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Performance Marketing
Pinterest: Das neue Second Life?

Pinterest: Das neue Second Life?

Arne Behr | 12.07.12

Das soziale Netzwerk Pinterest verzeichnet erstmals stagnierende Zahlen. Das sollte jedoch noch lange kein Grund zur Sorge sein. Oder?

Für die Musikindustrie ist der Faktor der Zeit eine der wesentlichsten Größen überhaupt: hat ein Song das Zeug zum Sommerhit oder zum Welthit, bleibt eine Gruppe ein „One Hit Wonder“ oder etabliert sie sich für Jahrzehnte am Markt, bleibt ein Hype für einige wenige Jahre oder entwickelt sich daraus eine ernst zu nehmende künstlerische Richtung?

Der Pinterest-User kann Bilder oder Videos von Sachen, die ihn interessieren oder die er mag, für andere auf seiner Pinnwand öffentlich zur Schau stellen. Likes, Shares (RePins) oder Kommentare sind möglich. Die Meldungen darüber, wie begeistert immer mehr User dies tun, hatten in den letzten Monaten derartig Konjunktur, dass sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellte und der eine oder andere fest davon überzeugt war, das Netzwerk werde auf Zeit sowieso alle anderen Mitbewerber auf die Plätze verweisen. Beim Thema E-Commerce sei das Netzwerk hinsichtlich Referral-Traffic und Konversionsraten selbst dem Klassenprimus Facebook schon eng auf den Fersen, sagten uns die Erhebungen und Statistiken noch vor Kurzem. Ziel: der Orbit, beziehungsweise unbekannt. Da fällt eine kleine Statistik von stagnierenden Besucherzahlen seit circa März 2012 nicht weiter ins Gewicht, möchte man meinen. Aber ist das wirklich so?

Pinterest Daily Visitors: Stagnation

Ein neues Produkt braucht gute Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit, um schnell einer breiten Masse von Leuten bekannt zu werden und interessant zu sein. Unabhängig von der Qualität und dem Nutzen des angebotenen Produktes oder der Dienstleistung ist gute Werbung und PR notwendig – aber sie trägt nicht ewig.

Das Auto des großen Bruders

Ein Beispiel für dieses Phänomen, das die Pinterest-Oberen sicherlich gerade nicht hören wollen, ist Second Life. Das virtuelle Parallel-Ideal-Universum zog zu Beginn des neuen Jahrtausends Scharen von Leuten in seinen Bann. Menschen mit unterschiedlichsten Motiven rannten dem Betreiber regelrecht die Bude ein, es folgten zahlreiche Features und Erweiterungen. Schon bald zeigten sich beängstigende Auswüchse von Usern, für die es IRL oder das „erste Leben“ nicht mehr zu geben schien. Zahlreiche große Marken engagierten sich in der virtuellen Infrastruktur, beinahe alle Facetten des realen Lebens sollten abgebildet werden. Die Blase platzte bald darauf.

Um detaillierte Ursachenforschung für den raschen Niedergang von Second Life zu betreiben, würde ein gewöhnlicher Artikel natürlich nicht ausreichen. Dennoch scheint es, als sei die Frage der Qualität und des Nutzens auch hier eine wesentliche. Wer braucht eigentlich Second Life?

Pinterest ist der letzte Schrei, indes ist der Aktionsradius des Netzwerkes begrenzt, seine Medien sind es auch. Die Frage für das soziale Netzwerk wird daher zwangsläufig mehr und mehr die nach der Nachhaltigkeit des Konzeptes sein. Große Geschwister, die etwas wollen, was der Kleinere hat, bewerben oft den eigenen Besitz so leidenschaftlich und so lange, bis der Kleine sich nichts sehnlicher wünscht, als zu tauschen. Meist liegt das Tauschobjekt aber wenige Minuten später in der Ecke. Pinterest wird sich die Frage stellen müssen, was die User an der Stange hält, wenn die PR-Vorspeise aufgebraucht ist. Unabhängig von der letztendlichen Analyse und Interpretation werden die aktuellen Zahlen deshalb auch ganz sicher nicht spurlos an den Verantwortlichen des Netzwerkes vorübergezogen sein.

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