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Büroalltag
Sind Menschen mit psychopathischen Eigenschaften bessere Unternehmer?

Sind Menschen mit psychopathischen Eigenschaften bessere Unternehmer?

Michelle Winner | 30.04.18

Immer wieder zeigen Studien, dass Entrepreneurs psychopathische Eigenschaften aufweisen. Doch sollten wir nun alle Angst vor unseren Vorgesetzten bekommen?

Hören wir das Wort Psychopath, erscheinen sofort lebhafte Bilder von Hannibal Lecter oder Norman Bates vor unserem inneren Auge. Doch an dieser Stelle sei gesagt, dass Psychopathen nicht zwingend blutrünstige Killer sind, die sich daran erfreuen uns auf möglichst brutale Weise zu ermorden. Trotz der negativen Behaftung des Begriffs, kommen Forscher immer wieder zu dem Schluss, dass Menschen mit psychopathischen Eigenschaften die besseren Unternehmer sind. Doch wieso ist das so?

Eine Liste als Tool zur Identifizierung

Der methodologische Weg zur Diagnostizierung eines Psychopathen führte bisher oft über die Hare Checkliste. Anhand der dort aufgeführten Merkmale wird die Ausprägung ebendieser in Patienten untersucht. Das Tool führt natürlich nicht zu einer sicheren Diagnose, kann aber wichtige Anhaltspunkte liefern. Hier eine Auswahl der häufigsten Eigenschaften von Psychopathen:

  • Schlagfertigkeit und oberflächlicher Charme
  • Großspurige Selbstwahrnehmung
  • Ständiges Bedürfnis nach Reizen und Anregungen
  • Pathologisches Lügen
  • Gerissenheit
  • Manipulative Fähigkeiten
  • Fehlen von Reue und Schuldbewusstsein
  • Fehlende Empathie
  • Frühe Verhaltensauffälligkeiten
  • Impulsivität
  • Keine realistischen Langzeitziele
  • Parasitärer Lebensstil auf Kosten anderer
  • Häufig wechselnde Sexualpartner

Was verbindet Entrepreneurs und Psychopathen?

Eine Studie der Australian Business School verbindet psychopathische Eigenschaften mit denen von Unternehmern. Dabei wurde die Risikobereitschaft zweier Gruppen verglichen: Entrepreneurs und Personen mit psychopathischen Tendenzen. Tatsächlich zeigen die Ergebnisse einige Übereinstimmungen. Teilnehmern beider Testgruppen war es nämlich egal, ob ihnen die gestellte Aufgabe gelang oder nicht. Trotz Missgeschicke ließen sie sich nicht beirren und versuchten es weiter, unabhängig der Konsequenzen. Auch wenn die Betrachtung der Risikobereitschaft durchaus interessant ist, muss die Studie mit Vorsicht genossen werden. Sie ist sehr einseitig und bezieht andere Charakteristika nicht mit ein.

Trotzdem scheint das Feld viele Psychologen und Privatpersonen zu interessieren. Autor Jon Ronson beschrieb zum Beispiel in seinem Buch, dass bei vier Prozent der CEOs Psychopathie vorkommt. Das ist viermal mehr als im Bevölkerungsdurchschnitt. Und auch andere Untersuchungen belegen, dass einer von 25 CEOs psychopathische Züge aufweist.

Das Erfolgsrezept der Psychopathen

Eine weitere Studie führte unter anderem Mary Ellen O’Toole, Beraterin der Behavioral Analysis Unit des FBI, durch. In dieser wurde untersucht, wieso Psychopathen im Berufsleben scheinbar so erfolgreich sind. Eine Stärke sei ganz klar ihr Manipulationstalent. Durch dieses seien Psychopathen Verkaufstalente und werden schneller als Führungspersonen anerkannt. Dies, gepaart mit Gerissenheit, schafft eine Maske, die Mitarbeiter blind für die psychopathischen Eigenarten macht. Zudem gibt das Risiko Psychopathen einen Kick. So wirken sie oft furchtlos und entschlossen bei der Entscheidungsfindung und gründen eher eigene Unternehmen. In der Studie werden auch Vor- und Nachteile der psychopathischen Eigenschaften aufgezeigt:

Vorteile:

  • Besserer Umgang mit Druck durch fehlende Emotionen
  • Als Visionär gesehen werden durch übersteigerte Ambitionen

Nachteile:

  • Keine Langzeitziele fürs Unternehmen durch Impulsivität
  • Fehlende Empathie gegenüber Mitarbeitern

Generell liege das Problem darin, dass bestimmte Eigenschaften von Außenstehenden falsch interpretiert werden. Und so kommt es dazu, dass Mitarbeiter gute Führungsqualitäten in Psychopathen sehen, obwohl diese nur eine Fassade sind.

Müssen wir jetzt überall Psychopathen fürchten?

Aber Geduld, bevor nun die Verschwörungstheoretiker loseilen und sich selbst und ihre Vorgesetzten auf Psychopathie testen. Das Ganze ist ein sensibles Thema und lässt sich daher nicht einfach generalisieren. Selbst wenn einige Eigenschaften der Hare Liste auf dich oder deinen Chef zutreffen, enttarnt das nicht sofort einen Psychopathen. Eine Diagnose kann sowieso nur ein ausgebildeter Experte stellen. Außerdem ist es oft so, dass eine Person weder alle Merkmale der Liste aufweist, noch Keines von ihnen. Deshalb ist solch ein Selbsttest auch wenig aussagekräftig. Des Weiteren ist der Ausdruck Psychopath heftig umstritten unter Experten. Dieser stelle nämlich keine hinreichende Beschreibung dar. Stattdessen solle der Forschungsfokus lieber auf das Gebiet der Persönlichkeitsstörungen gelegt werden.

Schlussendlich finden wir vermutlich alle psychopathische Eigenschaften in uns. Besorgt müssen wir aber erst sein, wenn unser Chef sich plötzlich Norman Bates nennt und ein Motel eröffnet.

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