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Wer blockt hier wen? Financial Times wählt kreative Strategie gegen Adblocker

Wer blockt hier wen? Financial Times wählt kreative Strategie gegen Adblocker

Anton Priebe | 22.07.16

Einige Leser der Financial Times müssen sich mit bruchstückhaften Texten zufriedengeben und den Rest erraten. Dies ist Teil einer schlauen Strategie gegen Adblocker.

Die Financial Times hat sich einen besonders kreativen Umgang mit Adblock-Usern einfallen lassen. Ein Teil der Besucher mit aktiviertem Tool wundert sich seit Mittwoch darüber, dass bloß Fragmente der Artikel auf dem Online-Portal lesbar sind. Damit möchte die Zeitung verdeutlichen, welchen Anteil die Werbung an der Produktion von hochwertigen Beiträgen hat.

Mit bruchstückhaften Artikeln gegen Adblocker

Wie alle Publisher sieht sich auch die Financial Times mit Adblockern konfrontiert. 20 Prozent der Leser der Website greifen nach eigenen Angaben auf Adblocking-Software zurück. Publisher sind in der Vergangenheit unterschiedlich damit umgegangen, so sind Content-Sperren wie bei BILD.de oder Angeboten von Gruner + Jahr nicht mehr ungewöhnlich. Die Wirtschaftszeitung hat sich nun jedoch etwas Neues einfallen lassen.

Seit Mittwoch werden Adblock-Nutzern Wörter innerhalb der Artikel nach dem Zufallsprinzip ausgeblendet. Der Prozentsatz der nicht lesbaren Stellen entspricht dabei ungefähr dem prozentualen Umsatz, den das Unternehmen mit Werbung verdient. Das wurde zwar nicht genau errechnet, soll aber zumindest symbolischen Charakter haben, wie Global Advertising Sales Director Dominic Good Advertising Age gegenüber verriet.

Financial Times Adblocking
Fehlende Textpassagen irritieren seit Mittwoch den einen oder anderen Besucher der Financial Times, Quelle: Advertising Age

Digiday zitiert Good zu dieser Entscheidung wie folgt:

We chose this approach because it gets across the message in a relatively humorous way, It’s honest. We’re not saying ‘oops we’ve seen you have an ad blocker on therefore we’re having trouble giving you content,’ like we’re saying to readers it’s due to some tech problem. We need to remind them of the problem that it’s causing in funding media.

Das Experiment betrifft bislang lediglich eine kleine Testgruppe der Desktop-User. Gleichzeitig bekommen einige Werbeverweigerer keinerlei Hinweise ausgespielt, andere eine Bitte, die Website zu whitelisten, und wiederum andere Nutzer werden komplett vom Content ausgesperrt.

Zwei Aspekte stehen bei dem Versuch im Vordergrund: Wie viele Personen werden whitelisten und wie wirkt sich das Ausblenden auf das Engagement mit den Inhalten aus? Die Auswertung soll nach etwa einem Monat erfolgen.

Aufklärung über die Bedeutung der Werbung als zentrale Strategie

Bei der Financial Times probiert man verschiedene Konzepte aus und testet, was am besten funktioniert. Dabei setzten die Verantwortlichen stets auf die Aufklärung der User, wie Dominic Good betont:

We’ve been clearly looking at what other publishers are doing. In our mind, in line with the IAB and other organizations, what needs to happen is eduction around the role advertising plays, to consumers, and an appropriate response alongside that.

Damit im Einklang veröffentlichte das Blatt ein ‚Advertising Charter‚, das die Rolle der Werbung bei der Financial Times erklärt. Darin werden zunächst Versprechungen gemacht. So bewahre sich die Zeitung in jedem Falle ihre Unabhängigkeit von kommerziellen Interessensgemeinschaften und der Leser komme immer zuerst. Weiterhin geht es um das Vertrauen der Leser, deren Privatsphäre und die User Experience im Allgemeinen.

Quellen: Advertising Age, Digiday

Kommentare aus der Community

Sergey am 22.07.2016 um 16:07 Uhr

Erstmal Danke für den super Text.

Was die da machen, gefällt mir aber überhaupt nicht. Ich glaube die Internetnutzer sind sehr sensibel geworden. Jede Seite versucht sie so lange wie möglich bei sich zu behalten und deshalb kann das nach hinten losgehen, aber zum Glück ist das nur eine Testphase.

Ich selbst bin davon überzeugt das man die Nutzer respektieren muss und ehrlich mit Ihnen ist. In diesem Fall würde ich lieber eine Jahresbeitrag verlangen als sie zu zwingen, den Adblocker auszuschalten. Das wird nähmlich jeder negativ im Hinterkopf behalten.

Ich habe von euch auch sehr viel gelernt und gehe mit einem Partner für den ich die Artikel schreiben darf sehr offen und aggressiv auf die Besucher zu. Jeder der auf die Seite kommt, weiss worum es geht und kann innerhalb kurzer Zeit entweder die Entscheidung treffen mehr zu erfahren und sich vielleicht für ein Demokonto zu entscheiden ODER ABER DIE SEITE ZU VERLASSEN.

Das scheint gut zu funktionieren und alle sind zufrieden. ALSO WAS SOLLS?

Man sollte einfach eine Monatsgebühr verlangen. Das ist meine Meinung Herr Priebe, aber ich würde gerne wissen, was Sie darüber denken.

Vielen Dank und freundliche Grüsse

Sergey

Antworten
Tom am 22.07.2016 um 15:45 Uhr

Kreativ, nicht. Es geht nicht darum sein nicht mehr richtig funktionierendes und seinen Kunden schadendes Geschäftsmodell (Werbung unterjubeln) auf Biegen und Brechen durchzusetzen, sondern darum, neue Arten der Monetarisierung zu finden. Die Welt dreht sich weiter – aber sicher nicht um FT.

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