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Büroalltag
Bossing: Das kannst du tun, wenn Führungskräfte mobben

Bossing: Das kannst du tun, wenn Führungskräfte mobben

Michelle Winner | 22.04.21

Schikane, Beleidigungen, außen vor gelassen werden: Mobbing hat viele Gesichter und besonders schlimm wird es für Angestellte, wenn Vorgesetzte die Übeltäter:innen sind.

Ein schlechtes Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Angestellten sorgt immer für ein angespanntes Arbeitsklima. Wirklich katastrophal wird es für Mitarbeiter:innen jedoch, wenn die Führungskraft zum Mobber wird. Doch wie kannst du dich gegen die Schikane von oben wehren?

Bossing und seine Folgen

Mobbing durch Führungskräfte wird Bossing genannt. Dabei geht es um die dauernde Schikane und Erniedrigung von Angestellten, oft speziell gegen eine Person gerichtet. Dadurch entsteht eine große psychische Belastung für die Betroffenen, die Stress, Angst vor der Arbeit, Depressionen und sogar Suizidgedanken umfassen kann. An produktives Arbeiten ist durch Bossing nicht mehr zu denken. Bossing findet dabei auf zwei Ebenen statt: Auf der fachlichen Ebene bekommen Mitarbeitende unterstellt, schlechte Arbeit zu leisten. Auf der sozialen Ebene wird die betroffene Person auf persönlicher Ebene angegriffen und degradiert. Martin Verebes schreibt auf LinkedIn dazu:

Mobbing bzw. Bossing ist weit mehr als der klischeehaft böse, psychopathisch veranlagte Geschäftsführer, der seine Mitarbeiter anschreit. Das gibt es sicherlich auch, aber die meisten Fälle von Mobbing/Bossing, mit denen ich zu tun habe, geschehen innerhalb einer Abteilung. […] Hier beobachte ich immer wieder eine besonders perfide Routine: der Vorgesetzte des mobbenden Abteilungsleiters weigert sich hinzusehen oder stellt sich sogar hinter den Täter. In beiden Fällen steht das Mobbing-Opfer auch noch als Verursacher des Problems dar.

Bossing kann verschiedene Auslöser haben. Oft ist das Ziel des perfiden Vorgehens, Mitarbeiter:innen aus dem Unternehmen zu ekeln, beispielsweise weil sie Widerworte geben oder schlichtweg zu teuer sind. In anderen Fällen wird durch das Bossing versucht, die eigene Inkompetenz in Sachen Personalführung sowie Unsicherheiten zu kompensieren. Aber auch eine narzisstische Veranlagung kann Führungskräfte dazu bringen, sich durch Mobbing zu profilieren. Die Folgen dieses verabscheuungswürdigen Verhaltens sind tiefgreifend, wie auch Maria Magdalena Seuring auf LinkedIn kommentiert:

Ich bin damals gegangen, da ich nervlich völlig am Ende war. Es hat fast 2 Jahre gedauert, bis ich an der Arbeitsstelle vorbeifahren konnte, ohne dass ich Herzflattern bekam. Heute geht es mir super. Ich habe gelernt, mich zu wehren.

Wie kannst du dich gegen Bossing wehren?

Bossing äußert sich in den verschiedensten Formen: Von direkten persönlichen Angriffen wie Beleidigungen und unangebrachten Witzen bis hin zu subtileren Mitteln wie Informationsvorenthaltung, unberechtigter Kritik und Druck ausüben, ist alles dabei. Wie beim Mobbing besteht die größte Schwierigkeit darin, das Fehlverhalten nachzuweisen, weshalb Bossing selbst auch keinen Strafbestand darstellt. Die einzelnen Taten selbst können zwar als unhöflich gelten, wie beispielsweise die Verweigerung eines Handschlags, sind arbeitsrechtlich aber oft nicht von Belang. Im ersten Moment ist die Lage für Betroffene also fatal, denn wie soll man sich gegen Bossing wehren, wenn nicht arbeitsrechtlich?

Vor Gericht, wo es durchaus in Einzelfällen schon Urteile zum Mobbing durch Vorgesetzte gab, muss das Bossing nachweisbar sein. Eine genaue Dokumentation in Form eines Tagebuchs kann bereits eine große Hilfe sein. Denn meist werden keine einzelnen Verhaltensweisen abgestraft, sondern eben das komplette Fehlverhalten. Ebenfalls wichtig sind aber auch Belege: Notiere dir, ob Kolleg:innen Zeuge der Schikane geworden sind, speichere E-Mails ab und sammle sonstige Beweisstücke, die zeigen, dass eine Führungskraft dich ausschließt, diskriminiert oder beleidigt. Jedoch ist das Vorgehen gegen Bossing nicht einfach und oft durch Misserfolge geprägt. Aus diesem Grund findet Petra Röhrl auf LinkedIn klare Worte für den Umgang mit Mobbing durch Vorgesetzte:

Wenn der Chef mobbt, gibt’s nur eins: So schnell wie möglich raus aus der Bude und keine weitere Energie, Nerven und Gesundheit verlieren! Meistens ist das alles so subtil, dass man es erst nicht für möglich hält. Dann schaut man in der Regel eh viel zu lange zu, kämpft womöglich noch dagegen an und hofft, dass es besser wird. Andere Mitarbeiter versuchen, ja nicht selbst in die Schusslinie zu geraten, die Personalabteilung schaut zu oder gleich ganz weg und, und, und… Aber wenn der Fisch einmal stinkt, dann stinkt er eben. Da hilft weder Schönreden noch Übertünchen, sondern nur: Ciao Kakao!

Wo kannst du Hilfe finden?

Es gibt mehrere Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst, wenn du Opfer von Bossing bist:

  • Personalabteilung
  • Compliance Officer
  • interne Beschwerdestellen
  • Betriebsrat
  • Gewerkschaft

Abgesehen davon, kannst du auch deine Kollegen ansprechen. Sie können dir Rückhalt geben, als Zeugen fungieren oder andere Betroffene können sich sogar mit dir zusammentun, sodass ihr als Gruppe eher gehört werdet. Nichtsdestotrotz kommt es aber auch oft vor, dass sich das Unternehmen auf die Seite der mobbenden Führungskraft stellt. Nach einer Konfrontation bleibt hier dann oft nur die Flucht aus dem Betrieb – meist aber immerhin nach der Aushandlung einer Abfindung. Auch wenn die materielle Entschädigung den psychischen Schaden meist nicht wettmachen kann. Bei depressiven Stimmungen, die sich auf das gesamte Leben auswirken, sollte psychologischer Rat eingeholt werden. Dieser ist wichtig, denn die Folgen von Bossing verschwinden nicht einfach dadurch, dass man das Unternehmen wechselt oder indem die mobbende Führungskraft geht. Betroffene müssen sich von der andauernden Schikane erholen, ebenso wie das Arbeitsklima.

Hast du bereits Erfahrungen mit Bossing machen müssen? Wenn ja, wie hast du dich dagegen gewehrt? Lass es uns gern in den Kommentaren wissen und hilf damit vielleicht sogar anderen Betroffenen.

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