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Technologie
Genderlose Konkurrenz für Alexa und Siri: Gestatten, Q

Genderlose Konkurrenz für Alexa und Siri: Gestatten, Q

Aniko Milz | 28.03.19

Mit dem Sprachassistenten Q ist eine genderneutrale Ansprache möglich, die dazu beiträgt, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen.

KI hat kein Geschlecht und birgt daher eine große Chance, das gesellschaftliche Bewusstsein für überholte Stereotype zu erweitern. Dennoch wird Robotern, meist aus reiner Gewohnheit, ein Geschlecht zugewiesen. Auch bei Sprachassistenten ist by default immer eine männliche oder weibliche Stimme eingestellt. Und während der Markt für Sprachassistenten wächst, stellt sich die Frage, ob in dem Feld in Zukunft nicht Handlungsbedarf besteht.

Bisherige Sprachassistenzen reproduzieren die klassische Rollenverteilung

Mit „Q“ haben Copenhagen Pride, eine Organisation, die sich für die Rechte von Homo- und Bisexuellen, Intersexuellen und Transpersonen einsetzt, und die Entwickler von Virtue Nordics die erste genderlose Stimme entwickelt. Q soll für mehr Inklusion in der Sprachtechnologie sorgen und als Software eine mögliche Alternative zu Stimmen der Assistenten wie Alexa und Siri darstellen. Diese haben bisher eine männliche oder weibliche Stimme, je nachdem, was als „angemessen“ in dem jeweiligen Umfeld empfunden wurde. Männliche Stimmen werden meist in autoritativen Situationen, weibliche in Dienstleistungsservices genutzt. Kunden fühlten sich so angeblich wohler. Doch diese Annahme reproduziert nur die Geschlechterdualität und die Stereotype in unserer Gesellschaft und lässt Menschen, die sich nicht als klassisch weiblich oder männlich identifizieren außen vor.

Qs Frequenz liegt im genderneutralen Bereich

Um Q zu entwickeln, wurden Parameter für eine geschlechtsneutrale Stimme gesetzt und fünf Stimmen aufgenommen, die nicht als typisch männlich oder weiblich definiert werden konnten. Diese Aufnahmen wurden in den geschlechtsneutralen Bereich verschoben, der zwischen typisch männlicher Frequenz (80 Hz) und typisch weiblicher Frequenz (220 Hz) liegt. 4.600 Befragte bewerteten danach das Resultat auf einer Skala von 1 bis 5 bis eine Stimme herauskam, die als genderneutral gilt. Tatsächlich meint man in dem Demovideo mal eine Frau zu hören, mal einen Mann.

Mit Q als Stimme der Zukunft würden sich neue Möglichkeiten ergeben, Kunden anzusprechen. Unternehmen wären nicht mehr an eine geschlechtsspezifsiche Ansprache gebunden, die automatisch durch die Entscheidung zu einer männlichen oder weiblichen Stimme entsteht. Sogenanntes Gender-Marketing kam in den 1990ern in den USA auf und ist seither eine gern praktizierte Marketingstrategie. Frauen und Männer werden als Zielgruppen getrennt und von der Werbung unterschiedlich angesprochen. Während es vorher, definiert durch ihren Nutzen, weibliche und männliche Produkte gab, wurden nun eigentlich genderunspezifische Produkte weiblich und männlich vermarktet. Einfach gesagt, wurden für Frauen eher emotionale Geschichten bereitgestellt und rationale Informationen für Männer.

Eröffnet neue Möglichkeiten jenseits des Gender-Marketings

Besonders im Hinblick auf personalisierte Werbung sollte überlegt werden, wie die bisher durch ihre nicht binäre Geschlechtszuweisung ausgeschlossene Bevölkerungsgruppe angesprochen und wie klischeebelastetes Marketing vermieden werden kann. Werbetreibende können die Chance nutzen und überdenken, welche Ansprachemöglichkeiten es für ihr Publikum gibt und reflektieren, welche Auswirkungen diese haben.

Eine genderlose Stimme könnte alle ansprechen – nicht nur Männer und Frauen oder diejenigen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren – und das Bewusstsein für andere Gender stärken. Nicht nur bei Sprachassistenten soll Q Anwendung finden, auch in Bahnhöfen, Kinos oder Computerspielen ist der Einsatz denkbar. Q weist so in eine freiere und inklusive Zukunft.

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