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Influencer Marketing mit Fashion Nova: Zahlt der Fashion Shop zu wenig?

Influencer Marketing mit Fashion Nova: Zahlt der Fashion Shop zu wenig?

Aniko Milz | 04.12.20

Influencer werden extrem unterschiedlich bezahlt. Einige bekommen für ihre Arbeit lediglich einige Gratisprodukte. Grundsätzlich erwartet man diese Art von Bezahlung von kleinen Unternehmen, doch auch Online Shop Fashion Nova scheint recht geizig mit dem eigenen Influencer Budget umzugehen.

Influencer Marketing ist besonders auf Instagram ein Riesengeschäft. Um für Posts und Stories bezahlt zu werden, muss man dabei keine Millionen Follower haben. Auch sogenannte Micro Influencer gehen Kooperationen mit Unternehmen ein und verdienen so Geld. Dabei herrscht viel Unsicherheit darüber, wie viel ein Instagram Post oder eine Story wert sind. Seit einiger Zeit steht das Thema häufiger in der Öffentlichkeit. So berichteten wir vor Kurzem über einen Instagram Account, der anonym die Bezahlung von verschiedenen Influencern veröffentlichte. Jetzt haben mehrere Quellen Business Insider gegenüber ausgepackt, was der Online Fashion Store Fashion Nova den Influencern zahlt.

Großgeworden durch Influencer-Werbung

Fashion Nova konnte sich hauptsächlich durch Influencer-Werbung aufbauen. In den vergangenen Jahren hat der Online Shop Kooperationen mit über 3.000 Influencern gestartet, darunter auch Prominente wie Cardi B oder Kylie Jenner. Doch eine Partnerschaft mit großen Accounts ist bei Fashion Nova eher die Ausnahme. The New York Times berichtete letztes Jahr, dass die Strategie hauptsächlich daraus besteht, kleinen Accounts Gratisprodukte zuzusenden, die im Gegenzug Fotos von der Kleidung posten. Während dies für kleinere Unternehmen oft eine beliebte Möglichkeit ist, um mit Influencern zusammenzuarbeiten, ist der Branchen-Standard doch mittlerweile ein anderer.

Business Insider hat mit fünf Talent Managern gesprochen, die durch ihre Zusammenarbeit mit Influencern wissen, welche Preise gängig sind und welche Fashion Nova im Vergleich bietet. Sie alle gaben an, dass die Bezahlung des Online Shops deutlich unter dem normalen Niveau liege:

Generally, we find Fashion Nova will usually offer values between five and 10 times lower than the typical rate a talent would receive elsewhere. Then, the negotiations usually go in circles for months without going anywhere and usually ending in no opportunity, just wasted time because Fashion Nova will refuse to budge.

Trotz dieser Vorwürfe gilt Fashion Nova als eine der Top Brands im Influencer Marketing, die mit zahlreichen Micro und Nano Influencern zusammenarbeiten. Die Influencer-Marketing-Plattform CreatorIQ fand heraus, dass Fashion Nova in 2020 mit etwa 1.182 Influencern zusammengearbeitet hat und so über 5.700 Sponsored Posts zustande kamen. CreatorIQ schätzt den Wert dieser Posts für Fashion Nova auf über 15,5 Millionen US-Dollar. Im Oktober arbeitete Fashion Nova mit 122 Influencern zusammen, was den Online Shop hinter H&M (176 Influencer) und Nike (128 Influencer) auf Platz drei der Unternehmen setzt, die am häufigsten mit Influencern zusammenarbeiten.

Wie viel Geld bekommen große Influencer von Fashion Nova?

Die befragten Manager konnten zwei Kampagnenbeispiele geben, in denen deutlich wird, wie viel Fashion Nova den Influencern zu zahlen bereit ist.

Kampagne 1:

  • 4 Feed Posts
  • 2 Instagram Stories inklusive Swipe-up

Bezahlung: Für diese insgesamt sechs Posts sollte der oder die Influencerin keine Bezahlung erhalten, sondern lediglich acht verschiedene Produkte. Der Account des Influencers hatte über 100.000 Follower, so der Manager, der anonym bleiben möchte. Normalerweise würden andere Brands über 10.000 US-Dollar für eine solche Kampagne zahlen.

Kampagne 2:

  • 7 Feed Posts
  • 4 Stories inklusive Swipe-up
  • 5 YouTube Videos

Bezahlung: 8.000 US-Dollar waren als Bezahlung angesetzt. Der Account hatte über eine Million Follower auf Instagram und YouTube. Wie der Manager, der diese Zahlen teilte, angab, würden andere Brands schon für einen der Instagram Feed Posts 10.000 US-Dollar zahlen, was mehr ist, als Fashion Nova hier für das ganze Paket bereit war zu zahlen.

Das große Problem um Gratisprodukte gegen Arbeit

Das Problem der Branche ist, dass zu wenig Zahlen bekannt sind und keine Standards feststehen. Der eine bezahlt nach Follower-Zahl, der andere nach Engagement Rate und es gibt Influencer, die Stunden mit der Content-Produktion beschäftigt sind und solche, die sich offensichtlich keine Mühe gegeben haben. Dass besonders kleine Unternehmen lieber nur ein paar Gratisprodukte rausschicken und auf etwas Content hoffen, ist deshalb allzu nachvollziehbar, doch bei so großen Unternehmen wie Fashion Nova, sollte der Standard ein anderer sein. Jedoch gibt es genügend kleine Influencer, die sich geschmeichelt fühlen, überhaupt von so großen Marken wahrgenommen zu werden. Doch behält Fashion Nova es sich vor, jeglichen erstellten Content weiterzuverwenden – eine Klausel, die in Verträgen mit Influencern so eigentlich auch nicht mehr gängig ist, berichtet einer der Befragten. Ob die Leistungen, die gegenseitig erbracht werden, also fair sind, ist strittig.

Fashion Nova scheint mit dem Business-Modell gut zu fahren, doch wer selbst langfristig erfolgreich mit Influencern zusammenarbeiten möchte, sollte diesen auf Augenhöhe begegnen – und eine faire Bezahlung anbieten. Dann bleiben diese dem Unternehmen eventuell auch treu, wenn sie irgendwann höhere Follower-Zahlen haben.

Kommentare aus der Community

Daniel am 05.12.2020 um 07:56 Uhr

Naja, das es diese Unternehmen mit der Preisdrückerstrategie gibt, ist ja nun nicht gerade eine Neuheit. Viele Influencer arbeiten letztlich auch nach einer Mischkalkulation und haben eben auch unterschiedliche Preise, die aufgerufen werden, je nach dem wer fragt. Und da ja auch ständig Bedarf an neuem Content besteht, nehmen Manche dann eben auch mal einen schlechter bezahlten Deal mit. In der Mischkalkulation mit den anderen Deals, die in dem Monat gemacht wurden, passt das für viele dann eben doch. Nervig wird es aus Sicht des Influencers aber, wenn zu viele Unternehmen mit dieser Strategie unterwegs sind und mit unsinnigen Anfragen einfach nur Zeit fressen. Natürlich wäre es toll, ein transparentes Preissystem zu bekommen, aber selbst Print und TV haben das nach Jahrzehnten nicht hinbekommen. „Nach Auflage“ bzw. „Zuschauerzahlen“ zu bezahlen erinnert doch auch sehr stark an „Followeranzahl“ und „Likeanzahl“….

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