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Googles Image wird immer schlechter

Googles Image wird immer schlechter

Arne Behr | 24.04.12

Debatten um Datenschutz und Wettbewerb: das Medienecho zu Google war selten so schlecht wie aktuell.

Einer der Berichte, mit dem Google kürzlich in der Presse auftauchte, handelte von der Erforschung des Weltraums. Page und Brin fanden dort Erwähnung, ebenso wie viele andere gewichtige Persönlichkeiten aus der Wissenschaft- und Unternehmerbranche. Allein, es war die einzige halbwegs neutral konnotierte Meldung in einer Flut aus Vorwürfen, Beschuldigungen und Anklagen.

Die „Creepy Line“

Der ehemalige CEO von Google, Eric Schmidt, hat vor einigen Jahren den Begriff der „Creepy Line“ geprägt angesichts der Vorwürfe rund um Datenschutz, Wettbewerb und Co. und der erklärten Richtlinie des Unternehmens. Wo genau diese Grenze nach Schmidt verläuft und was sie ein-, beziehungsweise ausschließt, sagt er nicht. Die Zahl derer, die diese imaginäre Grenze für überschritten halten, häuft sich indes bedenklich. Eine Auswahl:

Oracle, Hersteller der Programmplattform Java, klagt gegen Google wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung in Bezug auf das Smartphone Format Android. Es geht momentan „nur noch“ um eine Forderung in Höhe von einer Milliarde US$, von der niemand glaubt, dass sie auch nur annähernd ausbezahlt werden wird.

Der kürzlich vollzogene Aktiensplit ruft zunehmend die Unternehmeraufsicht auf den Plan, die geschaffenen „stimmlosen“ Anteile sollen gegen geltendes Börsenrecht verstoßen. Zudem steht der Vorwurf der illegalen Absprache mit sieben Technikgiganten, unter ihnen Adobe, Intel und Apple, im Raum.

Doch damit noch immer nicht genug, befeuert die Führungsriege höchstselbst die Negativdebatten um das selbsternannte „Don’t be Evil“-Unternehmen, wenn sich beispielsweise Sergey Brin zu Äußerungen á la „die größte Bedrohung für Freiheit und Transparenz im Internet sind die Unternehmen und Instanzen, die Google Daten vorenthalten“, versteigt, wie unlängst in einem Interview mit dem Guardian geschehen.

Im selben Raum steht unterdessen die Klage des russischen Suchmaschinenbetreibers Yandex vor der europäischen Wettbewerbskommission. Der Vorwurf: wettbewerbsrechtliche Verstöße der Suchmaschinenfunktionen, Manipulation der Suchergebnisse, illegale Unterstützung der zugehörigen Advertiser. Und selbst die chinesische Regierung konnte Google bereits im Rahmen der Motorola Mobility-Übernahme gegen sich aufbringen.

Und hinter allem steht die Frage des Datenschutzes. Das Street View Desaster ist mit einem Mal wieder ganz nah, die Überbrückung der Privateinstellungen für den Browser von Apple ist aktuell im Gange. Ein Ausgang, auch des Medienechos, ist nicht vorherzusagen.

“Everybody’s a target; everybody with communication is a target.”

Das Sprichwort vom ungenierten Leben, wenn der gute Ruf erst einmal dahingegangen, auch diese Weisheit scheint dem Internetriesen bei genauerem Hinsehen nicht gerecht zu werden. Google hat es auf jegliche Kommunikation abgesehen, auch dies ein Zitat aus der Führungsriege, dokumentiert in bemerkenswerter Offenheit den Standpunkt zum Datenschutz, der Privatsphäre des Einzelnen und der Freiheit des Internets. Das seit 2006 mehr oder weniger unverhohlen angekündigte Projekt des Audio Finger Prints, also des Anzapfens des Computermikrofons, erscheint dann beinahe als eine Randnotiz, denn man ahnt es schon, auch dies wird nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Global Research beruft sich auf einen Insider-Bericht des Journalisten James Bamford über ein neues Datencenter der amerikanischen Sicherheitsbehörde (NSA), wonach die Vision der totalen Kommunikationsüberwachung in greifbare Nähe rückt. Dort ist die Rede von „code-breaking technologies that will allow the NSA to open and analyze all of the data they intercept, from financial information to legal documents to military and diplomatic communiques.” Einer der hochrangigen Mitarbeiter der Behörde, der in diesem Bericht zu Wort kommt, ist Eric Schmidt.

Angesichts dieser enormen Liste an keineswegs geheimen sondern öffentlich bekannten Fakten stellt einmal mehr die Frage nach der öffentlichen Aufmerksamkeit für derartige Belange und das fehlende Bewusstsein für einen Bereich, der mit den ureigensten Interessen des Einzelnen kollidiert.

Immerhin zeigt die neuere Entwicklung neben der Beschwerde- und Klagewelle auch ein zunehmend lauteres Echo einer nicht zuletzt durch Google selbst auf den Plan gerufenen kritischen Öffentlichkeit, die Fragen stellt.

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