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Selfimprovement
Schluss mit Work-Life-Balance: Wieso du dem Konzept den Rücken kehren solltest

Schluss mit Work-Life-Balance: Wieso du dem Konzept den Rücken kehren solltest

Michelle Winner | 21.01.20

Modebegriff oder wichtiges Konzept? Eine ausgewogene Work-Life-Balance wird überall betont, doch der Begriff selbst ist schon ein Widerspruch in sich.

Ständig begegnet uns der Begriff Work-Life-Balance, besonders wenn es um New Work oder Gesundheit am Arbeitsplatz geht. Kritiker sehen in dem Begriff jedoch ein Modewort, das viel zu inflationär genutzt wird. Denn genau genommen suggeriert der Begriff, dass es eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Leben gebe. Doch gehört die Arbeit nicht zum Leben dazu? Wie sollten wir die Bestandteile einer Work-Life-Balance definieren und passt diese überhaupt noch zu unserem heutigen Arbeitsleben? Diesen Fragen gehen wir auf den Grund und nehmen den Begriff genauer unter die Lupe.

Was bedeutet Leben?

Keine Sorge, es erfolgt jetzt kein philosophischer Diskurs. Nein, es geht darum, dass der Begriff Work-Life-Balance die Arbeit aus unserem Leben ausschließt. Und genau hier liegt das Problem. „Work“ gehört dazu und ist für die meisten Menschen unumgänglich, um einen bestimmten Lebensstandard zu erhalten. Hierbei geht es zum einen ums Geldverdienen, gleichzeitig aber auch darum, etwas Sinnvolles zu tun. Streng genommen, steht „Life“ also für unsere Freizeit. Und hier beginnen die Probleme. Denn Freizeit und Arbeitsleben lassen sich nicht so leicht voneinander trennen, wie die Work-Life-Balance suggeriert. Die Grenzen verschwimmen immer mehr – durch Kollegen, die zu Freunden werden, durch Home Office, durch Projekte, die einen auch nach Feierabend nicht loslassen. Und auch dadurch, dass nicht jeder Mensch seinen Job hasst und einige ihr Hobby zum Beruf gemacht haben.

Anstatt deinen Job also als negativen Räuber deiner Freizeit zu betrachten, solltest du ihn als Teil deines Lebens anerkennen. Vielen gelingt dies gut, weil sie einer Tätigkeit nachgehen, die ihnen die meiste Zeit Freude bereitet. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Ändere dein Mindset
Frage dich, wieso du diesen Job gewählt hast. Nur des Geldes wegen? Super, denn Geld kann dir bei der Erfüllung mancher Träume helfen. Noch besser ist es jedoch, wenn du deinen Job aus Interesse und Neigung gewählt hast. Erinnere dich daran, was dir Spaß macht. Denn je mehr du meckerst und negativ über die Arbeit denkst, desto mehr Macht gibst du ihr über deine Psyche.

2. Starte neu
Gibt es an deinem Job nichts Positives und leidest du jeden Sonntagabend am Montagsblues, hast du vielleicht den falschen Arbeitsplatz gewählt. Ein beruflicher Tapetenwechsel kann dir helfen, diesem Muster zu entkommen.

„Arbeit ist Arbeit! Spaß ist Spaß!“

„Ok, Boomer!“, möchte man auf Sprüche wie diesen gern antworten. Gerade in den älteren Generationen herrscht weitläufig der Glaube, dass Arbeit hart sein muss und man sie einfach als Teil des Lebens ertragen muss – auch wenn sie keinen Spaß bereitet. Arbeit als Teil des Lebens betrachten, ist auch wünschenswert. Über den Rest dieses Mindsets lässt sich jedoch streiten. Natürlich kann man versuchen, einen neuen Arbeitszeitrekord im Job aufzustellen. Du kannst den Verdienst über Spaß und Interesse stellen – in Krisenzeiten ist das auch manchmal nötig. Doch sollte dies der Dauerzustand sein? Sollte die Arbeit eine Last für dich sein? Etwas, das man eben einfach erträgt, trotz ständiger Sorgen, oder Tätigkeiten, unkooperativer Kollegen oder fiesem Chef?

Oder du stellst dich selbst an die erste Stelle. Suchst dir einen Job, der dir Freude bereitet – auch wenn du dafür ein paar Euro weniger in Kauf nimmst. Bei dem du morgens aufstehst und motiviert zur Arbeit fährst. Bei dem du dich mit deinen Kollegen gut verstehst. Natürlich gibt es immer Mal schlechte Tage, schlechte Zeiten. Jeder kennt das Gefühl, von einer Aufgabe genervt zu sein oder morgens nicht aufstehen zu wollen. Doch solange dieser Zustand nicht dauerhaft auftritt, hast du vermutlich eine gute Wahl getroffen.

