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Unternehmenskultur
Die innere Checkliste: Was Personaler während eines Interviews wirklich denken

Die innere Checkliste: Was Personaler während eines Interviews wirklich denken

Linda Ewaldt | 15.06.16

Wünschst du dir auch, in Jobinterviews Gedanken lesen zu können? Nach diesem Artikel kannst du dein Gegenüber besser einschätzen.

Nervös, mit feuchten Händen und einem hohen Blutdruck in einem Bewerbungsgespräch sitzend, steht „Gedankenlesen können“ ganz oben auf der spontanen Wunschliste von Bewerbern. Und das vollkommen unabhängig davon, ob es das erste oder das dreißigste Bewerbungsgespräch ist. Schließlich geht es darum, beim Gegenüber in einem besonders guten Licht dazustehen, um sich gegen die zahlreiche und nicht weniger gute Konkurrenz durchzusetzen. Das richtige Wort zur richtigen Zeit ist hier entscheidend. Da kann es natürlich helfen, zumindest zu erahnen, was der HR-Manager gegenüber am liebsten hören möchte und welche Überlegungen seine Gedanken kreuzen. Gute Nachrichten hierzu: The Muse hat auf Forbes fünf Dinge zusammengetragen, die ein HR-Manager möglicherweise während des Bewerbungsgesprächs denkt. Für dich bedeutet das nach Lesen dieses Artikels: Du kannst dich nicht nur generell auf das Jobinterview vorbereiten, sondern weißt auch noch, wie du die einen oder anderen Bedenken deines Gesprächspartners ausbügelst. Hier kommen die fünf Fragen, die sich ein HR-Manager während des Bewerbungsgesprächs vermutlich fragt – plus eine kleine Bonusfrage, die Forbes nicht bieten kann.

Kann ich mit dieser Person arbeiten?

Wie wir arbeiten, ob lieber autonom oder mit viel Führung und Feedback, ist individuell sehr unterschiedlich. Damit die Wellenlänge stimmt, sind in jedem Unternehmen natürlich vor allem solche Mitarbeiter gesucht, die dem allgemeinen Arbeitsstil der jeweiligen Abteilung entsprechen. Versuche also geschickt, das Gespräch auf den Führungsstil deines Vorgesetzten zu bringen. Wie würde er diesen beschreiben? Wenn seine Vorstellung von Führung der deinen entspricht, bringe das zum Ausdruck, in dem du noch einmal erwähnst, unter welchen Bedingungen du besonders gut arbeitest. Zum Beispiel: „Wenn Sie Ihre Mitarbeiter eher autonom arbeiten lassen, kommt dies meiner Arbeitsweise sehr entgegen. Ich entfalte unter selbstständigem Arbeiten mein ganzes Potential und bin produktiver.“ Oder aber: „Ich mag klare Ansagen und deutliches Feedback auch sehr gerne. Es gibt mir die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und das aktuelle Projekt immer erfolgreich fertigzustellen.“ Geht der Führungsstil deines Gegenübers vollkommen konträr zu deinem, musst du das zwar nicht im Bewerbungsgespräch erwähnen, solltest dir aber grundsätzlich überlegen, ob du hier wirklich arbeiten möchtest.

Versteht die Person, worum es in diesem Job geht?

Ganz klar: Das genaue Lesen der Stellenbeschreibung ist Pflichtprogramm und das hast du sicher auch schon getan, bevor du dich um den jeweiligen Job beworben hast. Vor dem Jobinterview ist es Zeit, diese Stellenbeschreibung noch einmal genau zu studieren und sie sinnvoll ins Gespräch einzuflechten. Mach deutlich, wieso genau du der perfekte Fang bist, wenn es um die ausgeschriebene Position geht. Welche Erfahrungen bringst du mit, die hier gefordert sind? Ein Pluspunkt ist auch, wenn du an dieser Stelle bereits Ideen einbringen kannst, wie du ein Unternehmen durch deine Mitarbeit voranbringen kannst. Bewirbst du dich zum Beispiel als Social Media Manager, kann es nicht schaden, die eine oder andere Idee für eine Social Media Kampagne in der Tasche zu haben. Und dabei kannst du auch gleich die Frage fallen lassen, welche Reichweitenziele dein potentieller neuer Arbeitgeber anstrebt. Auch durch solches mitdenken zeigst du, dass du verstanden hast, worum es geht.

Hat diese Person wirklich Lust hier zu arbeiten?

