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Karriere? Nein, Danke. Studenten ist der berufliche Aufstieg nicht mehr wichtig

Karriere? Nein, Danke. Studenten ist der berufliche Aufstieg nicht mehr wichtig

Michelle Winner | 17.08.18

Eine Umfrage zeigt, dass vielen Studenten Familie und Freizeit wichtiger sind, als die Karriereleiter zu erklimmen. Grund dafür ist vermutlich Deutschlands wirtschaftliche Lage.

Studium, Karriere und irgendwann vielleicht einmal Familie – So sah noch vor einigen Jahren der traditionelle Lebensweg vieler Studenten aus. Doch Traditionen sind nicht immer zeitgemäß, wie unsere sich ständig wandelnde Gesellschaft eindeutig beweist. Und so setzen auch Studenten neue Prioritäten was die Lebensplanung angeht. Eine Studie der Unternehmensberatung EY unter 2000 Studenten zeigt, dass nur noch 41 Prozent der Befragten ihre Karriere in den Fokus stellen würden.

Starker Wertewandel seit 2016

Noch vor zwei Jahren sahen die Zahlen anders aus. 57 Prozent zeigten damals die Ambition einen beruflichen Aufstieg anzustreben. Heute sind es vor allem Familie (70 Prozent) und Freunde (66 Prozent), die den Studenten wichtig im Leben sind, gefolgt von Sport und Freizeit (50 Prozent). Laut EY sei dieser Wandel mit Deutschlands guter wirtschaftlicher Lage zu begründen. Und so gehen über 90 Prozent der Befragten davon aus, dass sie nach dem Studium schnell einen Job finden werden, von dem sie leben können. Diese „Sicherheit“ sorgt dafür, dass das Privatleben an Wichtigkeit gewinnt. Der Leiter der Personalabteilung von EY, Oliver Simon, sagt dazu:

Bei deutschen Studenten zeichnet sich immer deutlicher ein grundlegender Wertewandel ab. Die Studenten rechnen durchaus mit einem sicheren Job und einem auskömmlichen Gehalt, eine steile Karriere mit außergewöhnlichen Verdienstmöglichkeiten verliert jedoch immer weiter an Attraktivität.

Der Unterschied der Prioritäten von Frauen und Männern ist gering

Während es 2016 noch den Anschein einer traditionellen Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen gab, ist diese heute kaum noch ersichtlich. Der Karrieresinn der männlichen Studenten, der früher deutlich höher lag, unterscheidet sich nun nur noch um wenige Prozent von dem der Frauen. 62 Prozent der Männer legen ihren Fokus auf die Familie. Bei den weiblichen Studenten sind es sogar 77 Prozent. Laut den Experten von EY habe die Jugend ein schlechtes Bild vom Arbeitsleben. Viele Studenten sehen ihren künftigen Jobs mit Skepsis entgegen und erwarten Überstunden, welche die 40 Stunden Woche weit überschreiten. Gerade deshalb würden die privaten Interessen in den Fokus rutschen.

Infografik: Karriere verliert für Studenten an Bedeutung | Statista

Sollte man den Zusammenhang zur Studienwahl untersuchen?

Die Frage bleibt jedoch, wie repräsentativ diese Studie ist. Zwar wurde sie an 27 verschiedenen Universitäten in Deutschland durchgeführt, doch die Anzahl der Befragten erscheint gering. Schließlich haben beispielsweise schon die Uni Hamburg und die Humboldt-Universität zu Berlin über 70.000 Studenten. Interessant wäre zudem eine Analyse darüber, aus welchen Studiengängen und Fakultäten die Befragten stammen. So wird zum Beispiel erfahrungsgemäß in den geisteswissenschaftlichen und sozialen Bereichen eine andere Mentalität gelebt als in der Juristik oder Wirtschaft. Oft gilt dort, dass das Studium zum wissenschaftlichen Werdegang und zur Selbstfindung dient und nicht zum Erklimmen der Karriereleiter. Natürlich gilt dies nicht für alle Studenten dieser Richtungen, doch trotzdem wäre es interessant, den Zusammenhang zwischen Studienwahl und Karriereambitionen darzustellen.

Nichtsdestotrotz scheint der Fokus auf Familie und Freunde nicht verkehrt zu sein. Schließlich bedeutet dieser nicht automatisch, dass die Studenten keinerlei Ambitionen mehr hätten oder faul wären. Das Privatleben hat schlichtweg Priorität. Und beobachtet man unsere Gesellschaft, so kann man feststellen, dass der Wunsch nach mehr Zeit für Freizeit und Familienleben auch bei vielen bereits Arbeitstätigen immer wichtiger wird.

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