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Büroalltag
Kurzarbeit als wertvolle Erfahrung? Studie zeigt Meinungen von Berufstätigen während der Coronakrise

Kurzarbeit als wertvolle Erfahrung? Studie zeigt Meinungen von Berufstätigen während der Coronakrise

Michelle Winner | 08.09.20

Nicht nur zur Kurzarbeit herrschte teils eine positive Einstellung, sondern auch im Bezug auf die Digitalisierung. Jedoch werden Arbeitnehmer auch weiterhin von Existenzängsten geplagt.

Wie hat sich die Coronakrise auf das Befinden und die Einstellungen von Arbeitnehmern ausgewirkt? War die Zeit der Kurzarbeit sogar erträglicher als angenommen? Genau das hat eine Studie der HDI Lebensversicherung untersucht. Befragt wurden dazu knapp 3.600 Berufstätige verschiedener Branchen aus Deutschland.

Krisensicherheit wird Top-Berufskriterium

Die Coronakrise hat nicht nur verändert, wie wir arbeiten, sondern auch was wir von einem Job erwarten. Die für die Studie Befragten gaben an, dass ihnen besonders die Sicherheit in Krisenzeiten – wie der Coronapandemie – wichtig sei. Wichtiger wiegen lediglich die Punkte „Geld verdienen“ und „erlernte Fähigkeiten anwenden“. Bei einem Drittel der Befragten hat sich außerdem die Einstellung zum derzeitigen Job gebessert. Jedoch zeigt das Gesamtbild der Studie, dass die Bereitschaft zum Jobwechsel gewachsen ist im Vergleich zur Studie von 2019.

© HDI

Positivere Einstellung zur Digitalisierung durch Coronakrise

Die Berufe-Studie 2020 der HDI zeigt außerdem, dass 28 Prozent der Befragten während der Krise im Home Office gearbeitet haben und 45 Prozent öfter mit digitalen Tools zu tun hatten als noch vor Corona. Das bringt Folgen mit sich: Mehr als ein Drittel der Berufstätigen wünscht sich die Chance auf Home Office auch nach der Pandemie, jeder zweite sehnt sich außerdem nach flexiblen Arbeitszeiten. Ebenfalls ein Drittel hält es für sinnvoll, dass Meetings in Zukunft als Videokonferenz abgehalten werden. Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung, ergänzt:

In unserer Studie gibt rund die Hälfte aller Berufstätigen an, digitale Technik im Berufsleben als hilfreich zu empfinden. Das sind mehr als doppelt so viele wie diejenigen, die über Belastungen hierdurch klagen. Für die deutsche Wirtschaft kann das eine große Chance darstellen.

Während es zudem im Vorjahr noch 27 Prozent der Befragten waren, die fürchteten ihren Job durch die Digitalisierung zu verlieren, sind es in diesem Jahr nur noch 19 Prozent. Nichtsdestotrotz glauben aber 63 Prozent, dass durch den technischen Fortschritt mehr Arbeitsplätze verloren gehen als neue geschaffen werden.

Positive Erfahrungen in Sachen Kurzarbeit

Laut der Studie ist jeder fünfte Befragte in den letzten zwölf Monaten von Kurzarbeit betroffen gewesen. Davon empfanden jedoch nur knapp 25 Prozent diese Zeit als belastend. 43 Prozent beschreiben die Kurzarbeit „als eine insgesamt für mich wertvolle Zeit“, darunter mehr Frauen (49 Prozent) als Männer (37 Prozent). Mögliche Gründe für diesen Unterschied sind, dass Männer häufiger über Existenzängste durch die Kurzarbeit geplagt waren (29 Prozent im Vergleich zu 21 Prozent bei den Frauen) und sich bei vielen zusätzlich das Verhältnis zur Familie in dieser Zeit verschlechtert hat (neun Prozent). Dahmen erklärt außerdem:

Nicht nur die Arbeitssituation beschäftigt die Menschen in der Corona-Zeit, sie sind auch sensibler für ihre eigene Gesundheit und Arbeitskraft geworden. Die Absicherung ihrer Arbeitskraft und damit die Existenzsicherung und der Erhalt ihres Lebensstandards haben klar an Bedeutung gewonnen, das zeigt der gestiegene Bedarf an Vorsorgelösungen, den wir bei HDI feststellen können.

Negative Erfahrungen in den „Problem-Berufsfeldern“

Wie häufig in solchen Studien sind es die Tourismus- und Gastronomiebranche, die mit Problemen und negativen Erfahrungen zu kämpfen hatten. Fast die Hälfte der Berufstätigen dort würde jungen Menschen nicht mehr empfehlen, sich einen Job in ihrer Branche zu suchen. Ähnlich schlecht sieht es bei den Berufen im Gesundheitswesen aus. 39 Prozent würden ihren Job jungen Menschen nicht empfehlen. Auch das Image ihres Berufs bewerten die Befragten lediglich mit der Schulnote 3 – trotz des medialen Hypes und den Lobhuldigungen für das Pflegepersonal.

© HDI

Positiver sieht es hingegen in der Informations- und Kommunikationstechnik aus. 83 Prozent würden hier ihren Job an die nächste Generation von Arbeitskräften weiterempfehlen. Zudem hat sich in dieser Berufsgruppe während der Coronakrise die Einstellung zur Arbeit am meisten verbessert.

Finanzielle Ängste bleiben bestehen

55 Prozent der Befragten erwarten nach Ende der Coronakrise, dass eine Pleitewelle über Deutschland rollt. In einigen Branchen macht sich diese schon jetzt bemerkbar. Die größten Ängste herrschen in den Branchen Medien, Werbung und Marketing (75 Prozent), Bau und Architektur (66 Prozent) sowie Finanzdienstleistungen (65 Prozent) und Tourismus (63 Prozent). Einhergehend damit zeigt sich, dass vor allem Berufstätige im Tourismus mit 33 Prozent und der Werbe- und Medienindustrie mit 31 Prozent Angst um ihre berufliche Zukunft haben.

Die HDI Berufe-Studie 2020 zeichnet ein gemischtes Bild der Situation von Berufstätigen während der Coronapandemie. Was für die einen eine Chance zum Umdenken und Umorientieren ist, stellt für andere eine große Belastung dar und ist mit existenziellen Ängsten verbunden. Inwieweit sich die Befürchtungen der Befragten sich bestätigen und welche Folgen Digitalisierung sowie Coronakrise mit sich bringen, wird sich jedoch erst in den kommenden Monaten oder gar Jahren zeigen.

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