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Büroalltag
Studie: Produktivität steigt im Homeoffice signifikant

Studie: Produktivität steigt im Homeoffice signifikant

Maja Hansen | 14.05.18

Flexibles Arbeiten im Home Office senkt die Produktivität. Dass diese Annahme ein Vorurteil ist, zeigt die zweijährige Studie der Standford Universität jetzt auf.

Homeoffice? Na klar, dann machen sich die Angestellten einen Gemütlichen, legen viele Pausen ein und arbeiten von der Couch aus, während sie noch im Halbschlaf im Pyjama Fernsehen gucken. Die Leistung im Homeoffice wird niemals mit der im Büro mithalten können. Vorurteil? Ja! Eine zweijährige Studie aus Standford beweist nämlich, dass das Arbeiten von zuhause aus die Produktivität signifikant steigert.

Experiment an chinesischer Reiseagentur liegt Studie zugrunde

Der Professor Nicholas Bloom kam nach der Durchführung seiner Studie zu dem klaren Ergebnis: Arbeitet von zuhause aus! Um die Daten zu liefern, die diese These beweisen, kooperierte er mit James Liang, Co-Gründer und CEO von Ctrip, einer chinesischen Reiseagentur mit 16.000 Mitarbeitenden. Liang schöpfte Interesse, da der Platz im Headquarter in Shanghai langsam knapp wurde. So eröffnete er seinen Angestellten die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Viele Mitarbeiter von Ctrip müssen ohnehin jeden Tag einen langen Arbeitsweg auf sich nehmen, da sie sich keine Stadtwohnung leisten können. Auch aufgrund dieser Tatsache war Homeoffice für den CEO eine reizvolle Idee.

Der Mitgründer der Reiseagentur entschied sich also dazu, Angestellten das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. Aber gleichzeitig wollte er sichergehen, dass die Produktivität nicht unter dieser New Work-Form leidet. An dieser Stelle greift jetzt die Studie des Standford Professors. 500 Mitarbeiter wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Es gab eine Kontrollgruppe, die weiterhin aus dem Headquarter ihre Aufgaben erledigte. Die andere bestand aus Angestellten, die gerne von zuhause aus arbeiten wollten. Dabei wurde sichergestellt, dass die Freiwilligen ein Arbeitszimmer besaßen, mindestens schon sechs Monate Arbeitserfahrung bei Ctrip hatten und angemessenes Internet zur Verfügung stand.

Homeoffice steigert Produktivität und senkt Fehlzeiten

Die Studie zeigt, dass Personen, die im Homeoffice waren, ihre volle Zeit abarbeiten oder sogar mehr Zeit investierten. Während in der anderen Testgruppe Kollegen eher mal zu spät kamen, früher gingen oder vom Alltagsleben im Büro abgelenkt waren, fanden die Teilnehmer der anderen Gruppe es einfacher, sich zuhause zu konzentrieren und genossen das geringe Potential der Ablenkung. Es stellte sich heraus, dass die Angestellten im Homeoffice kürzere Pausen einlegten, nicht häufig wegen Krankheit ausfallen und sich weniger freinehmen. Dazu kommt, dass Emissionen reduziert wurden, da die Autos morgendlich nicht in Bewegung versetzt wurden. Gleichzeitig sparte die Firma über 2.000 Dollar pro Arbeitnehmer, da der teure Büroplatz in Shanghai unbesetzt blieb.

Teilnehmer klagen über Isolation im Homeoffice

Dennoch ruderten über die Hälfte der Studienteilnehmer wieder zurück. Sie beklagten die Isolation im Homeoffice und bevorzugten einen Platz im Büro. Dieses Ergebnis führte Bloom zu dem Ratschlag, Homeoffice zwar an bestimmten Tagen in der Woche zu ermöglichen, es aber nicht zur Verpflichtung zu machen.

Der Autor Scott Mautz berichtet, dass auch er einst von einem regulären Büroalltag zum Homeoffice Konzept wechselte. Er kann das Einsamkeitsgefühl der Studienteilnehmer nachvollziehen, dennoch glaubt er an die Vorteile, die das von zuhause aus Arbeiten mit sich bringt. Denn durch diese Arbeitsweise fühlt Mautz sich so produktiv wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er muss keinen langen Arbeitsweg auf sich nehmen, spart dadurch also Zeit und beginnt dementsprechend früher mit seiner Arbeit. Seine Arbeitsweise im Homeoffice kennzeichnet sich dadurch, dass er sich ausgesprochen besser konzentrieren kann, fokussierter ist und diesen Modus sogar über vier Stunden halten kann. Wer kann das schon von sich behaupten, dass man im Büro vier Stunden am Stück konzentriert und vertieft arbeitet?

Mautz berichtet zudem, dass er seinen Arbeitsalltag aufteile. Zwischendurch nehme er sich Zeit, um Sport zu treiben und so seine Akkus wieder aufzuladen. So fühlt er sich nach einem Workout wacher und kann wieder vital mit seinen Aufgaben fortfahren. Dennoch räumt er ein, dass Bloom mit seinem Vorschlag aus einem Mix an Möglichkeiten zwischen Büro und Homeoffice richtig zu liegen scheint. Sozialer Austausch im Job, Augenkontakt und direkte Zusammenarbeit gehören letztendlich dazu, damit wir uns gut fühlen.

Eine Mischung als Büroalltag und Homeoffice ist ideal

Es ist wohl deutlich geworden, dass die Produktivität von Mitarbeitern im Homeoffice messbar gestiegen ist. Dennoch birgt ausschließliches Arbeiten von zuhause aus auch Nachteile. Diejenigen, die diesem Arbeitskonzept nachgehen, wissen, dass es auch Schattenseiten dieser flexiblen Arbeitsweise gibt. Ideal wäre für Arbeitnehmer also, dass die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten besteht, aber dass von dieser Option frei Gebrauch gemacht werden kann. Aber grundsätzlich ist die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten ein echtes Privileg für Mitarbeiter.

Generell sollte die Diskussion in Unternehmen, die sich bisher gegen Homeoffice wehren, dahingehen, dass es auch dort eine Option sein könnte. Mitarbeitern wird so Vertrauen und Flexibilität geschenkt. Dieses wird, wie in der Studie bewiesen, auch nicht ausgenutzt, sondern Arbeitnehmer sind im Homeoffice sogar produktiver als im Büro. Nicht umsonst fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund ein Recht auf das Arbeiten von dem privaten Schreibtisch aus. Und wer zuhause nichts tut (was die Angst vieler Chefs widerspiegelt), der dürfte auch im Büro generell kein High Performer sein.

Kommentare aus der Community

Quatsch am 05.05.2020 um 14:52 Uhr

Bla. Nö eben nicht. Es gibt halt Positionen, die das „da sein“ unumgänglich machen. Hat nichts mit Benachteiligung zu tun. Mit demselben Argument könnte ich sagen, Leute in anderen Berufen sind geldlich benachteiligt. Die können sich jedoch auch aussuchen, wo und in welchem Beruf sie arbeiten.

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Oliver Lindner am 16.05.2018 um 08:14 Uhr

Leider nicht ganz so einfach umzusetzen. Versicherung usw.! Ebenso gibt es Positionen im Unternehmen welche ein Homeoffice nicht zulassen. Dann benachteilige ich diese Kollegen und sie können dagegen vorgehen!

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