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Büroalltag
Millionen Menschen arbeiten am Sonntag: Wird es Zeit, dass der Einzelhandel nachzieht?

Millionen Menschen arbeiten am Sonntag: Wird es Zeit, dass der Einzelhandel nachzieht?

Michelle Winner | 08.12.20

Hat der heilige Sonntag als Konzept ausgedient? Einige sehen Ladenöffnungen sonntags als Vorteil, während andere die Ausbeutung der Mitarbeiter fürchten. Doch ist Sonntagsarbeit wirklich so schlimm?

Für viele Menschen in Deutschland gilt der Sonntag noch immer als heilig, doch trotzdem ist Sonntagsarbeit keine Seltenheit. Das Thema sorgt für heftige Diskussionen, selbst auf politischer Ebene. Eine Seite setzt sich dafür ein, dass der Sonntag weiterhin heilig und der Einzelhandel geschlossen bleibt. Die andere Seite empfindet diese Denkweise als veraltet – wieso können wir beispielsweise an Sonntagen auswärts essen gehen, aber nicht einkaufen? Doch unabhängig davon, welcher Seite man angehört, stellt sich eine Frage besonders: Wie viele Arbeitnehmer sind überhaupt betroffen?

Mehr als sieben Millionen Menschen arbeiten auch sonntags

Von den 38,3 Millionen abhängig Beschäftigten in Deutschland müssen laut Statistischem Bundesamt 7,7 Millionen auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten. 1,4 Millionen davon müssen an jedem Sonntag oder Feiertag im Monat ran, 3,4 Millionen an mindestens jedem zweiten. 2,5 Millionen müssen zumindest einmal im Monat auch am letzten Tag der Woche arbeiten.

Tatsächlich gibt es auch hierbei Unterschiede bezüglich des Geschlechts oder der Region: Frauen arbeiten etwas häufiger als Männer auch an Sonn- und Feiertagen. Im ehemaligen Osten betrifft das jede zehnte Frau und in Mecklenburg-Vorpommern leisten 25 Prozent aller Frauen Sonntagsarbeit. 3,9 Prozent müssen sogar an jedem Sonntag ran. Die hohen Werte stehen vermutlich im Zusammenhang damit, dass die Region ein touristischer Hotspot ist und viele Einwohner in der Hotellerie oder Gastronomie arbeiten.

Sonntagsarbeit ja oder nein?

Auf beiden Seiten dieser Debatte gibt es Pros und Contras. Wofür man eher plädiert, hängt oft von den eigenen Lebensumständen ab. Wer beispielsweise montags bis samstags arbeiten muss, würde sich oft freuen, auch am Sonntag einen Bummel durch die Innenstadt machen zu können. Wer jedoch Familie hat, möchte meist wenigstens einen freien Tag am Wochenende haben, um Zeit mit Kindern und Partner verbringen zu können – was durch Wochenendarbeit problematisch werden kann. Im Einzelhandel fürchten Mitarbeiter außerdem Ausbeutung und Sieben-Tage-Wochen, sollte sonntags auch geöffnet sein. Auch in der Politik herrscht Uneinigkeit. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Ferschl, erklärt:

Es ist nachvollziehbar, dass im Krankenhaus oder bei der Bahn sonntags gearbeitet werden muss – aber sonntags Einkaufen muss nicht sein.

Die Linke fordert angesichts der Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass mehr auf die Erholung der Arbeitnehmer geachtet wird. Bundeswirtschaftsminister Altmaier von der CDU begrüßt die Öffnung des Einzelhandels am Sonntag hingegen. Er hält es für ein Mittel gegen das Ladensterben in Deutschlands Innenstädten, was unter anderem durch das Online Shopping, was auch sonntags möglich ist, verursacht wird. Außerdem meint er, dass so der Andrang auf Geschäfte entzerrt werden könnte, was angesichts der anhaltenden Coronapandemie ein Vorteil wäre. Diesen Argumenten entgegnet Ferschl jedoch:

Profitinteressen dürfen nicht über die sozialen Bedürfnisse und die Gesundheit von Menschen gestellt werden.

Ein Kompromiss lässt sich in dieser Debatte nur schwer finden, da eine Seite sich immer als Verlierer sehen wird. Doch wie stehst du zu dem Thema? Bist du selbst auch von Sonntagsarbeit betroffen? Und würdest du es begrüßen, wenn der Einzelhandel auch sonntags geöffnet hätte, so wie in anderen Ländern? Lass es uns gern in den Kommentaren wissen.

Kommentare aus der Community

Heidi am 10.12.2020 um 15:45 Uhr

Ich befürchte, dass wenn Sonntags die Läden offen hätten ich auch einkaufen gehen würde. Aber ich bin auch ganz ehrlich: ich selber möchte nicht mehr Sonntags arbeiten. Neben meinem 40-Stunden-Job hatte ich 13 Jahre lang einen Nebenberuflichen Job und musste immer wieder auch Sonntags arbeiten. Das versuche ich seit diesem Jahr zu vermeiden.
Also bin ich eher für den freien – also auch konsumfreien – Sonntag.

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Jürgen Gerhardt am 13.08.2023 um 10:54 Uhr

Konsumfrei bedeutet aber auch: Keine Geldautomaten verfügbar, keine Zigaretten-, Süssigkeits-, Kondom-, Bratwurstautomaten verfügbar. Bäckereien, Cafes und Restaurants geschlossen, Freizeitparks geschlossen usw. Und bitte keinen Öffentliche Nahverkehr benutzen, also still zu Hause sitzen.
Sollte nicht jeder das Recht haben, selbst zu entscheiden, ob er an diesen Tagen konsumieren will oder nicht, selbst zu arbeiten oder Geschäfte offen zu halten oder nicht. Wer nicht will, sollte das Recht haben, dann nicht zu arbeiten oder seine Dienste dann nicht anzubieten. Im übrigen, in vielen ist dies Ländern üblich.

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Peter am 08.12.2020 um 21:18 Uhr

Nein Danke. Grausam! Fürchterlich. Ich genieße es, das es bei uns am Sonntag noch ein Großteil der Geschäfte geschlossen hat. Denn dann hätte man das Gefühl, das es überhaupt keinen ruhigen Tag mehr gibt. Ich habe das mal vor 2 Jahren in Neapel erlebt. Von Montag bis Sonntag alle Geschäfte auf. Ein gerödel, kein bisschen Ruhe, kein Durchatmen vom Lärm. Nein Danke. Dann steht man ja ständig unter Strom. Ooh, was war es beim Lockdown im Frühjahr schön ruhig auf den Straßen. Wie ich das vermisse.

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