das Gemeinschaftsgefühl im jeweiligen Team. Weiterhin ist die App komplett im „Look and Feel“ des Unternehmens gebrandet – so entsteht die Möglichkeit, über die App in einem sehr positiven Kontext mit den eigenen Mitarbeiter:innen zu kommunizieren und wahrgenommen zu werden. Diese Kombination aus besserem Zusammenhalt und positiver Wahrnehmung des Unternehmens stärkt nachweislich die Bindung von Mitarbeiter:innen an die Organisation nachhaltig. Denn: In einer unserer letzten Umfragen gaben über 90 Prozent der Teilnehmer:innen an, dass sie die Sport- und weitere Challenges als eine tolle Maßnahme ihrer Arbeitgeber:innen schätzen.

Wie wirkt sich die App Teamfit auf das Employee Engagement aus? Welche Rückmeldung bekommt ihr von den teilnehmenden Unternehmen?

Im Schnitt melden sich über 50 Prozent der Angestellten bereits bei der ersten Teamfit-Challenge an. Das trifft sowohl auf kleine Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten zu als auch auf große Konzerne mit über 100.000 Mitarbeiter:innen. Besonders erfreulich ist, dass die gemeinsame Challenge auch immer zum Gesprächsthema im Unternehmen wird und gerade in der jetzigen Zeit die vielen negativen Schlagzeilen und Gesprächsthemen verdrängt.

Wie kann verhindert werden, dass Arbeitnehmer:innen die Anwendung negativ aufnehmen, indem sie sich beispielsweise durch ihre Arbeitgeber:innen zum Sport gedrängt fühlen?

Grundsätzlich muss eine Teilnahme immer auf freiwilliger Basis erfolgen und das muss auch so kommuniziert werden. Niemand darf sich zur Teilnahme genötigt fühlen, damit die Unternehmens-Challenge ein Erfolg wird. Die Einstiegshürden sollten dementsprechend so gering wie möglich gehalten werden, dass jede oder jeder mitmachen kann, auch wenn man keinen zusätzlichen Sport machen will. Die Erfahrung zeigt, wer erstmal im kleinen Rahmen dabei ist, macht im Laufe eines Wettbewerbs dann auch gerne immer mehr.

Ihr bietet bei Teamfit auch Module für Mindfulness, Ernährung und Nachhaltigkeit an. Inwiefern können diese Themen bei der Mitarbeiter:innenbindung helfen?

Die anderen Module sorgen für Abwechslung und stärken die Wahrnehmung der Arbeitgeber:innen als Unternehmen, welche sich wirklich umfassend um ihre Mitarbeiter:innen kümmern. Die einzelnen Bereiche haben zusätzlich noch wichtige Auswirkungen auf die Mitarbeiter:innenbindung. Unser Mindfulness-Modul unterstützt mit geführten Meditationen und einem umfangreichen Audiobereich zum Thema Entspannung die Reduzierung von Stress und beugt so der momentan sehr präsenten Burn-out-Thematik vor. Hier gilt auch, dass ein weniger gestresster Mensch ein zufriedener Mensch ist: Wer zufriedener zur Arbeit geht, ist auch weniger dazu geneigt, das Unternehmen zu verlassen. Das Ernährungsmodul stellt großartige Rezepte bereit und ermöglicht auch gemeinsame Koch-Challenges inklusive Fotoaktionen, bei denen man die gekochten Gerichte fotografiert und hochlädt. Darüber können tolle gemeinsame Erlebnisse geschaffen werden, welche sich die Mitarbeiter:innen auch später immer wieder in Erinnerung rufen können. Das Feature zur Nachhaltigkeit ermöglicht es Unternehmen, Angestellte auf motivierende Art und Weise für ökologisches Verhalten zu belohnen und sich somit als verantwortungsvolle:r Arbeitgeber:in zu positionieren.

Wie können digitale Gesundheitsanwendungen das Employer Branding stärken?

Digitale Gesundheitsanwendungen an sich sind ein sicherlich immer wichtiger werdender Punkt. Bei Teamfit ist es einerseits der Gesundheitsaspekt, andererseits aber der spielerische Team-Aspekt, die auf das Employer Branding einzahlen. Die meisten gemeinsamen Aktionen erzeugen tolle Bilder, Collagen oder Geschichten, welche für das Unternehmen super eingesetzt werden können.

Wie werden die Gesundheits- und Bewegungsdaten der Teilnehmer:innen bei Teamfit datenschutzrechtlich geschützt?

Wir achten auf eine strikte technische Trennung zwischen personenbezogenen und Gesundheits- bzw. Bewegungsdaten. Alle Informationen werden nur verschlüsselt übertragen und verschlüsselt gespeichert. Nutzer:innen haben in verschiedenen Stufen Zugriff: Im öffentlichen Challenge-Bereich sieht man nur Daten auf Teambasis, im Team sieht man nur allgemeine Daten der Teilnehmer:innen und die sensibelsten Infos zu Bewegungs- und Leistungsdaten sehen nur die individuellen Nutzer:innen selbst. Letztendlich gibt Teamfit Daten auch nur auf Teambasis an Unternehmen weiter und wir werden niemals Daten über einzelne User an Dritte übermitteln.

Ist eure App auch dazu geeignet, die Vereinbarung von Arbeitszeit und Sport, die für viele Arbeitnehmer:innen eine Hürde ist, zu vereinfachen? Und soll somit ein Schritt in Richtung New-Work-Modell ermöglicht werden?

Absolut. Da die meisten Angebote komplett ohne Geräte absolviert werden, können Teamfit-Workouts überall und jederzeit absolviert werden. Teamfit motiviert auch dazu, die bestehende Zeit besser zu nutzen. Das heißt zum Beispiel, den Weg in die Arbeit mit dem Fahrrad zurückzulegen oder während der Arbeitszeit kurze „Movement Snacks“ zu absolvieren. Auch die Motivation, den Alltag einfach fitter zu gestalten, steigt durch Teamfit und die Anbindung von Schrittzählern.

Kann ein Ansatz wie jener von Teamfit auch beim Recruiting schon als Pull-Faktor eingesetzt werden? Wie würdet ihr das Modell dabei einsetzen?

Ja, denn besonders die Bilder, Collagen und Geschichten, die aus den Wettbewerben entstehen, sowie der gute Teamzusammenhalt können Teil einer jeden Stellenanzeige sein. Weiter können in den Bewerbungsgesprächen Erzählungen der letzten Challenges helfen, die Bewerber:innen vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Das kennen wir aus eigener Erfahrung. Ich führe noch eine Entwickler:innenagentur mit über 30 Softwareentwickler:innen und diese Geschichten kommen bei Bewerber:innen wirklich gut an.




Wir bedanken uns recht herzlich für das schriftliche Interview mit Alexander Kuttig und die aufschlussreichen Insights.

Weitere Strategien, wie Unternehmen Mitarbeiter:innen an sich binden und Kündigungswellen vermeiden können, findet ihr in diesem Artikel. Tipps fürs Team Spirit gibt es hier.

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