Aus zwei mach vier

Die Work-Life-Balance scheint heutzutage mit zu vielen Einschränkungen und falschen Werten verbunden zu sein. Anstatt ihrer könntest du dir ein anderes Prinzip vor Augen halten: Vier Teile des Lebens, auf die du deine Zeit gleichmäßig aufteilst: You, Relationships, Ambitions, Values. Mit You ist gemeint, dass du dich um dich selbst kümmerst. Gönne deinem Körper und deinem Geist ausreichend Ruhe und tue Dinge, mit denen du dich wohlfühlst, wie zum Beispiel einem Hobby nachgehen. Relationships sind die Menschen um dich herum, egal ob Partner, Freunde oder Familie. Pflege die Beziehungen zu den Personen, die dir wichtig sind. Mit ihnen an deiner Seite, kannst du Krisen überstehen und neue Blickwinkel auf Probleme erhalten.

Deine Ambitionen kannst du gleichzeitig auch aufrechterhalten. Setze dir realistische Ziele sowohl im Privatleben als auch im Job. Jeder kleine Erfolg wird Balsam für deine Seele sein, während ein Scheitern dir neue Wege öffnet. Mit einem Ziel vor Augen lassen sich Wege außerdem einfacher finden. Und zum Schluss noch zu den Values, deinen Werten. Achte darauf, dass deine Arbeit diesen entspricht. Ist dir das, was du tust, zuwider, wird es im Job nicht lange gut gehen. Achte also darauf, dass du dir selbst treu bleibst – egal wie viel Geld dir angeboten wird, egal wie angesehen das Unternehmen ist.

Goodbye Work-Life-Balance

Wenn die Arbeit nicht als Teil des Lebens betrachtet wird und Work-Life Böse vs. Gut heißt, ist der Begriff irreführend. Im Prinzip wissen wir, dass damit ein Ausgleich zwischen Freizeit und Beruf gemeint ist, doch strikte Grenzen sind hier nicht immer hilfreich. Diese Trennung ist auch gar nicht notwendig, solange du die oben erklärten „Viertel“ im Kopf behältst. Doch der erste und wichtigste Schritt, damit du die Arbeit gern als Teil deines Lebens siehst, ist der richtige Job. Die Suche danach gestaltet sich nicht immer einfach. Doch wenn du einen Arbeitsplatz hast, der dir ein freundliches Umfeld, ein für dich interessantes Aufgabenfeld und hin und wieder Herausforderungen bietet, ist diese Sache mit dem ausgeglichenen Leben häufig gar nicht so schwer. Sag also „Goodbye“ zur veralteten Vorstellung von Work-Life-Balance.

Kommentare aus der Community

Dennis am 29.01.2020 um 13:19 Uhr

Toller, sympathischer und in meinen Augen sehr wichtiger Beitrag! Zu viele Menschen leben ohnhin nur von Urlaub zu Urlaub und sind das Urlaubsfeeling dann bereits am ersten Montag im Büro wieder los.

Umso wichtiger, dass eine gewisse Work-Life-Balance gepflegt wird, wofür diese Tipps in meinen Augen wirklich gelungene Ansätze sind. Etwas anderes als das übliche „Das Smartphone einfach mal ausgeschaltet lassen“ und vor allem etwas ganz Praktisches und Greifbares. Gerade Zeitmanagement dürfte in der heutigen Zeit das A und O für ein Leben in Balance gelten.

In meinem Blogbeitrag dazu habe ich mich an 5 Wegen versucht, mit denen man die Work-Life-Balance ansonsten noch optimieren könnte. Trägt ggf. noch was zur Diskussion bei: https://ausbilderschein24.de/work-life-balance-optimieren/

Freue mich über Austausch und wünsche an dieser Stelle einen guten Rutsch ins neue Jahr. Sich ein besseres Zeitmanagement als guten Vorsatz zu fassen, ist gewiss nicht die schlechteste Idee.

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Katja Fritsch am 21.01.2020 um 17:02 Uhr

Liebe Michelle Winner, 

Vielen Dank für diesen wirklich inspirierenden Artikel über Work-Life- , bzw. Arbeits-Freizeit-Balance, wie du selber sagst. 
Vieles von dem, was du schreibst, finde ich richtig. Wer wenig Lust auf seinen Job hat, sollte wirklich über eine Neuorientierung nachdenken. 

In meiner Arbeit bei der Coachingpraxix.Berlin arbeite ich viel zum Thema Work-Life-Balance. Allerdings würde ich den Begriff etwas weiter definieren als du. Es geht hier nicht nur um die Menge von Freizeit und Arbeit, sondern auch darum, wie ich arbeite und wie meine Freizeit eine Balance zur Arbeit sein kann.
Gerade Menschen, die den „richtigen Job“ für sich gefunden haben, müssen beispielsweise darauf achten, dass ihre motivierende Arbeit nicht das gesamte Privatleben dominiert. Insofern hat die Suche nach der Balance für viele meiner Klienten weiterhin einen hohen Stellenwert.

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