Leider hat nicht jeder die Möglichkeit, in seinem Traumunternehmen zu arbeiten. Dennoch kannst du vielleicht an jedem Unternehmen, bei dem du dich beworben hast, etwas finden, was dir die Arbeit dort schmackhaft macht. Dies bringst du schließlich auch im Jobinterview an. Nach Möglichkeit sollten dies nicht die gute Verkehrslage oder das kostenlose Obst sein, sondern zum Beispiel die Produkte, die das Unternehmen betreibt, die Bürokultur oder eine Erwähnung in einem Artikel einer renommierten Zeitung. Dem HR-Manager wird es außerdem zeigen, dass du an dem Unternehmen interessiert bist, wenn du aktiv Fragen zum Team oder zu anderen Themen, das Unternehmen betreffend, stellst.

Lässt die Person mich gut dastehen?

Auch dein zukünftiger Boss möchte kein Babysitter sein und sucht daher grundsätzlich nach jemandem, dem er vertrauen kann, wenn er sich im Urlaub befindet oder spontan krank ist. Lässt du in Situationen wie diesen sofort alles schleifen und weißt nicht, was wann zu tun ist, wird dies auf den Führungsstil deines Vorgesetzten zurückfallen. HR-Manager suchen also Mitarbeiter, für die sich niemand rechtfertigen muss. Ein wenig Angst kannst du ihnen nehmen, wenn du nachfragst, was genau sich dein neuer Chef an Eigenschaften bei einem Mitarbeiter wünscht. Kannst du das bieten, bestätige das an Beispielen. Zum Beispiel: „Mir ist eine klare Kommunikation auch sehr wichtig. Hierzu zählt für mich, dass ich meinen Chef auf dem Laufenden halte über das, was ich noch auf dem Tisch habe und wie meine Erreichbarkeit im Allgemeinen aussieht.“

Wann gibt es Mittag?

Gerade wenn eine Stelle vakant ist, geben sich die Bewerber nicht selten die Klinke in die Hand. Für den HR-Manager und alle anderen Beteiligten kann das nervig und anstrengend sein. Da ist es nur natürlich, dass auch die Konzentration deines Gesprächspartners einmal abwandert. Zur Mittagspause, zum nächsten Meeting, zur bevorstehenden Deadline. Das kannst du nicht verhindern. Du kannst aber die verbleibende Konzentration dazu nutzen, der am meisten erinnerungswürdige Jobkandidat zu sein. Halte dafür deine Antworten auf Fragen kurz und belege sie wo möglich mit Beispielen. „Wie organisieren Sie sich?“ kann beispielsweise beantwortet werden, indem du sagst: „Ich ordne meine Aufgaben nach Dringlichkeit und orientiere mich dabei beispielsweise an Deadlines. Das macht es mir möglich, auch mit einem größeren Arbeitsaufkommen gut umzugehen. Tatsächlich habe ich dafür auch schon von meinem Vorgesetzten bei der Firma, für die ich zuletzt gearbeitet habe, ein Lob bekommen.“

Der Bonus für schwierige Jobkandidaten: Wie gleicht diese Person ihre Nachteile aus?

„Nun einmal Butter bei die Fische“, würde der Hamburger sagen. Eine wichtige Frage, die in dem Artikel auf Forbes leider nicht berücksichtigt wurde, ist die, wie der Bewerber mit – vermeidlichen – Nachteilen umgeht. Leider ist Chancengleichheit in unserer Gesellschaft noch immer ein Mythos. Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund oder behinderte Arbeitnehmer sind oft schlichtweg froh, wenn sie überhaupt zu einem Jobinterview eingeladen werden. Sprachbarrieren, Krankheitstage durchs Kind oder eine sichtbare Behinderung bereiten nicht wenig HR-Managern Kopfschmerzen und das rote Alarmlämpchen geht an. Gefahr! Potentielle Probleme und Arbeitsausfall. Komme dieser kopflosen Panik zuvor, indem du genau diese Bedenken aufgreifst und deine angeblichen Schwächen zu Recht als Stärken verkaufst. Zwei- und Mehrsprachigkeit ist grundsätzlich ein Gewinn und öffnet vielleicht sogar die Türen zu einem ganz neuen Zielpublikum. Berichte, was du aus deiner eigenen Kultur gelernt hast und wie du dies gewinnbringend in den neuen Job einfließen lassen kannst.

Als alleinerziehender Vater bist du ein Organisationstalent. Du hast gelernt, auch in Stresssituationen ruhig zu bleiben und alles unter einen Hut zu bringen.

