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Büroalltag
Fat Shaming am Arbeitsplatz – Was kann ich tun?

Fat Shaming am Arbeitsplatz – Was kann ich tun?

Ein Gastbeitrag von Maria Götzel | 07.10.19

Dickere Menschen werden im Job oft diskriminiert. Die Gründe dafür sind tiefreichend. Doch mit den richtigen Argumenten kannst du dich dagegen wehren.

Die Bewerbungen sind abgeschickt, eigentlich müsstest du mit deinen Qualifikationen die meisten Mitbewerber ausstechen. Doch wochenlang meldet sich niemand und du erfährst nach mehreren Nachfragen, dass die Stelle an jemanden mit deutlich weniger Erfahrung vergeben wurde, der aber aufgrund seines Äußeren bevorzugt wurde – jemanden, der weniger Kilos auf die Waage bringt.

Diskriminierung aufgrund des Körpergewichts nimmt stetig zu

Es gibt immer mehr Fälle von Diskriminierung gegen dicke Bewerber, denn Menschen mit Übergewicht wird weniger zugetraut. Die Vorurteile reichen von „keine Selbstdisziplin“ bis hin zu „faul“. Ob bei der nächsten Beförderungsrunde oder schon während der ersten Hürde, dem Vorstellungsgespräch: auch Vorgesetzte und Personaler sind von Vorurteilen gegen dicke Menschen nicht gefeit. Viele dieser falschen Annahmen, wie beispielsweise, dass die Person immer selbst an ihrem Übergewicht schuld ist, sind sehr tief im Denken verankert.

Dabei zeigt eine Umfrage der DAK, dass vor allem sitzende Tätigkeiten und der daraus resultierende Bewegungsmangel für Gewichtszunahme verantwortlich gemacht werden:

© Yours Clothing

Dass Übergewicht teilweise genetisch bedingt ist oder dauerhafter Stress am Arbeitsplatz ebenfalls zu einer Gewichtszunahme führen kann, wird oft nicht bedacht. Die Ursachenlage stellt sich weitaus komplexer dar, als häufig angenommen wird.

Folgen von Fat Shaming am Arbeitsplatz

Viele Menschen meiden den Kontakt zu dicken Mitmenschen vorsätzlich. Dies führt nicht nur dazu, dass man sich sozial isoliert führt, sondern man macht sich zusätzlich Stress und kompensiert diesen mit ungesunden Coping-Strategien, die zu depressiven Verstimmungen und Krankheiten führen können. Die Debatte geht sogar so weit, dass mittlerweile schon gefordert wird, das Äußere mit in das Gleichbehandlungsgesetz aufzunehmen. Dann könnten Bewerber und Arbeitnehmer neben Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter und sexueller Identität ebenfalls nicht wegen ihres Äußeren nachteilig behandelt werden.

Strategien gegen Diskriminierung im Job wegen Übergewicht

Bis es aber soweit ist, bleibt dir nur übrig, dir Strategien zu überlegen, wie du im Arbeitsalltag souverän mit solchen Situationen umgehst. Zur Erleichterung haben wir dir mögliche Reaktionen auf drei Szenarien hier erläutert:

Das Gesundheitsargument 

Häufig bekommen dicke Menschen das Gesundheitsargument um die Ohren geschmissen: „Du bist so dick, das kann doch gar nicht gesund sein!“ Was dagegen hilft? Sachlich bleiben und deeskalieren. Auf jeden Fall solltest du deinem Gegenüber deutlich machen, dass er oder sie eine Grenze überschritten hat. Ein Hinweis darauf – sachlich vorgetragen – kann hier schon helfen. Eine mögliche Antwort wäre: „Du kennst mich doch gar nicht. Wieso solltest du beurteilen können, wie es mir gesundheitlich geht?“ Lass dich von solchen Kommentaren nicht aufbringen, sondern reagiere am besten so neutral wie möglich.

Das liebe Gehalt

Du wurdest bei der letzten Gehaltsverhandlung übergangen oder musstest herausfinden, dass deine schlanken Kollegen mehr verdienen? Und das bei gleicher Arbeit? Dann mache dir deinen eigenen Wert klar. Was kannst du entweder besser oder mindestens genauso gut wie deine Kollegen? Stelle deine Leistung nicht unter den Scheffel. Mach dich schlau. Recherchiere, welche Gehälter in deiner Branche üblich sind. Und vor allem: Mach dir vor einem Verhandlungsgespräch deutlich, was du wert bist. Sprich deine Forderung deutlich aus und bleibe dabei. Deine Leistung, deine Fähigkeiten und deine Erfahrung sind viel wert. Ist dein Wunschgehalt wasserdicht recherchiert und realistisch, bist du für das Verhandlungsgespräch gut gewappnet. Kannst du es für dich gewinnen – gut. Bekommst du eine Absage, frage dich: Wirst du auf Dauer in einem Job glücklich sein, in dem du für deine Leistung unterbezahlt wirst?

Deine berufliche Weiterentwicklung steht still?

Du hast vielleicht die erste Hürde genommen und wurdest eingestellt, möglicherweise sogar mit dem Gehalt, das zu der Zeit deinen Fähigkeiten entsprach. Nun hast du dich jedoch weiterentwickelt, übernimmst immer mehr Verantwortung: Doch die Beförderung bleibt aus? Sehr oft trauen Vorgesetzte dicken Menschen keine Jobs mit hohem Prestige zu – wie gesagt, die Vorurteile sitzen tief. Was du hier tun kannst, ist die Definition klar gesteckter Ziele, die du mit deinem Vorgesetzten festhältst. Werden diese Ziele erreicht, steht eine Beförderung an. Besprich diese Ziele im nächsten Performance Review und mache deutlich, welche Ziele du erreicht oder übertroffen hast. Wenn diese sachlichen Argumente auch nicht helfen, denke an deine eigene Entwicklung und schau dich um. Welche Jobs gibt es, zu deren Profil du passt, in denen deine Kenntnisse höher geschätzt werden und in denen du glücklicher wärst?

Selbstbewusst mit Pfunden anstatt Body Shaming

Ist der Zustand an deinem Arbeitsplatz nicht auszuhalten, wird es Zeit, dir einen neuen Weg zu suchen. Hab keine Angst vor Ablehnung: In vielen Bereichen wird unsere Gesellschaft immer offener, dazu zählt auch die Wertschätzung von plus-size Personen. Außerdem gehen Übergewichtige selbst gegen Diskriminierung vor, indem sie zum Beispiel den Worten „dick“ oder „fett“ ihre negative Konnotation nehmen und offen zu ihrem Gewicht stehen. Natürlich wirst du immer auf Menschen treffen, deren Vorurteile verletzende Reaktionen hevorrufen. Doch lass dich davon nicht unterkriegen. Denn über eines sollten wir uns alle bewusst sein: Das Äußere einer Person gibt keinen Aufschluss über deren Fähigkeiten. Und ein dicker Mitarbeiter kann genauso gut der fleißigste Mitarbeiter im Unternehmen sein.

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