Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Büroalltag
Als Mutter erfolgreich im Beruf: Kinder sind kein Karrierekiller

Als Mutter erfolgreich im Beruf: Kinder sind kein Karrierekiller

Michelle Winner | 06.12.18

Trotzdem werden Frauen oft mit Hürden konfrontiert, die mit dem Thema Muttersein zu tun haben. Daher braucht es vor allem ein Umdenken in den Unternehmen selbst.

Eigentlich sollte das traditionelle Familienbild, in welchem der Mann arbeitet und die Frau für Haushalt und Kinder zuständig ist, längst als altmodisch gelten. Doch trotzdem ist diese Vorstellung immer noch in den Köpfen vieler verankert. Dabei gibt es Möglichkeiten, wie eine Frau trotz des Mutterseins Karriere machen kann – zum Beispiel indem der Mann in Elternzeit geht. Eines der größten Probleme hingegen bleibt der Mangel an Kita-Plätzen. Die folgenden Szenarien zeigen, welche Steine Frauen in den Weg gelegt werden, nur weil sie Mutter sind, sein wollen oder irgendwann sein könnten. Doch diese Hürden können auch gemeistert werden.

Die Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit

Nach der Elternzeit ist ein Arbeitgeber dazu verpflichtet, der frischgebackenen Mutter dieselbe oder eine ähnliche Stelle zur Verfügung zu stellen. Doch so einfach wie es klingt, stellt sich die Problematik meist nicht dar. Oftmals werden Frauen regelrecht in eine Teilzeitstelle gedrängt, was zu Abnahmen im Einkommen und geringeren Aufstiegschancen führt. So spricht eine Studie davon, dass die langjährige Teilzeitarbeit nach der Elternzeit das Bruttolebenseinkommen um 600.000 Euro senkt. Daher ist es wichtig, stetig mit dem Arbeitgeber in Kontakt zu bleiben. Um die vorherige Vollzeitstelle freizuhalten, kann es außerdem hilfreich sein, gemeinsam mit dem Chef nach einer Vertretung für den festgelegten Zeitraum zu suchen. Am meisten können wohl Mütter profitieren, die in einem modern-orientierten Unternehmen arbeiten. Dort kann der Einstieg nach der Elternzeit einfacher gelingen und gleichzeitig familienfreundlich sein, beispielsweise durch Modelle wie Jobsharing und flexiblen Arbeitszeiten.

Bewerben mit Kindern kann zum Problem werden

Ein anderes Szenario stellt sich dar, wenn man als Mutter versucht einen neuen Arbeitgeber zu finden – zumindest in manchen Fällen. Denn wird im Lebenslauf angegeben, dass man Kinder hat, könnten Arbeitgeber das negativ interpretieren. So sehen einige nicht die Vorteile, die das Muttersein mit sich bringt (Organisationstalent, Zeitmanagement, Stressresistenz), sondern nur negative Aspekte. Ein Chef könnte annehmen, dass die Bewerberin immer auf Urlaub zu den Ferienzeiten besteht oder sich oft mit ihrem Kind krankschreiben lässt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Mütter unsicher über diese Angabe im Lebenslauf sind. Das Elternsein gehört nicht zu den benannten Punkten, welche unter das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fallen. Also handelt es sich um eine freiwillige Angabe. Ob man die Kinder also in den Lebenslauf schreibt, bleibt jedem selbst überlassen. Doch im Zweifelsfall sollte auf die Erwähnung verzichtet werden. Denn wie gesagt, können Personaler diese Informationen bestimmten Schubladen zuordnen. Ein Beispiel dafür gibt Karrierebibel-Chefredakteur Jochen Mai in seinem Artikel zu dem Thema:

© Screenshot, Karrierebibel

Eine Bewerbung schreiben trotz Schwangerschaft

Viele Frauen denken, sie könnten sich als Schwangere nirgendwo bewerben. Doch dem ist nicht so, auch wenn der Umstand zu Komplikationen führen kann. Doch unverhofft kommt oft und das freudige Erwarten eines Kindes muss die Karriere nicht bremsen. In der Bewerbung muss die Schwangerschaft zu keinem Zeitpunkt angegeben werden, weder im Lebenslauf noch im Bewerbungsgespräch. Werden trotzdem Fragen in diese Richtung gestellt, hat die Bewerberin das Recht zu lügen oder die Antwort zu verweigern. Denn laut AGG hat diese Art von Nachfrage nichts im Bewerbungsprozess zu suchen. Gleichzeitig sollte aber bedacht werden, dass das Verheimlichen der Schwangerschaft bis nach Vertragsunterschreibung negative Folgen haben könnte – zum Beispiel eine Verschlechterung des Verhältnisses zum Arbeitgeber, wenn dieser die Geheimniskrämerei verurteilt.

