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Human Resources
Blue Collar Recruiting: Personaler:innen schätzen Bedürfnisse falsch ein

Blue Collar Recruiting: Personaler:innen schätzen Bedürfnisse falsch ein

Caroline Immer | 21.11.23

Wie eine aktuelle forsa-Umfrage zeigt, wünschen sich Blue-Collar-Beschäftigte einfachere Bewerbungsprozesse, während Personalsuchende weiterhin auf klassische Unterlagen wie Lebenslauf und Anschreiben setzen – und auch die Bedürfnisse der Angestellten im Arbeitsalltag falsch einschätzen.

Trotz Wirtschaftskrise wollen etwa drei Viertel der Unternehmen im Blue-Collar-Bereich dieses Jahr genauso viele Personen einstellen wie 2022. Dies macht eine aktuelle forsa-Studie im Auftrag von onlyfy by XING deutlich, für welche 200 Personalentscheider:innen sowie über 1.000 Blue-Collar-Beschäftigte in Deutschland befragt wurden. Doch die Bemühungen der Unternehmen stoßen nicht immer auf Resonanz: So geben 93 Prozent der befragten Personaler:innen an, Schwierigkeiten dabei zu haben, Arbeitskräfte zu finden. Woran liegt das?

Arbeiter:innen wünschen sich modernen Bewerbungsprozess – Personalsuchende halten an Traditionen fest

80 Prozent der Befragten, die in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung dieses Jahr mehr neue Mitarbeiter:innen einstellen wollen als im vergangenen Jahr, gaben als Grund hierfür eine Zunahme der anfallenden Arbeit an. Neue Angestellte zu finden gestaltet sich laut Angabe der Personaler:innen aufgrund von zu wenigen Arbeitskräften auf dem Markt sowie unzureichenden Qualifikationen der Bewerber:innen oftmals schwierig.

Hinzu kommen unterschiedliche Vorstellungen hinsichtlich des Bewerbungsprozesses. So ist es 45 Prozent der Beschäftigten wichtig, sich auch über mobile Endgeräte bewerben zu können, 20 Prozent wünschen sich darüber hinaus die Möglichkeit einer One-Click-Bewerbung. Etwa jede:r Dritte (35 Prozent) würde sich gerne ohne Anschreiben und jede:r Fünfte ohne Lebenslauf auf eine neue Stelle bewerben. Doch 84 Prozent der befragten Personalverantwortlichen legen weiterhin Wert auf einen Lebenslauf, für 66 Prozent sollte er lückenlos sein. Für 63 Prozent sind Arbeitszeugnisse relevant, das Anschreiben für 54 Prozent. New Work SE-Vorstand Frank Hassler kommentiert die Ergebnisse:

Traditionelle Bewerbungsunterlagen stehen bei vielen Unternehmen weiter hoch im Kurs. Wer allerdings heute im Blue-Collar-Bereich immer noch starr auf Anschreiben, Zeugnissen und Lebenslauf beharrt und zu viele administrative Hürden im Bewerbungsprozess aufstellt, muss sich nicht wundern, wenn er bei Neueinstellungen leer ausgeht.

Recruiting über WhatsApp und Co.?

Bei den Recruiting-Kanälen überschneiden sich die Präferenzen der Beschäftigten und Personaler:innen nur teilweise. Für beide stehen persönliche Empfehlungen ganz oben auf der Liste: Über 90 Prozent der befragten Personalentscheider:innen rekrutieren über diese Quelle, und 61 Prozent der befragten Blue-Collar-Beschäftigten würden bei der Jobsuche bevorzugt auf private Kontakte setzen. Bei den Personalsuchenden folgt an zweiter Stelle die Bundesagentur für Arbeit (87 Prozent) – diese nutzen jedoch nur 41 Prozent der Beschäftigten bei der Jobsuche.

Nachholbedarf gibt es bei der Verwendung digitaler Kanäle: Zwar nutzen 58 Prozent der befragten Unternehmen Facebook im Recruiting, 48 Prozent Instagram und 31 Prozent WhatsApp. Allerdings sind diese Möglichkeiten der Bewerbung bei Blue-Collar-Beschäftigten noch nicht angekommen. Hier steckt also noch viel Potenzial für Unternehmen, wie auch Frank Hassler betont.



WhatsApp Recruiting:
Bewerbungen einfach per Nachricht managen

© WhatsApp


Bedürfnisse werden falsch eingeschätzt

Während ganze 98 Prozent der Recruiter davon ausgehen, dass Blue-Collar-Angestellte insbesondere Wert auf gutes Führungsverhalten, eine pünktliche Bezahlung (91 Prozent), den guten Ruf des Unternehmens (90 Prozent) und ein höheres Gehalt (84 Prozent) legen, steht bei den Arbeitnehmer:innen in Wahrheit die Jobsicherheit ganz vorn (74 Prozent). Ebenfalls wichtig sind den Beschäftigten das Gehalt (71 Prozent), die pünktliche Bezahlung (70 Prozent) sowie ein attraktiver Standort (69 Prozent). Personalentscheider:innen sollten sich diese Ergebnisse zu Herzen nehmen, erklärt Frank Hassler:

Mehr Geld, Jobsicherheit und eine pünktliche Bezahlung sind für viele Blue-Collar-Beschäftigte Gründe für einen Jobwechsel. Damit sie bleiben, müssen Personalentscheidende aber vor allem die Atmosphäre im Arbeitsalltag im Blick haben und auf motivierendes Führungsverhalten sowie eine gute Unternehmenskultur achten. Sonst wird aus dem ‚Perfect Match‘ schnell ein ‚Mismatch‘.



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© susanbughdaryan – Unsplash

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