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OpenAI macht ChatGPT Go für Millionen Menschen gratis und setzt auf Milliarden-Deal mit Amazon

OpenAI macht ChatGPT Go für Millionen Menschen gratis und setzt auf Milliarden-Deal mit Amazon

Larissa Ceccio | 04.11.25

Für erste User wird ChatGPT Go ein Jahr lang kostenlos angeboten, gleichzeitig schließt OpenAI einen 38-Milliarden-Dollar-Deal mit Amazon. Während das Unternehmen die Reichweite und Rechenleistung erweitert, nimmt die Kritik am Umgang mit urheber:innenrechtlich geschützten Inhalten zu.

Es ist eines der größten KI-Experimente überhaupt: OpenAI öffnet erstmals ein Premiumabo kostenfrei für ein ganzes Land. Zeitgleich verkündet das Unternehmen eine strategische Kooperation mit Amazon Web Services (AWS) im Wert von rund 38 Milliarden US-Dollar. Das Ziel: mehr Rechenleistung, mehr Reichweite, mehr Einfluss auf die weltweite KI-Landschaft.

Die Nachricht reiht sich in eine Serie großer OpenAI-Ankündigungen ein. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über neue Modelle, ChatGPTs Browser Atlas und die Gerüchte um einen möglichen Börsengang.



ChatGPT Atlas ist da:
AI-first Browser auf dem Weg zur Superassistenz

ChatGPT Atlas mit Suchleiste und Vorschlägen, blauer Hintergrund
© OpenAI via Canva


Kostenloses ChatGPT Go: Premiumfunktionen für ganz Indien

Was bisher rund vier Euro im Monat kostete, ist in Indien nun kostenlos. ChatGPT Go bietet den vollständigen Zugriff auf GPT-5, schnellere Antwortzeiten und höhere Nutzungsgrenzen. Laut dem Tech Account power.ai auf Threads ist es das erste Mal, dass OpenAI einen Premiumzugang landesweit freigibt.

Auf Threads ansehen

Nutzer:innen erhalten mit dem kostenlosen Zugang zu ChatGPT Go auch erweiterte Funktionen, etwa die Erstellung von Bildern, den Upload eigener Dateien, eine längere Speicherdauer für personalisierte Antworten und begrenzten Zugriff auf Deep Research Tools. Diese Features kosten normalerweise 399 Rupien im Monat, umgerechnet etwa 4,80 US-Dollar. OpenAIs Nick Turley hatte bereits Neuerungen für Indien angekündigt, wie er in einem Post auf X mitteilte.

Die Entscheidung kommt nicht zufällig. Indien gilt als einer der dynamischsten Digitalmärkte weltweit. Mehr als 700 Millionen Menschen nutzen dort das Internet, und unzählige Startups arbeiten bereits mit KI-Tools. Durch das kostenlose Premiumabonnement für ein Jahr testet OpenAI offenbar, wie sich erweiterte Funktionen auf das Verhalten einer riesigen und heterogenen Nutzer:innengruppe auswirken. Studierende, Entwickler:innen und kleine Unternehmen sollen profitieren, aber auch OpenAI selbst: Das Unternehmen erhält Einblicke in ein breites Nutzungsspektrum und stärkt die eigene Präsenz in einem Schlüsselland für zukünftige KI-Märkte.

Strategische Kooperation mit Amazon: Rechenleistung auf neuem Niveau

Parallel dazu haben OpenAI und Amazon Web Services eine mehrjährige Kooperation bekanntgegeben. Künftig sollen OpenAIs Modelle auf der Hochleistungsinfrastruktur von AWS laufen. Der Vertrag hat ein Investitionsvolumen von etwa 38 Milliarden US-Dollar über sieben Jahre.

Amazon stellt OpenAI eine neue Generation besonders leistungsstarker Server zur Verfügung. Diese Systeme enthalten Hunderttausende Grafikprozessoren (GPUs), die speziell für KI-Berechnungen optimiert sind, und können auf Millionen herkömmlicher Prozessoren (CPUs) erweitert werden. Damit kann OpenAI eigene Modelle wie GPT-5 deutlich schneller trainieren und gleichzeitig mehr Anfragen von Nutzer:innen verarbeiten.

Wie Der Spiegel berichtet, ist der Deal Teil einer größeren strategischen Neuausrichtung: OpenAI will sich langfristig von der engen technischen Abhängigkeit zu Microsoft lösen. Zwar bleibt Azure ein:e wichtige:r Partner:in, doch Microsoft ist künftig nicht mehr der bevorzugte Cloud-Plattform. Stattdessen setzt OpenAI auf ein verteiltes Netzwerk an Infrastrukturanbieter:innen. Neben Amazon hat das Unternehmen bereits Vereinbarungen mit Oracle und Microsoft über Rechenleistung in Höhe von mehreren Hundert Milliarden US-Dollar getroffen.

Machtfaktor Rechenleistung

Der Schritt verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um Rechenleistung in der KI-Industrie. OpenAI soll beispielsweise KI-Prozessoren vom Chiphersteller NVIDIA beziehen, während NVIDIA plant, mit einem Investment von rund 100 Milliarden US-Dollar zu einem der größten Anteilshaltenden von OpenAI zu werden. Auch Google, Meta und Anthropic investieren jährlich zweistellige Milliardensummen in den Ausbau ihrer Rechenkapazitäten. Laut OpenAI CEO Sam Altman erfordert die Weiterentwicklung fortschrittlicher KI „massive und verlässliche Rechenressourcen“. AWS-Chef Matt Garman ergänzte, dass Amazon genau diese Skalierbarkeit liefern könne.

