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Equal Pay zum internationalen Weltfrauentag: Wie neue Arbeitsformen den Gender Pay Gap aus der Welt schaffen

Equal Pay zum internationalen Weltfrauentag: Wie neue Arbeitsformen den Gender Pay Gap aus der Welt schaffen

Ein Gastbeitrag von Peggy de Lange | 09.03.20

Der Gender Pay Gap ist leider noch immer groß in Deutschland. Doch bei der Freelancer-Plattform Fiverr ist die Einkommenslücke deutlich kleiner. Sind neue Arbeitsformen ein Weg zu mehr Gleichheit bei der Bezahlung?

Laut statistischem Bundesamt lag 2019 der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen um 21 Prozent niedriger als der der Männer. Der sogenannte Gender Pay Gap kann jedoch nicht auf alle Branchen runtergebrochen werden. Eine Analyse von Fiverr, dem Marktplatz für Freelancer und digitale Nebenjobs ermittelt eine geschlechterspezifische Einkommenslücke auf der deutschen Plattform von gerade mal sechs Prozent.

Weltweit große Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau

Nicht nur in Deutschland sondern auf der ganzen Welt gibt es nach wie vor signifikante Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau. Statistisch belegt wird dies durch den sogenannte Gender Pay Gap, welche das Bruttogehalt von Frauen mit dem der Männer in Verhältnis setzt. Ein Gap, sprich Gehaltslücke, von 20 Prozent bedeutet demnach, dass weibliche Arbeitnehmerinnen nur 80 Prozent von dem verdienen, was ihre männlichen Kollegen erhalten. Ganz konkret ist der Gender Pay Gap laut statistischem Bundesamt „die Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes (ohne Sonderzahlungen) der Frauen und Männer im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer“. Dabei handelt es sich um einen unbereinigten Wert.

Das Thema ist nicht neu und doch fällt es Unternehmen sowie Bund und Ländern schwer, nachhaltige Regulierungen einzuführen um das Problem aus der Welt zu schaffen. Aber wie lässt sich das begründen? Sind wir doch eine moderne, tolerante Gesellschaft in der Gleichstellung keine Seltenheit sondern die Norm sein sollte. Einige Studien besagen, dass der Gender Pay Gap sozioökonomischer Natur sei. Soll bedeuten, dass sich viele Frauen tendenziell mit weniger Gehalt zufriedengeben und dementsprechend nachgiebig bei Gehaltsverhandlungen sind. Auch andere Erklärungsversuche, wie unterschiedliche Erwerbsbiografien oder nicht vergleichbare Berufsfelder tauchen auf. Die Liste kann ewig so weitergeführt werden mit einer Vielzahl an schwachen Begründungen, warum die Diskrepanz heutzutage immer noch so groß ist. Letzten Endes ist ein Gap von 20 Prozent ein Indiz dafür, dass mangelnde Gleichberechtigung auch heute noch ein Thema auf dem Arbeitsmarkt ist.

20 Prozent Differenz überall?

Der Großteil bisheriger Untersuchungen zum Gender Pay Gap war auf traditionelle Beschäftigungsverhältnisse ausgerichtet. In Zeiten von New Work und Outsourcing ist es jedoch mehr als angemessen, diese Studien auch auf die neuen Arbeitsfelder anzuwenden. Da liegt die Frage nahe, wie es auf dem Freelancer-Markt aussieht.

Fiverr hat untersucht, wie Freelancing und der Gender Pay Gap zusammenspielen. Bei Freiberuflern wird im Gegensatz zum „herkömmlichen“ Gender Pay Gap der Wert nicht über das Stundeneinkommen, sondern über die Bezahlung pro Auftrag ermittelt. Eine interne Auswertung der Transaktionen in 2019 hat ergeben, dass die Gap auf Fiverr Deutschland bei gerade mal sechs Prozent liegt. Runtergerechnet verdienen Frauen somit 94 Euro, wo die männliche Konkurrenz 100 Euro verdient.

Aber wieso lässt sich auf Freelance-Marktplätzen überhaupt eine Gap vernehmen? In den Studien zum Gender Pay Gap nicht inkludiert sind, allgemein sowie in unserer Analyse, die verschiedenen Branchen, in denen sich die Freelancer bewegen. Beispielsweise ist auf unserem Online-Marktplatz das IT-Feld nach wie vor stark von Männern dominiert, wohingegen Frauen eher Services wie Übersetzungen und Designs anbieten. Nicht zu verachten sind demnach die unterschiedlichen Preisniveaus, in denen man sich auf den verschiedenen Märkten bewegt.