Hat man also ein gutes Gefühl beim neuen Chef, sollte mit offenen Karten gespielt werden, spätestens, wenn man den Job angeboten bekommt. Erzählt man von der Schwangerschaft, kann es außerdem von Vorteil sein, dem neuen Arbeitgeber zu zeigen, dass man sich bereits Gedanken zur Vereinbarkeit von Job und Familie gemacht hat. So kann die werdende Mutter gegebenenfalls mit ihrem Partner absprechen, dass sie zwar kurz nach der Geburt zu Hause bleibt, ein Großteil der Elternzeit jedoch vom anderen Elternteil übernommen wird. Einem gelungenen Jobeinstieg trotz Schwangerschaft steht so nicht zwingend etwas im Wege. Zudem muss erwähnt werden, dass nicht alle Arbeitgeber werdende Mütter ablehnen. Viele Unternehmen stehen der Familienplanung ihrer Angestellten offen gegenüber. So schließt Katrin Hempel, Personalerin bei Adidas, schwangere Bewerberinnen nicht aus und sagt zudem:

Wenn jemand im Bewerbungsgespräch davon sprechen würde, dass er mittel- oder langfristig eine Familie will, wäre das für uns kein Problem. Wir haben eine sehr junge Belegschaft, viele mit Kindern und es ist auch allgemein akzeptiert, dass man mal seine Kinder mit ins Büro nimmt. Da begegnet man dann vielen lächelnden Mitarbeitern.

Frauen werden automatisch mit dem Elternsein verbunden

Doch auch ohne Ehe, Schwangerschaft, Kinder oder gar Partner kann eine Frau im Bewerbungsprozess auf das Muttersein reduziert werden. Und so sind es nicht nur die Verwandten, die mit Fragen nach künftigem Nachwuchs an den Nerven von Frauen zehren, gerade wenn diese sich im „gebärfähigen“ Alter (grob 25 bis 35 Jahre) befinden. Nein, auch im Jobinterview können sie plötzlich mit der Frage: „Möchten Sie Kinder haben?“ überrascht werden. Zugegeben, eine solche Nachfrage ist indiskret und lässt den Arbeitgeber nicht im besten Licht dastehen. Als Bewerberin sollte man in dieser Situation dennoch einen kühlen Kopf bewahren. Einer schlagfertigen Person fällt vielleicht eine Umschreibung ein, die wieder zum eigentlichen Thema, den Jobqualifikationen, zurückführt. Ansonsten kann aber auch komplett auf eine Antwort verzichtet werden, vielleicht sogar mit dem Verweis darauf, dass dieses Thema nichts mit der angebotenen Stelle zu tun hätte.

Zum Schluss sollte noch erwähnt werden, dass einige der angesprochenen Punkte sich auch auf Väter beziehen, besonders das AGG und die Regelungen zur Elternzeit. Nichtsdestotrotz bleibt das Thema Kinderkriegen besonders für Frauen oft ein Stolperstein in der Karriere. Daher braucht es dringend ein Umdenken in den Köpfen vieler Arbeitgeber. Schließlich sind sie es, die den Frauen die Hürden in den Weg stellen. Eine (künftige) Mutter einzustellen, ist keinesfalls ein Nachteil für das Unternehmen. Und gerade in unseren modernen Zeiten, indem der Fokus der Arbeitnehmer zunehmend auf persönlicher Entfaltung, Familie und Freizeit liegt, sollten die Unternehmen sich diesem Wandel anpassen – zum Beispiel indem sie auf flexible Arbeitszeiten setzen oder Programme zur Kinderbetreuung starten. Denn so kann Müttern eine große Last von den Schultern genommen werden.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.