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Büroalltag
Wie Männer dabei helfen können, die Gender Gap zu schließen

Wie Männer dabei helfen können, die Gender Gap zu schließen

Michelle Winner | 04.06.18

Viele Männer sind sich der Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen bewusst und wollen helfen. Oft wissen sie aber nicht wie. Dabei können schon kleine Gesten helfen, einen Schritt in Richtung Gender Equality zu machen.

Das Thema der Gleichberechtigung für Männer und Frauen stellt heutzutage den Kern unzähliger Debatten dar. Während viele Fortschritte dazu beitragen, die Gender Gap zu verkleinern, gibt es leider auch immer wieder Rückschläge. Oft basieren diese auf Uneinsichtigkeit und fehlender Sensibilisierung für das Thema. Dabei geht es gar nicht nur um die Gender Pay Gap, sondern allgemein um das Verhältnis von Frauen und Männern am Arbeitsplatz. Denn immer wieder wird bewiesen, dass gerade in technischen Berufen und Führungspositionen deutlich weniger Frauen eingestellt werden.

Die Gender Gap verkleinern ist auch Männersache

Die Lücke zu schließen ist Aufgabe der Frauen? Nein. Männer können ihre Kolleginnen sogar enorm unterstützen. Die meisten von ihnen sind sich der Ungerechtigkeiten durchaus bewusst, wissen aber nicht, wie sie damit umgehen sollen. Dabei machen Prominente es bereits vor. Eines der besten Beispiele ist wohl Schauspieler und Produzent Benedict Cumberbatch. Für ihn kommt es nicht in Frage eine Rolle anzunehmen, wenn seine weiblichen Co-Darstellerinnen weniger verdienen. Der Brite sagt dazu:

Equal pay and a place at the table are the central tenets of feminism. Look at your quotas. Ask what women are being paid, and say: ‚If she’s not paid the same as the men, I’m not doing it.‘

Schauspieler Benedict Cumberbatch ist nicht nur Sherlock, sondern kämpft auch für Gleichberechtigung. © John Bauld – Flickr, CC by 2.0

Die folgenden Hinweise erklären, wie sich die Gender Gap im Berufsalltag zeigt und was männliche Mitarbeiter tun können, um dagegen vorzugehen.

Beziehe Kolleginnen mit ein

In männerdominierten Berufen fühlen Frauen sich oft außen vor gelassen. Autor Joshua Lee und Rachel Braunstein, Partner Marketingmanagerin bei Microsoft, haben das Phänomen genauer untersucht. Laut ihnen bilden männliche Kollegen oft eigene Grüppchen, die sich in den Pausen von den Kolleginnen distanzieren. Wer so etwas am eigenen Arbeitsplatz beobachtet, kann bewusst versuchen Frauen mit in Gespräche einzubinden. Außerdem sollte auch bei Events ein Blick auf die Gästeliste geworfen werden: Sind fast nur Männer darauf zu finden? Vielleicht sollte dies noch einmal überdacht werden. Und auch schon beim Einstellungsprozess sollten Arbeitgeber darauf achten, sowohl qualifizierte männliche als auch weibliche Bewerber in Betracht zu ziehen. So kann Schritt für Schritt gegen ein Ungleichgewicht vorgegangen werden.

Kreiere Safe Zones für Frauen

Ein etwas intensiverer Schritt gegen die Männerclubmentalität ist das Schaffen von Safe Zones für Kolleginnen. Gemeint ist damit, für ein Umfeld zu sorgen, in dem Frauen und Männer frei und offen miteinander reden können. Das kann anhand offener Meetings geschehen, in denen das Wort auch bewusst den Kolleginnen erteilt wird. Ziel soll es sein, dass sie ihre Meinungen und Vorschläge offen diskutieren können. Klingt banal, aber gerade in einem männerdominierten Umfeld fällt es manchen Frauen schwer sich selbstbewusst zu zeigen.

Als Kollege kannst du aber noch einfacher eine Safe Zone schaffen: Verabrede dich doch mit einer Kollegin, die du gut leiden kannst, zum Mittagessen. Daran ist nichts verwerflich, auch wenn Männer oft Angst haben, dass eine solche Einladung falsch verstanden wird. Jedoch hat diese Einstellung einen Kindergartencharakter, denn ein Mittagessen unter Kollegen hat im Normalfall nichts mit romantischen Avancen zu tun. Vielmehr kann es das Arbeitsklima verbessern und Frauen helfen, sich zugehörig zu fühlen.

Feiere Erfolge mit deinen Kolleginnen

Laut Braunstein sind Frauen in einem männerdominierten Betrieb oft unsicherer. Sie machen sich mehr Sorgen um ihre Arbeitsleistung und ihr Umfeld. Gerade deshalb ist es wichtig ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen. Wenn deine Kollegin einen beruflichen Erfolg erzielt hat, feiere diesen mit ihr. Und gerade als Vorgesetzter solltest du nicht davor zurückschrecken ihr auf die Schulter zu klopfen und ein Lob auszusprechen. Zugegeben, dieser Hinweis sollte bei allen Kollegen beachtet werden, unabhängig vom Geschlecht. Aber gerade unsicheren Frauen können lobende Worte zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen.

