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Selfimprovement|Unternehmenskultur
Keine Lust auf Arbeit: Jedem 4. Arbeitnehmer fehlt die Motivation im Job

Keine Lust auf Arbeit: Jedem 4. Arbeitnehmer fehlt die Motivation im Job

Michelle Winner | 12.03.20

Morgens schon schlechte Laune beim Gedanken an die Arbeit haben? Kein seltenes Bild in Deutschland. Unflexible Arbeitszeiten und fehlende Ziele nehmen die Lust am Arbeiten.

Der Wecker klingelt, du wachst auf und erhebst dich aus dem Bett: Was ist dein erster Gedanke? Bist du motiviert dazu, den heutigen Arbeitstag anzutreten? Oder würdest du dich am liebsten zurück in die Kissen kuscheln? Wenn letzteres der Fall ist, keine Angst – du bist nicht allein. Tatsächlich ist jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland nicht motiviert bei der Arbeit. Das hat zumindest das dänische Unternehmen Peakon festgestellt, das bereits seit 2015 die Mitarbeiterzufriedenheit weltweit misst. Für die aktuelle Studie wurden die Daten aus Mitarbeiterumfragen aus sechs verschiedenen Ländern und neun Branchen analysiert.

Nach der Honeymoon-Phase geht die Motivation flöten

Laut Peakon hat fehlende Motivation nicht nur Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Das Risiko für Kündigungen verdoppelt sich, während die Krankheitstage um 75 Prozent ansteigen. Dadurch entstehen beispielsweise für ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern Mehrkosten in der Höhe von 48 Millionen Euro pro Jahr. Wie erwähnt, ist Deutschland negativer Spitzenreiter in puncto unmotivierte Mitarbeiter: 23 Prozent der Arbeitnehmer sind betroffen. Besonders schnell schwindet die Motivation nach der Honeymoon-Phase, heißt, den ersten drei Monaten nach Eintritt in ein neues Unternehmen. Während 60 Prozent der frischen Mitarbeiter voller Elan zur Arbeit erscheinen, sinkt der Wert danach auf 40 Prozent. Grund hierfür ist vermutlich, dass die Angestellten nach drei Monaten auch die Schattenseiten des neuen Unternehmens kennengelernt und nicht-lieben gelernt haben. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit sinkt die Motivation immer weiter.

Führungskräfte übertragen die eigene Motivation nicht auf Angestellte

Doch nicht alle Beschäftigten haben keine Lust auf Arbeit. Tatsächlich ist es die jüngste Generation der Arbeitnehmer, die Gen Z, die am motiviertesten im Job ist. Mit 49 Prozent weist sie den höchsten Wert aller Generationen auf. Es folgen Generation X (46 Prozent) und die Babyboomers (45 Prozent). Schlusslicht bilden die Millennials mit gerade einmal 41 Prozent motivierten Arbeitnehmern. Dieser schlechte Wert könnte im Zusammenhang mit den häufigen Zukunftsängsten und mentalen Belastungen der Generation stehen. Zum überraschend guten Ergebnis der Gen Z hingegen erklärt Martin Daniel, Community Manager bei Peakon, folgendes:

Die Zahlen zeigen, dass die Gen Z, die sich durch ihre ungebundene Lebenseinstellung definiert, im Job wider Erwarten sehr motiviert ist. Aber mehr als jede andere Generation ist ihnen wichtig, dass ihr Arbeitgeber authentisch ist und sich sozial und ökologisch engagiert. Deshalb sollten Unternehmen echte Anreize schaffen, um diese Talente an sich zu binden. Das können Müllsammelaktionen im Team sein oder regelmäßige Spendenaktionen für Hilfsprojekte.

