Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Social Media Marketing
Zu politisch? Supermarkt-Werbung wird trotz TV-Verbot zum Online-Hit
Icelands TV-Werbung kann nur im Internet wahrgenommen werden, Screenshot YouTube, © Iceland Goods

Zu politisch? Supermarkt-Werbung wird trotz TV-Verbot zum Online-Hit

Niklas Lewanczik | 13.11.18

Eine Ad des UK-Supermarkts Iceland, die die Schädlichkeit von Palmöl aufzeigt, wurde im TV als zu politisch verboten, online jedoch ging sie viral.

Fürs Fernsehen war sie zu politisch, im Netz machte sie das zum Hit. Eine Werbekampagne des britischen Supermarkts Iceland auf Basis eines Greepeace-Videos war aufgrund der stark politischen Färbung der Bereitsteller im TV geblockt worden. Doch online schlägt die Geschichte, die als Weihnachtswerbung geplant war, hohe Wellen.

Britisches Fernsehen verbannt Icelands Werbung für Produkte ohne Palmöl – weil sie von Greenpeace stammt

Im britischen TV-Markt prüft Clearcast Werbesendungen, die bei den vier größten Sendern laufen sollen. Dabei ist das Unternehmen nicht dafür verantwortlich, wenn Ads aufgrund von Verstößen gegen den UK Code of Broadcast Advertising verstoßen. Clearcast hat bei einer für die Vorweihnachtszeit geplanten Werbung des Supermarkts Iceland jedoch seine Bedenken geäußert. Zwar habe man bei der Werbung, die zum Verzicht auf Palmöl aufruft und die Aussortierung des Stoffs aus dem eigenen Sortiment unterstreicht, keine Bedenken auf inhaltlicher Ebene oder in Bezug auf die Aussagen. Allerdings verstoße sie gegen ein spezifisches Verbot von politisierter Werbung durch bestimmte Anbieter:

An advertisement which is inserted by or on behalf of a body whose objects are wholly or mainly of a political nature.

Greenpeace hatte das Video eigens erstellt, um darauf hinzuweisen, dass bei der Gewinnung von Palmöl Tierarten, inbesondere der Orang-Utan, ihre Lebensräume und ihre Leben verlieren.

Mit dem Video weist die Organisation auch auf eine Petition hin, die dabei helfen soll, den Regenwald zu schützen. Das Video wurde dann bei Iceland übernommen. Der Gründer, Malcolm Walker, erklärte dem Guardian:

We got permission to use it and take off the Greenpeace logo and use it as the Iceland Christmas ad. It would have blown the John Lewis ad out of the window. It was so emotional.

Aber da es sich um ein Greenpeace-Video handelte, widersprach es dem Verbot gegen diese Art politischer Ads, wie auch Mashable berichtet.

Digitale Medien zeigen ihre Macht gegenüber TV

Online ist die Kampagne, die als Werbung zur Vorweihnachtszeit auch auf den TV-Bildschirmen im UK laufen sollte, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ein Hit geworden. Bei YouTube gab es in den ersten fünf Tagen schon über drei Millionen Aufrufe.

Und bei anderen sozialen Medien, Twitter etwa, ging die Ad viral. James Cordens Tweet dazu hat allein über 390.000 Likes und mehr als 200.000 ReTweets.

Inzwischen gibt es auch eine Change.org-Petition, bei der dafür unterschrieben werden kann, dass die Werbung mit dem Hashtag #NoPalmOilChristmas und der entsprechend wichtigen Botschaft auch fürs Fernsehen wieder freigeschaltet wird. Bisher haben über 600.000 Menschen unterschrieben.

Den meisten Usern gefällt die Werbung und ihre Absicht. Selbst wenn ein Supermarkt hier nur einen kleinen Aspekt anspricht und viele andere Produkte im Laden global für Misstände mitverantwortlich sind, ist es doch ein lobenswerter Ansatz von Iceland. Hätte man nicht auf Greenpeace und ihr Video zurückgegriffen, wäre die Ad wohl nun im Fernsehen zu sehen. Doch womöglich entwickelt sich die Werbung gerade wegen der Kontroverse nun digital zu einer Kampagne, die ganz besonders Awareness schafft; für das Unternehmen wie auch die schädliche Palmölgewinnung. Damit könnte sich das Risiko ausgezahlt haben.

Und der digitale Raum mit seinen Social Media zeigt wieder einmal, wie machtvoll und meinungsstark er sein kann; und dass er TV in dieser Hinsicht längst abgelöst hat. Trotzdem ist der Hinweis von Clearcast, dass hier eine stark politische NGO für den Content verantwortlich ist, wichtig, um den Kontext herstellen zu können. Schließlich werden gerade in Social Media reihenweise Inhalte mit falscher Rahmung wiedergegeben.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*