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Büroalltag
Studie: Pendeln sollte als Arbeitszeit angerechnet werden

Studie: Pendeln sollte als Arbeitszeit angerechnet werden

Maja Hansen | 27.09.18

Das gilt jedenfalls für Bahnfahrer. Voraussetzung dafür: Freies und funktionierendes WLAN und nachweisliches Erledigen von Arbeit.

Wenige Arbeitnehmer wohnen in unmittelbarer Nähe zur ihrem Arbeitsplatz. Das bedeutet für viele: Pendeln. Dabei setzen sich einige morgens hinters Steuer, viele wiederum fahren mit der Bahn. Obwohl Bahnfahren mit Stress behaftet ist, stellen viele sich den Weg zur Arbeit mit diesem Verkehrsmittel entspannter vor. Pendler können so noch ein Buch lesen oder in Ruhe den ersten Kaffee trinken. Eine Studie der University of the West of England zeigt aber, dass diese Annahme eher fälschlich ist. Die Forscher Juliet Jain, Billy Clayton und Caroline Bartle fanden heraus, dass viele Angestellte ihre Zeit in der Bahn nutzen würden, um bereits erste Aufgaben für die Arbeit zu erledigen und sogar auf dem Heimweg den Tag nachbereiteten. Im Rahmen ihrer Studie empfehlen sie deshalb, Pendeln als Arbeitszeit anzurechnen.

WLAN auf dem Arbeitsweg ist Voraussetzung

Für die Studie wurden in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 5.000 Arbeitnehmer, die von Birmingham oder Aylesbury nach London pendeln, befragt. Anstatt sich die Zeit mit Spielen, Musik oder Büchern zu vertreiben, gaben viele von ihnen an, dass sie auf ihrer Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz Mails schreiben, Telefonate führen oder nicht erledigte Aufgaben bewerkstelligen würden. Die Pendler waren sich darin einig, dass die Fahrtzeit eine Möglichkeit darstelle, um Arbeit aufzuholen und sich besonders auf der Hinfahrt mental auf die Rolle, die man am Arbeitsplatz einnimmt, vorzubereiten.

Dabei gilt es natürlich zu beachten, dass viele Aufgaben, die auf dem Weg ins Büro erledigt werden können, nur dann möglich sind, wenn im Zug freies und gut funktionierendes WLAN zur Verfügung steht. Im Forschungszeitraum von 40 Wochen wurde die Internetverbindung von 20 Megabyte auf 125 Megabyte erhöht. Vor allem Pendler und Geschäftsreisende machten von diesem Upgrade Gebrauch. Insgesamt stieg die Nutzung des freien WLANs um sechs Prozent.

Für die Umsetzung ist eine Umstrukturierung notwendig

In der Studie kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass sich die Produktivität der Personen erhöhe, wenn freies WLAN zur Verfügung stehe. Die Forscher empfehlen deshalb, die Fahrzeit auch als bezahlte Arbeitszeit zu honorieren. Dabei verweisen sie auf Norwegen, denn dort ist dies schon teilweise der Fall. Dennoch wäre eine solche Änderung mit vielen Maßnahmen verbunden. So müsste sich für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und auch bei Bahngesellschaften einiges ändern. Dr. Juliet Jain erklärt:

If travel time were to count as work time, there would be many social and economic impacts, as well as implications for the rail industry. It may ease commuter pressure on peak hours and allow for more comfort and flexibility around working times. However it may also demand more surveillance and accountability for productivity.

Allerdings müsste nicht nur, so wie Jain es hervorhebt, die Arbeit der Angestellten umstrukturiert werden, sondern auch die Ausstattung in den Bahnen. Es müsste genügend Tische, Steckdosen, WLAN und ausreichend Sitzplätze geben, damit Pendler auf dem Hin- und Rückweg arbeiten können.

Pendeln als Arbeitszeit – Option in Deutschland?

Ob die Bahngesellschaften hierzulande für so eine Investition bereit sind, bleibt fraglich. Denn in den von Pendlern genutzten Regionalzügen ist eine freie WLAN-Nutzung noch nicht angekommen und wird sich wahrscheinlich in naher Zukunft auch nicht durchsetzen. Dennoch wäre die Option für Pendler, ihre Fahrzeit als Arbeitszeit berechnen zu lassen, wünschenswert. So könnten Arbeitnehmer, wenn sie denn wollen, auf ihrem Weg nachweislich Aufgaben erledigen, ohne das Gefühl zu haben, Zeit mit dem Pendeln zu verschwenden.

36 Prozent der Deutschen brauchen zwischen 31 und 60 Minunten für ihren Arbeitsweg.

Insgesamt pendeln 60 Prozent der Deutschen zur Arbeit. Diese Zahl geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, und Raumforschung hervor. Immerhin brauchen 36 Prozent der Deutschen zwischen 30 Minuten bis zu einer Stunde, um an ihrem Arbeitsplatz anzukommen.

Es ist festzuhalten, dass eine solche Regelung viele Arbeitnehmer hierzulande betreffen würde. Die Option, die Pendelzeit mit Arbeit zu füllen und so auch als Arbeitszeit anrechnen zu lassen, wäre unter den notwendigen Voraussetzungen wahrscheinlich für viele eine optionale Erleichterung. Natürlich könnten nur Angestellte von einer solchen Regelung Gebrauch machen, die digital arbeiten. Diese Perspektive ist aber aufgrund der derzeitigen WLAN Situation in den Regionalbahnen noch nicht gegeben.

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