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Büroalltag
Deutschen Konzernen fehlen Mitarbeiter: Mehr Freizeit und mehr Geld als Lösung

Deutschen Konzernen fehlen Mitarbeiter: Mehr Freizeit und mehr Geld als Lösung

Maja Hansen | 28.06.18

Aufgrund des demographischen Wandels werden innerhalb der nächsten Jahre viele Arbeitnehmer in Rente gehen. Ein Kräftemangel tut sich auf.

Der Deutschen Bahn und der Telekom gehen die Mitarbeiter aus. Die geburtenreichen Jahrgänge erreichen derzeit das Rentenalter und der demographische Wandel wird erlebbar. Reuters berichtet über die Zustände hierzulande und über die Probleme, die sich aktuell auftun.

Demographischer Wandel frisst die Mitarbeiter

„Der demographische Wandel ist in Deutschland ein großes Problem“, so Sigrid Heudorf, Personalleiterin der Deutschen Bahn, gegenüber Reuters. Das Unternehmen stehe derzeit vor der Herausforderung, die Loyalität der Mitarbeiter zu wecken. Auch wolle die Deutsche Bahn an ihrer Wirkung nach außen arbeiten. So soll angestrebt werden, dass das Unternehmen als ein attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Denn in den nächsten Jahren werden Tausende Mitarbeiter des Konzerns in Rente gehen. Rund die Hälfte aller Angestellten wird innerhalb der nächsten zehn Jahre das Unternehmen aus Altersgründen verlassen.

Eine Umfrage der ManpowerGroup ergab, dass es aktuell vielen deutschen Firmen Sorgen bereite, neue Mitarbeiter zu finden und neue Personen für die suchenden Unternehmen zu gewinnen. Auffällig dabei war, dass es anderen Nationen, deren wirtschaftliche Lage vergleichbar ist, nicht so ginge. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf den demographischen Wandel hierzulande. Ein stetiger wirtschaftlicher Aufschwung in Kombination mit einer geringen Anzahl an Menschen im arbeitsfähigen Alter wird zum Problem.

Weiterhin wird in der Umfrage beobachtet, dass sich für mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitgeber die Personalsuche schwierig gestaltet. Erschreckende 82 Prozent aller großen Firmen haben bundesweit Probleme beim Einstellen neuer Mitarbeiter. Auf globaler Ebene können dies nur 45 Prozent der Konzerne teilen. Freie Arbeitsplätze im Handwerk, technische Berufe und Ingeneurstellen sind aktuell die Positionen, die am schwierigsten zu besetzen sind.

Arbeitgeber wollen attraktiver werden

Bereits letztes Jahr konnten sich die Angestellten bei der Deutschen Bahn entscheiden, ob sie sechs Tage mehr Urlaub, 2,6 Prozent mehr Gehalt oder eine Stunde pro Woche weniger arbeiten wollten. Diese Entscheidung betraf rund 137.000 Mitarbeiter. Knapp zwei Drittel entschied sich für den Extraurlaub, während für 40 Prozent mehr Gehalt am attraktivsten war. Nur zwei Prozent reduzierten ihre Arbeitszeit von 39 auf 38 Stunden pro Woche. Um dem Anstellungsproblem zu begegnen, räumte Heudorf ein:

Wir müssen uns darüber Gedanken machen, was Mitarbeiter wollen.

Schaffte die Bahn auch deshalb das Bewerbungsschreiben ab? Wahrscheinlich. Denn ab Herbst können Interessenten sich ohne ein Anschreiben bei der DB bewerben. Zeugnisse und ein Lebenslauf sollen dafür genügen. Die Personalerin Carola Hennemann erklärt, dass man es Bewerbern so einfach wie möglich machen wolle.

Der Konzern wolle dieses Jahr etwa 19.000 neue Mitarbeiter anstellen und darunter sollen sich 3.600 Auszubildende befinden. Auch Quereinsteiger seien bei der Bahn willkommen. Umschulungen sollen zum neuen Erfolgsrezept beitragen. Des Weiteren bekommen Angestellte, die neue Mitarbeiter werben, einen Bonus von 1.500 Euro. Zusätzlich verstärke der Konzern seine Personalsuche im Ausland. So wurden bereits Ingenieure und Lokführer aus Spanien, Griechenland und Kroatien angestellt.

Auch die Deutsche Telekom gab den Angestellten in den Hauptbetrieben zwei Wochen zusätzlichen Urlaub. Zuvor sollte die Arbeitswoche in dem Konzern zwei Stunden auf 36 Stunden pro Woche reduziert werden. Doch die Telekom entschied sich nun stattdessen für zusätzliche 14 Tage Urlaub.

Angestellte sehnen sich nach mehr Flexibilität

Heudorf weiß, dass Mitarbeiter sich nach Flexibilität sehnen. Deshalb entwickelte die DB einen digitalen Marktplatz, auf dem Angestellte ihre Schichten untereinander tauschen können. Außerdem haben sie dort ein Zeitkonto, um Überstunden oder ungenutzten Urlaub für zukünftige Sabbaticals oder anderes zu sparen. Die Personalleitern ist sich bewusst, dass es beispielsweise gerade für Eltern wichtig ist, ihre Kinder rechtzeitig abholen zu können. Da es aber auch andere Angestellte gibt, die vier lange Tage arbeiten wollen, um dann ein langes Wochenende zu haben, ermöglicht die Deutsche Bahn laut Heudorf ein flexibles Arbeiten.

Der demographische Wandel soll also mit attraktiven Maßnahmen bezwungen werden. Mehr Gehalt, mehr Urlaub, mehr Flexibilität. Ein Aufschrei nach New Work? Oder sind die deutschen Arbeitnehmer durch ihre aktuelle Rarität eher dazu in der Lage, neue Arbeitsmodelle einzufordern? Die Kombination aus der Sehnsucht nach mehr Flexibilität und dem aktuellen Niedrigstand der Menschen im arbeitsfähigen Alter bietet jedenfalls eine gute Grundlage, um sich in der Arbeitswelt neu zu orientieren. Ein Wachstum an Vorteilsprogrammen, um eine loyale Einstellung der Mitarbeiter gegenüber der Firma zu fördern, könnte sich durchsetzen.

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