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Büroalltag
„Schwäche“ unerwünscht: Mit diesem Test baut ein CEO ein Unternehmen voller Patrioten auf

„Schwäche“ unerwünscht: Mit diesem Test baut ein CEO ein Unternehmen voller Patrioten auf

Tina Bauer | 28.09.17

Kyle Reyes will keine "weinerlichen Millennials" in seinem Unternehmen. Doch siebt er mit dem Test allein Andersdenkende aus. Neben seiner Weltanschauung hat keine andere Platz.

Millennials sind eine Generation für sich. Ihnen wird nachgesagt, oft unentschlossen zu sein, sich nicht festlegen zu wollen und alles infrage zu stellen. Sie äußern Kritik und sind weltoffen. Amerikanische Millennials wagen es sogar, den Patriotismus an den Nagel zu hängen. Eine solche Einstellung ist nichts für den konservativen CEO Kyle Reyes. Damit er nicht versehentlich wieder einen dieser amerikanischen Millennials anstellt, hat er den „Snowflake Test“ eingeführt, mit dem er die „faulen Äpfel schneller aussieben“ kann und so keine unnötige Zeit mehr mit unpassenden Bewerbungen verschwendet.

I like to think it’s because patriotic Americans are sick and tired of the sniveling, whining, entitled brats who believe that everything should be handed to them on a silver platter,

äußert er sich auf der konservativen Seite „NewBostonPost“ in einem Blogpost. Doch ist der Test weder allgemeingültig noch eine gute Idee.

Patriot mit Waffenschein gesucht?

Kyle Reyes, Erfinder des kontrovers diskutierten Snowflake Tests und CEO eines Marketingunternehmens. © YouTube

Für Kyle Reyes, CEO von The Silent Partner Marketing, ist ein Snowflake „ein weinerlicher (anscheinend unpatriotischer) Typ, der sich ständig nur beschwert und mit seiner Meinung nicht zurückhalten kann“. Diesen Typ Mensch möchte der CEO gern von vornherein aussortieren können. Der Snowflake Test soll ihm dies ermöglichen. Und der besteht aus einem recht umfangreichen Fragenkatalog, unter anderem mit folgenden Fragen.


  1. Jenseits der üblichen Benefits, was sollte ein Unternehmen seinen Mitarbeitern noch anbieten?
  2. Wie hoch sollte der Mindestlohn sein?
  3. Wie häufig sollte sich ein Mitarbeiter krank melden dürfen?
  4. Wie häufig sollten Mitarbeiter Gehaltserhöhungen erhalten?
  5. Was denken Sie über Waffen?
  6. Was halten Sie von Mitarbeitern oder Kunden, die Waffen tragen?
  7. Wie ist Ihrer Meinung nach wohl der Dresscode in einem kreativen Umfeld wie diesem [The Silent Partner Marketing]?
  8. Was halten Sie von der Polizei?
  9. Stellen Sie sich vor, die Firma würde Ihnen gehören und sie finden heraus, dass ein sehr gut zahlender Kunde ethisch verwerfliche Dinge macht. Wie würden Sie damit umgehen?
  10. Wann haben sie zuletzt geweint und weshalb?
  11. Sie erscheinen bei einem Firmenevent und stellen fest, dass auch ein bekannter Celebrity zu Gast ist, den Sie schon immer treffen wollten. Wie reagieren Sie?
  12. Was ist Ihr liebstes alkoholisches Getränk?
  13. Was ist der beste Weg, um mit Kunden zu kommunizieren?
  14. Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten?
  15. Was essen sie zum Frühstück am liebsten?
  16. Was ist Ihr Lieblingsgetränk in einem Café?
  17. Wie gehen Sie mit Schikanierungen um?
  18. Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Ideen auf Ablehnung stoßen?
  19. Wie gehen Sie damit um, wenn ein Kollege mit einer Idee ankommt, die Sie nicht gut finden?
  20. Was bedeutet Ihnen der Glaube?
  21. Wer ist Ihr Vorbild und warum?
  22. Sie sind gerade bei Starbucks, als jemand zur Tür reinkommt und warnt, dass ein Attentäter in Kürze in dem Laden eintrifft und um sich schießen wird. Ihnen wird eine Waffe angeboten. Nehmen Sie sie an? Was machen Sie dann?
  23. Was bedeutet Amerika Ihnen?
  24. Sie sehen, wie jemand auf der amerikanischen Flagge herumtrampelt. Was tun Sie?
  25. Was bedeutet „privilegiert“ für Sie?

Mitarbeiter sollen politische und kulturelle Ansichten der Führungsetage teilen – Diversität unerwünscht

Reyes ist allem Anschein nach ein durch und durch patriotischer Amerikaner, der stolz auf seine Wurzeln ist und keine Lust auf kritische („weinerliche“) Stimmen in seinem Unternehmen zu haben scheint, die auch mal Dinge in Frage stellen. Allein seine Wortwahl macht im Gegenzug aber ebenfalls wenig Lust in einem von ihm geführten Unternehmen zu arbeiten. So äußert er sich seinen Kritikern gegenüber wie folgt: „[…] I’ve now had hundreds of companies reach out to me with overwhelming support and encouragement … letting me know that they too will be implementing similar tests to take out the trash before it starts stinking up their business“.

Reyes sucht also Mitarbeiter, die seinem Ethos und dem des Unternehmens entsprechen. Bewerber sollen die gleichen politischen und kulturellen Ansichten vertreten wie alle anderen Personen in dem Unternehmen. Sortiert er die „Snowflakes“ aus, baut er sich seine eigene Filterblase, in der er der anerkannte Chef ist und es keine Widerworte gibt. Doch abgesehen davon, dass die Fragen hochgradig fragwürdig sind und zumindest in Deutschland sicher nicht alle beantwortet werden müssten, kann der Test keine valide Aussage über die tatsächliche Performance eines Bewerbers treffen. Aber immerhin passen seine Ansichten dem Unternehmer. Denn der Snowflake Test basiert weder auf wissenschaftlichen Daten, noch wurde er von Psychologen oder Personalern entworfen. Er spiegelt einzig die Einstellung der Unternehmensleitung wider.

So können sich junge, liberale Amerikaner in jedem Fall freuen, wenn sie den Test bei Reyes nicht bestehen und die Chance bekommen, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem Meinungsfreiheit und Diversität zur Unternehmenskultur gehören.

Kommentare aus der Community

Blebs am 28.09.2017 um 13:59 Uhr

„Doch siebt er mit dem Test allein Andersdenkende aus. Neben seiner Weltanschauung hat keine andere Platz.“ Genau wie bei der Autorin :P

Antworten
Tina Bauer am 28.09.2017 um 14:10 Uhr

Bei der Autorin hat nur eine Weltanschauung keinen Platz. ;)

Antworten
Blebs am 28.09.2017 um 14:14 Uhr

Dann musst du den Herrn Reyes mal auf seine falsche Weltsicht aufmerksam machen :)

Antworten
Bruno Mayer am 02.10.2017 um 06:52 Uhr

Hallo Blebs, diesmal bist bzgl. Frau Bauer schaurig daneben.
Ich bin sehr froh, daß sie sich so eindeutig öffentlich geäußert hat.
Ansonsten finde ich es ganz allgemein gar nicht so deneben, daß jeder
Unternehmer möglichst „linientreue Mitarbeiter“ sucht. Den Reyes & Co find ich aber
schlimm. Auch Internetsüchtige.

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