Ein weiterer Blick auf die Ergebnisse der Studie verrät außerdem, dass die Technologiebranche die meisten motivierten Mitarbeiter aufzuweisen hat (44 Prozent). Ganz unten im Ranking landen jedoch NGOs und der Bildungssektor (39 Prozent), die Fertigungsindustrie (34 Prozent) und die Energiebranche (32 Prozent). Ein großes Problem, das sich anhand der Studienergebnisse abzeichnet, ist, dass Chefs es nicht schaffen, ihre Angestellten zu motivieren. 49 Prozent der Führungskräfte gehen mit Elan an die Arbeit. Anstatt diesen jedoch weiter an die Arbeitnehmer zu vermitteln, fehlt es hier oft an Kommunikation.

Kulturelle Unterschiede beeinflussen die Mitarbeitermotivation

Nicht nur Arbeitnehmer in Deutschland sind unmotiviert, sondern auch in anderen Ländern. In Großbritannien sind es beispielsweise 22 Prozent. Am motiviertesten hingegen sind die Arbeitnehmer in den USA und in Dänemark: Hier geben insgesamt 45 Prozent an, Motivation bei der Arbeit zu empfinden. Doch es gibt in dieser Rechnung nicht nur schwarz und weiß, sondern auch eine „Grauzone“ – nämlich die Mitarbeiter, die einfach ihren Dienst nach Vorschrift absolvieren. Diese Art von Mitarbeitern findet sich am häufigsten in Neuseeland (45 Prozent) und Australien (42 Prozent). Sie sind weder besonders motiviert noch unmotiviert und finden ihre persönliche Erfüllung eher außerhalb der Arbeitszeiten. Daniel erläutert zu den internationalen Ergebnissen:

In den USA und in den skandinavischen Ländern herrscht eine andere Kultur der Mitarbeiterführung als in Deutschland. Es gibt zwar keine Schablone, aber viele Ansätze, die sich andere Länder abschauen können, wie zum Beispiel mehr Entscheidungsfreiheit für Arbeitnehmer und noch flexiblere Arbeitszeiten.

Motivation beginnt in der Unternehmenskultur

Meist steht die Motivation von Mitarbeitern im direkten Bezug zu ihrer Zufriedenheit. Je zufriedener, desto motivierter, heißt die Formel. Und um dies zu erreichen, ist es wichtig, dass die Arbeitgeber ihren Angestellten zuhören und auf die Bedürfnisse dieser eingehen. Daniel erklärt dazu weiter:

Dennoch sollten Arbeitgeber sehen, dass es kein realistisches Ziel wäre, die Erwartungen zu 100 Prozent zu erfüllen. Stattdessen müssen sie regelmäßig auf das Feedback ihrer Belegschaft eingehen, um Veränderung im Unternehmen schnell voranzutreiben. Denn Mitarbeiter sind der wichtigste Motor für den Geschäftserfolg. Wenn sie also das Gefühl haben, dass ihre Stimme gehört wird, ziehen Angestellte ganz automatisch an einem Strang und führen das Unternehmen zum wirtschaftlichen Erfolg.

Transparenz, Mitbestimmungsrecht und Herausforderungen sind Grundbedürfnisse vieler Arbeitnehmer, die Einfluss auf deren Arbeitsmotivation haben. Von dort aus kann weiter gedacht werden. Zusätzliche Maßnahmen sind beispielsweise die Möglichkeit auf flexibleres Arbeiten, freiwillige Weiterbildungen und das Schaffen einer gemeinsamen Zielsetzung für alle Mitarbeiter, durch die jeder seinen eigenen Wert und den seiner Arbeit erkennt. Motivation für den Job zu finden ist natürlich auch Aufgabe eines jeden Angestellten selbst – die Arbeitgeber können jedoch einen wichtigen Grundstein dafür legen.

Kommentare aus der Community

Khoa Nguyen am 13.03.2020 um 16:50 Uhr

Ob die Motivation hoch bleibt ist auch vom jeweiligen Arbeitgeber und von der Aufgabe abhängig, die man durchführt. Auch wenn Unternehmen viel in Employer Branding und viel dafür tun, dass Arbeitnehmer sich wohlfühlen, ist das Wohlbefinden und die Zufriedenheit nicht immer steuerbar. Es müssen Anreize geschaffen werden, damit Angestellte ihre Arbeit leidenschaftlich gern machen.

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