Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Human Resources
Karriere-Killer Pandemie: Frauen stecken beruflich zurück und werden in veraltete Rollenbilder gedrängt

Karriere-Killer Pandemie: Frauen stecken beruflich zurück und werden in veraltete Rollenbilder gedrängt

Michelle Winner | 07.12.21

Die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass viele Frauen der Dreifachbelastung von Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt ausgesetzt waren. Der Wiedereinstieg in den Joballtag wird ihnen erschwert – doch nicht nur das Virus trägt Schuld daran.

Bereits relativ zu Beginn der Pandemie im Mai 2020 berichteten wir darüber, dass der Lockdown Frauen zurück in eine veraltete, stereotype Rolle drängt. Denn obwohl beide Elternteile im Home Office arbeiteten, waren es die Mütter, die sich überwiegend um das Home Schooling und die Kinderbetreuung sowie den Haushalt kümmern mussten. Dadurch sank ihre Leistung und die Unzufriedenheit mit der Arbeit stieg. Heute, knapp eineinhalb Jahre später, hat sich die Situation für Frauen kaum gebessert, wie eine aktuelle Auswertung der Karriereplattform Monster zeigt. Jetzt liegt es an den Unternehmen, Frauen bei der Rückkehr auf die Karrierebahn zu unterstützen.

Coronapandemie legt Frauen Steine in den Weg

In der Auswertung von Monster heißt es, dass die Karrieren von Frauen unverhältnismäßig stark von der Pandemie getroffen wurden. Insbesondere Mütter hatten mit der Dreifachbelastung von Home Office, Kinderbetreuung und Haushalt zu kämpfen, was dazu geführt hat, dass viele ihre Berufstätigkeit zurückgestellt haben. Das deutet darauf hin, dass es nicht genug Unterstützung seitens der Unternehmen, aber auch der Gesellschaft gab. Hinzu kommen außerdem noch die psychischen Belastungen durch die Pandemie. Doch mit Ende des Lockdowns ist die Gleichstellung nicht plötzlich wieder zurück. Im Gegenteil: Frauen müssen sich in ihren Berufen teilweise noch härter durchschlagen und den Abstand, der durch das Zurückstellen der Tätigkeit zu ihren Kollegen entstanden ist, wieder aufholen.

Die Frage ist, ob sie das schaffen und ob sie es aus eigener Kraft schaffen. Denn gegen strukturelle Probleme und Ungerechtigkeit ist es schwer, sich zu wehren. Doch zunächst noch mehr zum Status quo: Jede fünfte Frau weltweit gibt an, dass die Pandemie sie in ihrer Karriere zurückgeworfen habe. 40 Prozent arbeiten zudem in Branchen die besonders stark durch Lockdown und Co. leiden mussten (36 Prozent bei den Männern) und der Pflegesektor ist zudem mit 70 Prozent Frauen besetzt. Heißt, selbst ohne Kinder oder Home Office war die Belastung durch die Pandemie im Arbeitsalltag enorm hoch. So hoch, dass Ende des zweiten Quartals 2020 in wirtschaftlich starken bis mittelstarken Ländern 1,7 Mal so viele Frauen arbeitslos waren als Männer.

Pay Gap bleibt auch während der Pandemie bestehen

Die internationale Auswertung von Monster zeigt außerdem, dass die Gender Pay Gap ein großes Problem bleibt. Stand 2021 verdienen männliche Angestellte immer noch mehr Geld als die weiblichen. Statistisch runtergebrochen bekommt eine Frau, für jeden Dollar den ein Mann verdient, lediglich 77 Cent. Für Mütter ist die Spanne sogar noch größer, vermutlich weil viele von ihnen durch die Pandemie ihren Job aufgeben oder die Arbeitsstunden reduzieren mussten. So laufen sie Gefahr, in die Teilzeitfalle zu geraten. Speziell für Deutschland sind nur 43 Prozent der Befragten überzeugt davon, dass in Sachen Gehalt Geschlechtergerechtigkeit herrscht.

Doch es gibt noch mehr Unterschiede in der Arbeitssituation zwischen Männern und Frauen: Weibliche Arbeitskräfte leiden häufiger an Angstzuständen, Kopfschmerzen und Einsamkeit. Von Depressionen sind beide Gruppen gleich betroffen. Frauen sind außerdem häufiger unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation und sorgen sich öfter um ihren Arbeitsplatz. Gleichzeitig neigen sie zu neun Prozent weniger dazu, ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Die Belastungen der Pandemie haben dazu geführt, dass ein Großteil der Frauen auch nach dem „Ende“ von Corona keine weiteren Karriereschritte gehen möchte.