Nach Angaben von OpenAI soll die gesamte Kapazität bis Ende 2026 zur Verfügung stehen und bis 2027 sowie darüber hinaus erweitert werden. Für Amazon ist die Zusammenarbeit mit OpenAI mehr als ein Großauftrag: Der Konzern stärkt mit der Cloud-Sparte AWS die eigene Position als relevante Plattform für Rechenleistung in der KI-Ära. Gleichzeitig festigt Amazon mit der Beteiligung an der OpenAI-Konkurrenz Anthropic die eigene Rolle als eine technologische Basis im globalen KI-Markt.

Für OpenAI wiederum bedeutet die Kooperation einen wichtigen strategischen Schritt. Das Unternehmen erweitert die eigene technische Basis, verringert die Abhängigkeit von einzelnen Cloud-Anbieter:innen und schafft die Voraussetzungen, um zukünftige Modelle in noch größerem Maßstab zu trainieren und bereitzustellen.

Japanische Medienkonzerne fordern Stopp der Datennutzung

Während OpenAI in Indien expandiert und die eigene technische Basis mit Amazon ausbaut, wächst international die Kritik am Umgang des Unternehmens mit urheber:innenrechtlich geschütztem Material. Der japanische Branchenverband CODA, der große Medienhäuser wie Studio Ghibli, Bandai Namco und Square Enix vertritt, hat OpenAI in einem offiziellen Schreiben aufgefordert, die Inhalte der Mitglieder nicht länger für das Training des Videomodell-Tools Sora 2 zu verwenden.

Wie The Verge in einem ausführlich recherchierten Beitrag darstellt, fordert die japanische Rechteorganisation klare Grenzen für die Nutzung ihrer Werke. Hintergrund ist, dass nach dem Start von Sora 2 am 30. September eine Welle von KI-generierten Videos im Stil japanischer Animationen entstand. Viele dieser Inhalte ähnelten bekannten Figuren und visuellen Welten urheber:innenrechtlich geschützter Werke. Die japanische Regierung reagierte laut einem Bericht von ITMedia darauf mit der Aufforderung an OpenAI, die Reproduktion japanischer Kunstwerke zu stoppen. Es ist nicht das erste Mal, dass OpenAIs Modelle ästhetisch stark an japanische Medien angelehnt sind: Schon beim Start von GPT-4o im März verbreiteten sich zahlreiche Bilder im typischen Ghibli-Stil, selbst Sam Altmans Profilbild auf X zeigt derzeit ein Porträt, das an die Handschrift von Studio Ghibli erinnert.

Screenshot des X-Profils von Sam Altman. Sein Profilbild zeigt eine gezeichnete Figur mit braunem Shirt und kurzen Haaren im Stil japanischer Animationen, ähnlich dem von Studio Ghibli. Darunter steht der Profiltext „AI is cool i guess“.
Das aktuelle Profilbild von OpenAI CEO Sam Altman, © Screenshot Sam Altman auf X

CODA sieht in dieser Art der Reproduktion einen möglichen Verstoß gegen das japanische Urheber:innenrecht, da bereits das Nachbilden geschützter Inhalte im Trainingsprozess als Verletzung gewertet werden könne.

Kritik an OpenAIs Opt-out-Regelung

Besonders scharf kritisiert wird die Opt-out-Richtlinie, mit der OpenAI Urheber:innen bisher die Möglichkeit gab, der Nutzung ihrer Inhalte nachträglich zu widersprechen. CODA argumentiert, dass dieses Vorgehen nicht mit dem japanischen Urheber:innenrechtssystem vereinbar sei. In Japan sei eine vorherige Genehmigung zwingend erforderlich, um geschützte Werke rechtmäßig zu verwenden; eine nachträgliche Ablehnung reiche nicht aus, um die Haftung für Urheber:innenrechtsverstöße zu vermeiden.

Altman erklärte im vergangenen Monat, dass OpenAI die bisherige Opt-out-Regelung von Sora für Rechteinhabende überarbeiten und anpassen wolle. Doch der Verband fordert, dass OpenAI die Verwendung japanischer Inhalte für maschinelles Lernen sofort beendet, solange keine ausdrückliche Zustimmung der Rechteinhabenden vorliegt. Diese Forderung betrifft nicht nur Sora 2, sondern auch die generelle Nutzung japanischen geistigen Eigentums in Trainingsdaten. Die Debatte zeigt, wie eng technologische Innovation und kulturelles Eigentum inzwischen miteinander verknüpft sind.

Zwischen Expansion und Verantwortung

OpenAI treibt die Expansion auf zwei Ebenen voran – mit dem Ziel, generative KI massentauglich zu machen und zugleich die eigene technologische Grundlage für weiteres Wachstum zu stärken. Der kostenlose Zugang in Indien erweitert den Nutzer:innenkreis um Hunderte Millionen Menschen. Die Kooperation mit Amazon und anderen Unternehmen liefert die nötige Rechenleistung, um riesige Nutzungskontexte langfristig zu ermöglichen.

Mit dieser Expansion wächst auch der Druck, Verantwortung zu übernehmen. Fragen nach der Nutzung geschützter Inhalte, kultureller Sensibilität und transparenter Datengrundlagen rücken noch stärker in den Vordergrund. Wer globale Standards prägt, steht auch im Mittelpunkt der Debatte um faire und nachvollziehbare KI-Entwicklung. KI-Player wie OpenAI und Amazon müssen beweisen, dass technologisches Wachstum und gesellschaftliche Verantwortung sich nicht ausschließen.



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© Amazon via Canva


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