Behinderte Menschen sind Meister darin, out of the box zu denken. Da sich viele von ihnen ihre Selbstständigkeit hart erkämpfen mussten, arbeiten sie gerne autonom – scheuen sich aber auch gleichzeitig nicht, um Hilfe zu bitten, wenn sie diese brauchen.

Du hast noch andere Fragen, von denen du glaubst, dass sie deinem Gesprächspartner beim Interview im Kopf herumschwirren? Erzähle sie uns in den Kommentaren.

Quelle: Forbes.com

Kommentare aus der Community

Ulrich am 20.06.2016 um 15:43 Uhr

Erst das Alleinerziehen macht einen Vater zum Organisationstalent, denn das ist ihnen ja bis dahin abgenommen worden.

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Dada am 17.06.2016 um 10:58 Uhr

Ich weine noch immer wegen dieser ungehaltenen Formulierung…! OMG

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Christiane Stella Bongertz am 17.06.2016 um 10:47 Uhr

Ich fürchte leider tatsächlich, dass ein allein erziehender Vater von Personalern eher als Organisationstalent gesehen würde als eine allein erziehende Mutter. Die Wahl der Formulierung, ob jetzt bewusst oder unbewusst gewählt, bildet da leider (noch) eine Wirklichkeit ab.

Antworten
Micha am 17.06.2016 um 10:39 Uhr

Wenn, die Frage nach dem Geschlecht in der Aussage die einzige „Kritik“ ist, handelt es sich hier um einen spitzen Artikel. Es ist immer wieder faszinierend für mich zu sehen wie engstirnig man tatsächlich denken kann. Interessant wäre jetzt ob der geneigte „kritische“ Leser den Inhalt tatsächlich verarbeiten konnte oder ob die selektive Wahrnehmung ihm lediglich die geschlechtliche Diskrepanz einer beispielhaften Aussage am Ende des Artikels eröffnet hat. Mir zeigt es allerdings, wie froh ich bin die Welt nicht durch so negative Augen sehen zu müssen und mir meiner selbst so sicher zu sein, dass ich hinter so einer Aussage, in einem Artikel der offensichtlich Menschen helfen will, nicht mal einen Angriff vermuten kann. Danke für diese positive Selbsterfahrung.

Antworten
Lisa am 17.06.2016 um 08:17 Uhr

Ich finde richtig, anzumerken, wenn soetwas als störend empfunden wird. Wie soll ein/e Autor/in denn sonst feststellen, dass eine Formulierung nicht optimal geglückt ist. Ziel der ganzen Gleichstellungsforderungen ist doch, dass zwischen Geschlechtern (und allem, was sonst noch diskriminiert werden kann) nicht unterschieden wird. Ich würde mir wünschen, dass der Alleinerziehende, in diesem Fall Vater, in Zukunft vielleicht zu „Alleinerziehenden – Müttern, wie Vätern -“ wird. Denn dort wollen wir doch schließlich eigentlich hin in unserer Gesellschaft, oder?

Antworten
JBlidon am 17.06.2016 um 10:39 Uhr

Als Alleinerziehende(r) bist du ein Organisationstalent. Du hast gelernt, auch in Stresssituationen ruhig zu bleiben und alles unter einen Hut zu bringen.

Es lebe die Political Correctness!

Antworten
Tina am 17.06.2016 um 07:44 Uhr

Ist so eine Diskussion tatsächlich nötig? Hätte die Autorin „alleinerziehende Mutter“ geschrieben, hätten sich Menschen wie Alex auch auf den Schlips getreten gefühlt – einen Grund hätten sie sicher gefunden. Das war doch nur ein Beispiel von unzähligen…

Antworten
Alex am 16.06.2016 um 11:39 Uhr

Gilt die Argumentation aus dem Text „Als alleinerziehender Vater bist du ein Organisationstalent. Du hast gelernt, auch in Stresssituationen ruhig zu bleiben und alles unter einen Hut zu bringen.“ auch für alleinerziehende Mütter? Oder gehen die Redakteure dieses Artikels grundsätzlich davon aus, dass alleinerziehende Mütter sich nicht bewerben?

Antworten
Anton Priebe am 16.06.2016 um 14:26 Uhr

Ich glaube nicht, dass die Autorin des Artikels machistische Hintergedanken hegte, als sie den Text verfasste. Um die Frage zu beantworten: Ja zum ersten Teil, nein zum zweiten.

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