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Geheimer Deal mit Google: Spotify umgeht Play Store-Provision

Geheimer Deal mit Google: Spotify umgeht Play Store-Provision

Swantje Schemmerling | 21.11.23

Inmitten des Rechtsstreits zwischen Epic Games und Google ist ein bisher unbekannter Deal zwischen dem mächtigen Player Google und dem Musik-Streaming-Dienst Spotify ans Licht gekommen.

Während des Rechtsstreits zwischen Epic Games und Google, der auf dem Vorwurf des Kartellrechtsverstoßes basiert, kam ans Licht, dass Spotify einen Deal mit Google geschlossen hat. Gemäß diesem Deal zahlt Spotify keinerlei Provisionen, wenn Nutzer:innen sich für den Kauf von Abonnements über das eigene System von Spotify entscheiden. Im Gegensatz dazu beläuft sich die Gebühr auf lediglich vier Prozent, wenn die Nutzer:innen Google als Zahlungsabwickler wählen – eine deutliche Reduzierung im Vergleich zur üblichen Google-Gebühr von 15 Prozent.

User Choice Billing

Im Jahr 2022 schloss Spotify eine Partner:innenschaft mit Google unter dem Titel User Choice Billing ab; dabei handelt es sich um ein begrenztes Pilotprogramm, das es dem Musik-Streaming-Dienst ermöglicht, die Standardabrechnung des Google Play Stores auf Android zu umgehen. Das Programm verspricht Unternehmen, etwa vier Prozent von Googles Play Store-Provision zu sparen, wenn Entwickler:innen ihr eigenes Zahlungssystem verwenden, was die 15-prozentige Gebühr für Abonnementdienste auf etwa elf Prozent senkt. Allerdings führt dies oft zu minimalen oder sogar keinen tatsächlichen Einsparungen für die Entwickler:innen, da sie die Kosten für die eigenen Zahlungssysteme selbst tragen müssen. Spotify zahlt jedoch ganz andere Gebühren an Google. Bei Zahlungen über den Google Play Store tritt Spotify lediglich vier Prozent statt den im Programm festgelegten elf Prozent Gebühren an Google ab. Bei Käufen über das eigene Zahlungssystem muss Spotify keine Gebühr an Google zahlen.

Vor Gericht betonte Google Vorteile wie größere Flexibilität, während Kosteneinsparungen in den Hintergrund rückten. Don Harrison, Leiter der Abteilung für globale Partner:innenschaften bei Google, betonte vor Gericht die beispiellose Popularität von Spotify, die eine maßgeschneiderte Vereinbarung rechtfertige. Als Teil dieses Deals verpflichteten sich beide Parteien zudem, jeweils 50 Millionen US-Dollar in einen „Erfolgsfonds“ einzuzahlen. In einer Stellungnahme gegenüber dem Nachrichtenmagazin The Verge bestätigte Google-Sprecher Dan Jackson die Aussage von Harrison:

A small number of developers that invest more directly in Android and Play may have different service fees as part of a broader partnership that includes substantial financial investments and product integrations across different form factors. These key investment partnerships allow us to bring more users to Android and Play by continuously improving the experience for all users and create new opportunities for all developers.

Epic Games vs. Google: Kartellrechtsverstoß und Kommissionsumgehung

Epic Games behauptet, dass Google gegen das US-Kartellrecht verstoßen hat, indem es von den Entwickler:innen im Google Play Store verlangte, die Zahlungen der Kund:innen über Google abzuwickeln, was Google einen Anteil an den Einnahmen sichert. 2020 klagten sowohl Google als auch Apple gegen Epic Games, nachdem das Unternehmen einen Weg gefunden hatte, In-App-Käufe direkt über Epic statt über die üblichen App Stores abzuwickeln. Auf diese Weise umging das Unternehmen die üblichen Kommissionsgebühren und sparte beträchtliche Summen ein.

Spotify gegen Apple: Streit um In-App-Kaufgebühren

Die Auseinandersetzungen im Bezug auf Provisionszahlungen erstrecken sich auch auf Spotify und Apple. Bereits 2019 reichte Spotify eine Beschwerde bei der EU-Kommission ein, da Apple eine Provision in Höhe von 30 Prozent auf Käufe über Apples Bezahlsystem verlangte. Auch Google veranschlagte zu dieser Zeit noch 30 Prozent Provision auf Käufe über den Play Store. Mitte 2023 stellte Spotify die Unterstützung für Apples App-Store-Abrechnungssystem komplett ein, um die Zahlung einer Provision von bis zu 30 Prozent zu vermeiden. Premium-Abos müssen nun direkt über Spotify erworben werden.

Während die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Epic Games und Google weiterhin andauert, bleibt abzuwarten, ob weitere Unternehmen ähnliche tarifliche Arrangements getroffen haben. Diese Entwicklung könnte den Druck auf traditionelle Gebührenmodelle im App-Ökosystem verstärken, während Entwickler:innen nach alternativen Wegen suchen, um die mit der Veröffentlichung ihrer Apps verbundenen Kosten zu minimieren.


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© Spotify via Canva

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