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Social Media Marketing
Studie: Fake News öfter geteilt als zuverlässige Quellen

Studie: Fake News öfter geteilt als zuverlässige Quellen

Michelle Winner | 30.08.19

Falsche Informationen verbreiten sich schneller denn je. Grund sind der Facebook Algorithmus und unsere Weltanschaung - denn wir glauben nur, was wir glauben wollen.

Fake News sind nicht erst seit gestern ein Problem und nicht erst seit gestern versuchen die großen Social Media-Plattformen dagegen vorzugehen. Dass die Bemühungen jedoch eher vergebens scheinen, zeigt eine Studie der Oxford University. Fake News, Meinungsmache und populistische Inhalte werden auf Facebook öfter geteilt als Medien aus verlässlichen Quellen. Das Problem dabei sind wir selbst und unser Weltbild.

„Junk News“ populärer denn je

Die Auswertungen aus Oxford zeigen, dass falsche Informationen bei Facebook viermal sooft geteilt, kommentiert oder geliket werden als verlässliche Quellen. Und das allein im englischen Raum. In Deutschland kommen auf eine echte News sogar 6 Interaktionen mit Fake News.

© Oxford University

Besonders gegenwärtig in den Medien ist Facebooks Kampf gegen Falschmeldungen durch Impfgegner sowie terroristische und gewaltverherrlichende Inhalte. Diese zählen unter anderem in die Kategorie „Junk News“, die von Oxford wie folgt definiert wird:

These sources deliberately publish misleading, deceptive, or incorrect information purporting to be real news about politics, economics, or culture. This content includes various forms of propaganda and ideologically extreme, hyper-partisan, or conspiratorial news and information.

Um Kritikern (und Hetzern) direkt die Luft aus den Flügeln zu nehmen, geht die Definition jedoch noch weiter. Um als Junk News zu gelten, muss ein Medium auch in den folgenden Kategorien versagen: Professionalität, Stil, Glaubwürdigkeit, Befangenheit und Nachahmung. Heißt, all jene „News Seiten“, die populistische Nachrichten verbreiten, dabei das Design renommierter Quellen nachahmen und im reißerischen Ton ohne Quellenbelege schreiben, zählen als Junk.

Wir sehen nur, was wir sehen wollen

Facebook geht momentan aktiv gegen Falschaussagen von Impfgegnern vor. Außerdem plant das Unternehmen, härter gegen terroristische und gewaltverherrlichende Inhalte vorzugehen. Doch die Mühen könnten vergebens sein – und Schuld daran ist Facebook’s Algorithmus selbst. Denn dieser zeigt uns im News Feed hauptsächlich Inhalte, denen wir zustimmen. Grundlage dieses Prinzips ist jedoch unsere eigene Einstellung. Schon lange haben Psychologen bewiesen, dass Menschen Informationen selektiv wahrnehmen – das, was konform mit unserer Weltanschauung geht, nehmen wir auf wie ein Schwamm. Gegenteilige Meinungen und Erkenntnisse werden getrost ausgeblendet. Dadurch entsteht ein gefährlicher Kreislauf, der manche Menschen dazu bringt, das Hinterfragen zu vergessen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Meinungsmache der AFD – Fake News und gefälschte Statistiken werden in den Raum geworfen und von einer Wählerschaft dankend aufgenommen, die eine bestimmte Weltanschauung teilt. Wie im Dritten Reich spricht die AFD irrationale Ängste unzufriedener Wähler an, die sich verstanden fühlen und nicht einmal hinterfragen, ob die Parolen vor ihnen rassistisch, antisemitisch oder rückständig sind. Werden entsprechende Inhalte dann auch noch auf Facebook von Freunden und Bekannten geteilt, entsteht ein regelrechtes Netzwerk aus Junk News, dass sich immer weiter ausbreitet unter jenen, die davon angesprochen werden. Dieses Verhalten erklärt Psychologin Sia Mohajer wie folgt:

We look for evidence that supports our beliefs and opinions about the world, but excludes those that run contrary to our own… In an attempt to simplify the world and make it conform to our expectations, we have been blessed with the gift of cognitive biases.

Wie kann die Ausweitung von Fake News endlich eingedämmt werden?

An der Beantwortung dieser Frage arbeiten Social Media-Plattformen und Politik gleichzeitig. Noch gibt es jedoch keine effektive Lösung, wie die Ergebnisse aus Oxford zeigen. Zu viele User springen auf Junk News an und helfen mit jeder Interaktion bei der Verbreitung eben dieser. Tatsächlich profitiert Facebook davon sogar. Denn mehr Engagement bedeutet, grob beschrieben, mehr Geld für den Konzern. Zwar ist Facebook darum bemüht, die extremsten, offensichtlichsten Fakes zu verbannen, doch es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass sie einfachere, reißerische Junk News dulden und diese seltener löschen – selbst, wenn sie gemeldet worden sind.

Mit jeder Fake News, die Aufmerksamkeit bekommt, rücken die bedeutenden Themen unserer Gesellschaft, wie der Klimaschutz, weiter ins Vergessen. Viele User wollen davon nichts wissen, zweifeln an wissenschaftlich erwiesenen Fakten und hören lieber nur das, was Verschwörungstheoretiker behaupten. Solange also keine effektive Gegenmaßnahme gefunden wird, werden Junk News sich immer weiter verbreiten. Jedoch kann jeder von uns seinen Teil bei der Lösung des Problems beitragen – nämlich nicht auf jeden Clickbait zu klicken, Behauptungen zu hinterfragen und vor allen Dingen nichts zu teilen, über dessen Verlässlichkeit und Wahrheit wir uns nicht zu 100 Prozent sicher sind.

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