Die Pandemie trägt nicht allein Schuld

Die Coronapandemie hat unsere Arbeistwelt auf den Kopf gestellt , allen das Leben schwer gemacht und Frauen in ihrer Karriere zurückgeworfen und mehr belastet. Dennoch wäre es naiv zu glauben, dass mit dem Ende der Pandemie auch alle Probleme in Sachen Gleichberechtigung aus dem Weg geräumt wären. Das Coronavirus trägt an der Situation der Frauen nicht allein Schuld. Im Gegenteil: Die Pandemie hat strukturelle Probleme auf dem Arbeitsmarkt offen gelegt, die es schon lange gibt, die aber oft verborgen worden sind. Von stereotypischen Rollenbildern, an denen in der Gesellschaft noch immer festgehalten wird, bis zu ungerechten Gehaltsstrukturen in Unternehmen – die Coronapandemie hat die Probleme weiter ins Licht gerückt und uns verdeutlicht, dass sich etwas ändern muss.

Es gab die Gender Pay Gap schon vor der Pandemie, genauso wie haltlose Vorurteile, wie dass Frauen weniger belastbar wären und natürlich immer freundlich sein müssten. Es ist auch keine Seltenheit, dass Bewerberinnen im Jobinterview nach ihrer Familienplanung befragt werden – obwohl das nicht zulässig ist. Und auch wenn in den vergangenen Jahren oder sogar Jahrzehnten immer mehr Frauen sich für ihre Gleichbehandlung eingesetzt haben, sind wir noch weit von der Umsetzung entfernt.

So können Unternehmen weibliche Angestellte unterstützen

Unternehmen können Frauen bei ihrem Kampf um Gleichberechtigung unterstützen, indem Maßnahmen in Sachen Gender Equality treffen. Und das lohnt sich: Bemühungen für mehr Gleichberechtigung wirken sich positiv auf die Reputation aus. Außerdem ist laut der Auswertung von Monster der wirtschaftliche Nutzen von Gender-Equality-Maßnahmen sechs bis acht Mal so hoch wie die dafür erforderlichen Sozialausgaben. Doch welche konkreten Schritte können unternommen werden?

Zum Thema Jobeinstieg beziehungsweise Wiedereinsteig ist Kommunikation das höchste Gut. Frauen brauchen relevante Informationen über verfügbare Jobs und Unterstützung bei der Jobsuche in Branchen, die weniger von der Pandemie betroffen sind. In manchen Fällen können auch Coachings oder Tipps zur Steigerung des Selbstbewusstseins helfen, gerade wenn nach den Lockdowns Perspektivlosigkeit herrscht. Der wichtigste Faktor weltweit, damit Frauen karrieretechnisch wieder durchstarten können, ist jedoch Flexibilität. Hybride und flexible Arbeitsmodelle müssen her, um nicht nur das Wohlbefinden der Angestellten zu steigern, sondern auch um spontan auf Krisen und Co. reagieren zu können. Außerdem sollten Weiterbildungen gefördert werden und speziell für Deutschland steht der Punkt Work-Life-Balance im Fokus, beispielsweise durch Unterstützung bei der Pflege von Kindern und Angehörigen.

Weitere Maßnahmen zur Unterstützung von Frauen

Um Gleichberechtigung zu fördern, gibt es viele Wege. Einige davon haben die Autor:innen von Monster noch einmal aufgezählt:

  • Stellenbeschreibungen Überdenken: Formulierung, wirklich notwendige Skills, etc.
  • Vorurteile durch Selbstreflexion erkennen und ausmerzen, Stichwort Unconscious Bias
  • Gender Equality in allen Bereichen fördern: Gehalt, Beförderungen, Spitzenpositionen
  • Empowerment: Frauen helfen, ihren Selbstwert zu erkennen
  • Leistung anhand der Ergebnisse bewerten, nicht der Präsenz
  • Flexibilität beibehalten, beispielsweise Möglichkeit auf Remote Work
  • Wirkungsvolle Unterstützung: Stundenweise Pflege für Angehörige, interne Kita, Unterstützungsprogramme, Haushaltshilfen, Lieferung von Mahlzeiten

Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, Frauen zurück auf die Karrierespur zu helfen und Unternehmen dürfen dabei auch gern selbst kreativ werden. Wichtig ist nur, dass etwas getan werden muss – zum Wohl der psychischen und physischen Gesundheit von Frauen sowie ihren Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auch zum Schutz vor Altersarmut. Natürlich hat die Pandemie alle Menschen getroffen und ihr (Arbeits-)Leben verändert. Doch gerade im direkten Vergleich mit den männlichen Arbeitskräften, wurde Frauen noch mehr der Boden unter den Füßen weggerissen. Daher gilt es für Unternehmen jetzt umso mehr, gute Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeiter:innen zu schaffen und spezielle Maßnahmen zur Förderung und zum Wiedereinstieg von Frauen zu treffen.

In der unten stehenden Grafik findest du die Ergebnisse der Auswertung von Monster noch einmal zusammengefasst und auf einen Blick. Ein Klick aufs Bild bringt dich zur größeren Ansicht.

Mit Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht, © Monster.de

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.