Generell legen auf Fiverr alle Freelancer ihre Preise selbst fest, deshalb fällt es schwer, im Allgemeinen von einer extern verursachten Gap zu sprechen. Vermutlich ist das der Grund, weshalb bisherige Forschungen auf den „normalen“ Arbeitsmarkt eingeschränkt waren. Trotzdem lässt sich auch hier ein Zusammenspiel feststellen. Ist es doch so, dass sich jeder Mensch an Erfahrungswerten orientiert.

Fiverr ist stark geprägt von Freiberuflern, die ihre Dienstleistungen nebenberuflich als sogenannte Gigs anbieten, oder gerade erst frische Freiberuflerluft schnuppern. Hat also eine weibliche Freelancerin in der Vergangenheit beziehungsweise in ihrem Angestelltenverhältnis ein vergleichsweise niedriges Gehalt bekommen, orientieren sich die Preise eben genau daran. Zweifel kommen auf wie: Kann ich durch Qualität so überzeugen, dass ich den gleichen Preis oder sogar mehr verlangen kann, als meine (männliche) Konkurrenz? Bin ich überhaupt noch wettbewerbsfähig, wenn ich meine Preise so hoch festlege? Genau diese Verunsicherung zeigt, dass sich auf dem Arbeitsmarkt etwas ändern muss. Mit der neuen Dekade der 2020er sollte jegliche Diskriminierung eingestellt werden, angefangen bei Marktpreisen und Gehaltsunterschieden.

Web 2.0 und Gleichberechtigung: Es gibt Hoffnung auf eine Revolution am (freien) Arbeitsmarkt

Die Online-Welt und die einhergehende globale Vernetzung bieten endlich die Möglichkeit, diese Missstände aus der Welt zu schaffen. Digitale Plattformen schaffen durch Bewertungs- und Vergleichssysteme eine hohe Transparenz. Kunden haben somit die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von Verkäufern und den angebotenen Services zu machen. Die Verkäufer werden in den meisten Fällen aufgrund von Qualität beurteilt und nicht nach Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft oder Religion. Dank Referenzen, einem sichtbaren Portfolio und Kundenrezensionen kann somit schnell Vertrauen zum Verkäufer aufgebaut werden – egal ob männlich oder weiblich.

In den USA, dem Kernmarkt Fiverrs, ist der Gender Pay Gap quasi nicht-existent, liegt bei 0,4 Prozent! Und das, obwohl auf dem klassischen Arbeitsmarkt in den USA, ebenso wie in Deutschland, der Gender Pay Gap 20 Prozent beträgt. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Gap mittelfristig, wenn sich der Beruf des Freelancers weiter durchsetzt, auch auf dem deutschen Markt fast vollständig auflöst.

Schon heute stellen wir auf unserem Marktplatz fest, dass die Freelancerinnen in Deutschland doppelt so viele Anfragen erhalten wie ihre männliche Konkurrenz. Wir sind stolz sagen zu können, dass diese Frauen durch ihre Vielzahl an Aufträgen zusammengerechnet auf Fiverr mehr verdienen als Männer. Generell ist es unerlässlich, dass wir als Gesellschaft beginnen, die Arbeitsqualität nicht länger nach Herkunft oder Geschlecht zu bewerten. Entscheidend sind letztendlich Erfahrung und Qualifikation. Auch wenn noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten ist, um einen angemessenen, verantwortungsvollen Umgang mit der Thematik zu etablieren, sind wir auf einem guten Weg. Insbesondere die Fortschritte, die von und für Freelancer im Plattformgeschäft zu vernehmen sind, geben Hoffnung auf eine langfristig fairere Arbeitswelt.

Kommentare aus der Community

Thorsten Kubitsch am 10.03.2020 um 12:48 Uhr

Selten so gelacht…

Bei Fiverr existiert so etwas wie Gender Pay Gap natürlich nicht, da alles auf dem Portal von Website Erstellung bis CI Gestaltung für 5 Euro verkloppt wird.

Zahlt doch erstmal euren Freelancern einen ordentlichen Beitrag, bevor ihr euch hier als Moralapostel für den Gender Pay Gap aufspielt.

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