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DMEXCO: Twitter-Gründer wird von Agenturchef Sorrell gegrillt, aus Social Networks werden Werbe-Networks
Zum Abschluss ein Selfie - Twitter-Gründer Dorsey und WPP-Chef Sorrell.

DMEXCO: Twitter-Gründer wird von Agenturchef Sorrell gegrillt, aus Social Networks werden Werbe-Networks

Ralf Scharnhorst | 13.09.17

Gastautor Ralf Scharnhorst berichtet seine Eindrücke vom ersten Tag der neunten Auflage der größten Online-Marketing-Messe in Köln.

Jack Dorsey, Gründer von Twitter und Square, hält diesmal sein Versprechen und erscheint auf der DMEXCO-Bühne. Er ist verabredet zum Interview mit Martin Sorrell, Chef des weltgrößten Werbenetzwerkes WPP. Der stellt genau die richtigen Fragen: Womit will Twitter Geld verdienen? Soll es verkauft werden oder unabhängig bleiben? Dorsey weicht nur aus. Wobei – hätte Sorrell das bei diesen Fragen nicht auch ahnen können? Es hätte uns ja auch gewundert, wären Twitter die Lösung aller seiner Probleme auf dem Flug nach Köln eingefallen. Sorrell gab dagegen Einblicke in sein Werbe-Imperium WPP und was seine Agenturen bei den Online-Werbeträgern ausgeben: 5,5 Milliarden bei Google und 2.3 Milliarden bei Facebook – aber nur ca. 150 Millionen bei Twitter. Sind diese Zahlen repräsentativ für andere Mediaagenturen, ist Twitter im Umsatz 37 mal kleiner als Google und 15 mal kleiner als Facebook – oder anders gesagt: monetarisiert seine 350 Millionen Nutzer schlechter.

Facebook macht 15 mal mehr Umsatz als Twitter – mit WPP 

Im Vergleich zu den zwei Milliarden Facebook-Nutzern hat Twitter also noch das Potential, seine Umsätze zu verdoppeln bis zu verdreifachen, wenn es nur seine Vermarktung professionalisiert, die sein Chef selbst als „clunky“ bezeichnet.

Fairer Weise muss man erwähnen: Google und Facebook verkaufen Flächen nicht nur auf ihrem eigenen Inventar, sondern vermarkten auch fremde Sites.

Nun muss Sorrell nur noch sein Versprechen einlösen: auf Twitter aktiv zu werden.

Die Messe war genauso stark besucht wie im letzten Jahr #FakeNews
Die Messe war trotz erhöhter Ticketpreise genauso stark besucht wie im letzten Jahr #FakeNews

Was machen die anderen Social Networks, um Geld zu verdienen?

Es liegt einfach auf der Hand, dass sie unglaublich präzise Daten über ihre Nutzer haben -teilweise weit besser als Google, wenn man beispielsweise das Geburtsdatum betrachtet. Mit diesen Daten können sie andere Bannerflächen aufwerten. Am besten, nicht indem sie ihre Daten verkaufen – das ergäbe einen Aufschrei der User und sie könnten einmal verkauft mehrfach weiterverwendet werden. Die Lösung: die Social Networks vermarkten die Bannerflächen anderer Websites – teurer und durch ihre Daten aufgewertet.

Auch LinkedIn hat wieder ein Werbenetzwerk eröffnet 

LinkedIn hatte 2015 ein Werbenetzwerk eröffnet und es im Februar 2016 wieder geschlossen. Vor wenigen Tagen verkündete es nun, es noch einmal zu versuchen – aber nur mit seinem eigenen „Native-Format“, das nun in fremde Apps exportiert wird.

Sein deutscher Konkurrent Xing ist hier weiter: er gehört zum Burda-Netzwerk und liefert diesem Daten über seine User.

Facebook entwickelt sein Werbenetzwerk kontinuierlich weiter. Der letzte Schachzug: die Agenturen erfahren, auf welchen Sites ihre Werbung läuft – eine wichtige Forderung der Kunden.

Die Messe war genauso stark besucht wie im letzten Jahr #FakeNews
Die Messe war trotz erhöhter Ticketpreise genauso stark besucht wie im letzten Jahr #FakeNews

Im Vorfeld der Messe hatte der Verband der Werbung treibenden Unternehmen OWM wiederholt Alarm geschlagen und „Sicherheit, Qualität und Transparenz“ gefordert. Lösungen für „Brand Safety“ präsentierte der OWM auch. Einerseits sollte es selbstverständlich sein, dass Werbung nicht auf Websites neben illegalem Inhalt erscheint. Andererseits stellt jede Marke andere Anforderungen, wo sie nicht erscheinen will – beispielsweise nicht neben Nachrichten über Unwetter. Weshalb der Vortrag so schwach besucht war? Ob die Lösungen zu kompliziert klangen? Oder die Werbungtreibenden das einfach weiter ihren Agenturen überlassen?

Morgen ist noch eine Chance, all diese Fragen zu diskutieren – bleiben wir gespannt auf den zweiten Tag der Messe.

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