Setze dich mit dem Thema Gender Equality auseinander

Tipps kommen auch von Joanne Lipman, der ersten weiblichen stellvertretenden Chefredakteurin des Wallstreet Journals. Sie sagt es sei wichtig, dass Männer sich ebenfalls mit dem Thema Gender Equality beschäftigen. Oft herrscht in diesem Kontext das Vorurteil der besessenen Feministinnen, die für die Umbenennung in „die Salzstreuerin“ kämpfen und Frauen vor BH und Rasierer schützen wollen. Kompletter Unsinn. In Wirklichkeit geht es darum, offensichtliche Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen. Und diese sind nicht weit hergeholt, sondern werden immer wieder bewiesen, wie zum Beispiel der Mangel an Frauen in Führungspositionen.

The key is to move this conversation out of being a ‘girl’ conversation and into being an ‘us’ conversation.

Als positives Beispiel bringt Lipman Island, das Land mit der geringsten Gender Gap. Ihrer Einschätzung nach kommt der Erfolg daher, dass isländische Männer sich der Problematik viel bewusster sind. Sie setzen sich mit Gender Equality auseinander und schrecken nicht davor zurück.

Unterbreche die Unterbrechungen

Frauen werden in Gesprächen öfter unterbrochen als Männer – selbst vor Gericht. Nicht nur dass es unhöflich ist, es gibt dem Gesprächspartner auch das Gefühl, dass seine Äußerungen unbedeutend wären. Frauen und Männer können jedoch im Berufsalltag gleichermaßen aktiv gegen Unterbrechungen vorgehen. In einem Meeting oder auch beim gemeinsamen Mittagessen, sollte jeder die Chance bekommen seine Gedanken zu äußern. Kann ganz klar beobachtet werden, dass eine Kollegin (oder auch ein Kollege) immer wieder vorsätzlich unterbrochen wird, solltest du einschreiten. Sprich den Unterbrecher direkt an und teile ihm mit, dass er jetzt nicht das Wort habe. Eine einfache, aber kraftvolle Geste. Als Chef kannst du auch direkt eine No-Interruptions-Policy einführen. So haben unter anderem die TV-Produzenten von The Shield und The Walking Dead dafür gesorgt, dass jeder zu Wort kommt.

Sorge von Anfang an für Diversity

Wie schon im ersten Punkt kurz angeschnitten, ist es wichtig für Diversität unter den Bewerbern zu sorgen. Besonders in MINT-Berufen sind immer noch zu wenig Frauen vertreten. Versuche daher deine Bewerber strikt nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht, Alter, Herkunft etc. zu beurteilen. Das ist im Übrigen auch verboten. In diesem Punkt geht es nicht darum irgendwelche Quoten zu erfüllen, sondern um Chancengleichheit für jeden. Schließlich ist bewiesen, dass Diversity zu besseren Arbeitsprozessen führt. Die Teams sind kreativer bei Problemlösungsansätzen, finden zahlreiche Ideen und erzielen so bessere Ergebnisse.

Infografik: Wie weiblich ist die IT? | Statista

Behandle deine Kolleginnen mit Respekt

Dieser Punkt sollte mit Abstand der wichtigste und selbstverständlichste sein und trotzdem wird er immer wieder mit Füßen getreten. Jeder Mensch verdient es, mit Respekt behandelt zu werden. Gerade bei Frauen ist dies jedoch oft nicht der Fall, auch am Arbeitsplatz. So erzählt Braunstein davon, dass sie in der Technikbranche oft Männer beobachtet, die sich unprofessionell und daneben benehmen. Sie begegnen ihren Kolleginnen mit anzüglichen oder degradierenden Sprüchen und machen obszöne Gesten. Solltest du dieses Verhalten bei Kollegen beobachten, schrecke nicht davor zurück diese zurechtzuweisen. Auch Joshua Lee hat wenig Verständnis für diese Art von Verhalten. Solche Männer sollten sich fragen, wie es ihnen gefallen würde, wenn ihre Tochter, Schwester oder Mutter so behandelt wird.

As a father of an amazing little girl, I would hate for my daughter to experience this kind of sexism. As men we need to take a second and look around the room when women are outnumbered 10:1. We can make an extra effort to make them feel welcome.

Und auch weibliche Vorgesetzte sind nicht geschützt. Obwohl sie sich in einer autoritären Position befinden, werden sie nicht ernst genommen. So erklärt Lipman, dass sich viele weibliche CEOs mit Augenrollen und Widerworten ihrer männlichen Angestellten herumschlagen müssen. Oft werden die Chefinnen auch in eine „Mutterrolle“ gesteckt und die Mitarbeiter verhalten sich ihnen gegenüber dann wie 12-jährige, pubertierende Jungs.

Sensibilisierung ist das Ziel

Es geht in dieser Debatte nicht darum, mit dem Finger auf die bösen, bösen Männer zu zeigen. Es soll für das Thema Gender Equality sensibilisiert werden. Und natürlich sind nicht alle Kollegen so. Doch wie bei jeder großen Kontroverse sind es die Negativbeispiele, die herausstechen. Deswegen ist es so wichtig auch Männern zu zeigen, dass sie dazu beitragen können die Gender Gap zu schließen. Mit den hier gegebenen Hinweisen können sie auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung machen.

Männer sollen nicht über Frauen gestellt werden, aber Frauen auch nicht über Männer. Die Ziele sind Gleichberechtigung und Respekt für beide Seiten, beziehungsweise für alle Menschen.

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