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Von 1:1 zur Gruppe: ChatGPT testet Messaging Feature und Gruppen-Chats
© D3Damon, OpenAI via Canva

Von 1:1 zur Gruppe: ChatGPT testet Messaging Feature und Gruppen-Chats

Larissa Ceccio | 20.10.25

Von der Assistenz zum Social Space: OpenAI testet Gruppen-Chats und DMs in ChatGPT und eröffnet damit neue Möglichkeiten für gemeinsames Arbeiten und Austausch.

OpenAI verpasst ChatGPT ein Social und Messaging Upgrade. In der Android App tauchen Hinweise auf Direktnachrichten und Gruppen-Chats auf. Die Hinweise auf das neue Feature stammen aus dem Code der Betaversion 1.2025.273 von ChatGPT für Android. Im Code tauchten Schnittstellen für Peer-to-Peer DMs, Gruppen-Chats und eine Teilnehmer:innenverwaltung auf. Der Tech-Experte Gregory Zuckerman berichtet, dass OpenAI an einem neuen sozialen Element für ChatGPT arbeitet und stützt sich dabei unter anderem auf Entdeckungen des Entwicklers Tibor Blaho. Auch TestingCatalog und weitere Android-Beobachter:innen haben die Hinweise aufgegriffen und eingeordnet.

Für Nutzer:innen zeigt sich darin ein weiter fortschreitender Wandel: ChatGPT entwickelt sich zunehmend von einer reinen Assistenz zu einem vielseitigen Raum für Zusammenarbeit und kreative Prozesse. Der neue Social-Kurs zeigt sich auch in OpenAIs jüngstem Schritt: Mit der KI-only-App Sora auf Basis des Modells Sora 2 gelang dem Unternehmen ein bemerkenswerter Erfolg. Bereits eine Woche nach dem Start erreichte Sora Platz eins im US App Store und verzeichnete laut Appfigures rund 630.000 Downloads auf iOS.



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Blaues Sora App Icon mit Wolkenform und funkelnden Augen auf violett-blauem Farbverlaufshintergrund, Symbolbild für OpenAIs neue Video-App.
© Sora App Icon via Canva


Avanciert ChatGPT zum Messenger?

ChatGPT-Nutzer:innen sollen künftig nicht nur mit der KI sprechen, sondern auch miteinander. Diese Unterhaltungen laufen unabhängig von bisherigen ChatGPT-Dialogen, frühere Kontexte oder gespeicherte Informationen werden nicht automatisch übernommen. Dadurch entsteht eine eigenständige Messaging-Funktion, die klassischen Chat Apps ähnelt, jedoch eine entscheidende Erweiterung bietet: GPTs lassen sich direkt in Gespräche einbinden.

So könnte das konkret aussehen: Ein Projekt-Team eröffnet einen Gruppen-Chat in der ChatGPT App. Zwei Mitglieder diskutieren Ideen, während eine spezialisierte GPT-Instanz parallel erste Entwürfe erstellt oder lange Nachrichten automatisch zusammenfasst. Später kommt ein weiteres Team-Mitglied hinzu und erhält eine Zusammenfassung des bisherigen Verlaufs. Auch Studierende könnten gemeinsam an Aufgaben arbeiten und sich Fakten oder Quellen live von der KI einblenden lassen, ohne zwischen verschiedenen Tools wechseln zu müssen.

Darüber hinaus deuten sich neue Profilfunktionen an. Der KI-Forscher Radu Oncescu hat Hinweise auf Anzeigenamen und Profilbilder im Code gefunden. Sollte OpenAI diese einführen, würde sich der bislang anonyme Charakter vieler ChatGPT-Interaktionen verändern und Raum für persönlicheren Austausch entstehen. .

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Datenschutz, Moderation und strategischer Fokus auf Android

Noch ist unklar, wie OpenAI den Datenschutz für die neuen Gruppen-Chats konkret ausgestalten wird. Hinweise auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es bislang nicht. In der Vergangenheit hat das Unternehmen Inhalte genutzt, um die eigenen Modelle zu verbessern, sofern Nutzer:innen dem nicht ausdrücklich widersprochen haben. Wahrscheinlich ist jedoch, dass OpenAI für den Einsatz im Messaging-Kontext ähnliche Standards etablieren wird wie bei ChatGPT Enterprise oder Team. In diesen kostenpflichtigen Abonnementmodellen ist das Training mit Kund:innendaten laut Richtlinien standardmäßig deaktiviert. Inhalte fließen dort nicht in die Weiterentwicklung der Modelle ein, was vor allem für Organisationen mit sensiblen Daten oder hohen Compliance-Anforderungen entscheidend ist.

Mit den neuen Gruppenräumen rücken außerdem klassische Herausforderungen sozialer Plattformen in den Fokus. Spam, Belästigung oder der unachtsame Umgang mit vertraulichen Informationen erfordern durchdachte Moderations- und Meldefunktionen. OpenAI wird automatisierte Systeme zur Missbrauchserkennung und klare Administrations-Tools bereitstellen müssen, um Sicherheit und Kontrolle zu gewährleisten.

Dass der Testlauf zunächst auf Android startet, ist strategisch nachvollziehbar. Android ist weltweit das meistgenutzte mobile Betriebssystem und bietet eine breite Basis für Experimente und Optimierungen. Über Feature Flags lassen sich neue Funktionen schrittweise aktivieren und anpassen. Gleichzeitig könnten Social Features dafür sorgen, dass ChatGPT häufiger und länger genutzt wird.

ChatGPT als gemeinsamer Raum für Mensch und KI

Noch ist unklar, wann und in welchem Umfang Direktnachrichten und Gruppenräume tatsächlich eingeführt werden. Die Hinweise im Code zeigen jedoch deutlich: ChatGPT soll sich von einer reaktiven 1:1-Assistenz zu einer Plattform entwickeln, auf der Menschen miteinander kommunizieren, gemeinsam Projekte gestalten und dabei aktiv von KI unterstützt werden.

Mit aktuell über 800 Millionen wöchentlich aktiven Nutzer:innen verfügt ChatGPT über eine enorme Reichweite, die OpenAI strategisch nutzen kann. Die geplanten Veränderungen stehen im Kontext weiterer strategischer Schritte. Neben dem Start der Social App Sora kündigte Altman an, dass erwachsene und verifizierte Nutzer:innen künftig auch intime oder erotische Gespräche mit ChatGPT führen können.

Insgesamt zeichnet sich klar ab, dass OpenAI ChatGPT Schritt für Schritt zu einer umfassenden Plattform weiterentwickelt, die weit über das Beantworten von Fragen hinausgeht und sich zunehmend zu einem zentralen Ort für Austausch, Zusammenarbeit und Unterhaltung wandelt. Gelingt dieser Wandel, könnte ChatGPT zu einem elementaren Bestandteil digitaler Kommunikation werden und zeigen, wie eng Mensch und KI künftig zusammenarbeiten können.



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Screen mit Text in Rosa zu ChatGPT
© Jonathan Kemper – Unsplash


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