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Unternehmenskultur
Studie zur Arbeitszeit: Jeder Zweite wünscht sich mehr Freizeit

Studie zur Arbeitszeit: Jeder Zweite wünscht sich mehr Freizeit

Maja Hansen | 06.12.18

Neue Arbeitsmodelle werden diskutiert, denn der Wunsch nach mehr Freizeit ist präsenter als je zuvor. Vor allem Überstunden bereiten Angestellten Probleme.

Die Vier-Tage-Woche wird in Deutschland, aber auch weltweit bereits mit hohem Interesse diskutiert – und in einigen Firmen sogar schon umgesetzt. Die 40-Stunden-Woche wackelt und alte Strukturen werden langsam brüchig. Grund dafür ist mitunter der Wunsch seitens der Arbeitnehmer nach mehr Freizeit. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz hat in diesem Rahmen deutsche Beschäftigte zu ihren Arbeitszeiten befragt. Und das Ergebnis der Studie bestätigt diese Tendenz: Im Durchschnitt würde gern jeder zweite Angestellte seine wöchentliche Arbeitszeit reduzieren – aber auch Überstunden sind ein Problem.

Vollzeitangestellte: Mehr Freizeit ist erwünscht – auch eine Einkommensfrage?

Doch wo liegen die Ursachen der Sehnsucht nach mehr Freizeit? Der Umfrage zufolge wünschen sich besonders Menschen in Vollzeitpositionen und mit gesundheitlichen Beschwerden weniger Arbeitsstunden. So klagen viele über Rückenschmerzen, Schlafprobleme oder körperliche Erschöpfung, die sich eine Reduzierung ihrer Stunden wünschen.

Dennoch, so berichtet auch der SPIEGEL, teilen nicht alle Beschäftigten in Deutschland den Wunsch, ihre Arbeitszeit zu verkürzen. Während zwar 49 Prozent der Befragten ihre Arbeit durchschnittlich um neun Stunden verkürzen wollen, sind 39 Prozent mit ihrem derzeitigen Zustand zufrieden. Während diese Personen also gar keine Veränderung brauchen und wollen, sind zwölf Prozent sich einig darin, dass sie gerne mehr arbeiten wollen würden – im Schnitt acht Stunden pro Woche.

Der Wunsch nach mehr Arbeit äußerten vor allem Menschen, die zur Zeit eher mehr Geld gebrauchen könnten. So bestätigten 22 Prozent, dass sie ihre Arbeitszeit gerne aufstocken würden, um mehr Lohn zu erhalten. Lediglich neun Prozent der Befragten, die bereits reichlich verdienen, wollen trotz finanzieller Sicherheit mehr arbeiten. Doch der Konsens unter jedem zweiten Arbeitnehmer ist – und zwar unabhängig vom Gehalt – der Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren.

Vertraglich festgelegte Arbeitszeit für viele perfekt – Überstunden sind das Problem

Die Studie zeigt aber auch, dass besonders bei Vollzeitbeschäftigten die Überstunden Auslöser für einen Wunsch nach mehr Freizeit sind. So stimmen die gewünschte und vertraglich geregelte Arbeitszeit nahezu überein, doch die zusätzlichen Überstunden sind für viele Angestellten ein Laster. Bei Teilzeitangestellten zeigt sich hingegen, dass Männer und Frauen mehr als vertraglich vereinbart arbeiten, sie sich aber dennoch eine Steigerung ihrer Arbeitszeit wünschen.

Besonders bei Vollzeitbeschäftigten wird deutlich, dass ihre Wunscharbeitszeit nicht besonders von der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit abweicht. Die Überstunden sind das Problem.

Je mehr Überstunden, desto größer der Wunsch nach mehr Freizeit

Von den Angestellten, die über zehn Überstunden pro Woche sammeln, geben ganze 71 Prozent an, dass sie ihre Arbeitszeit gerne reduzieren würden. Der Trend in Deutschland geht jedoch weiter dahin, dass die Zahl der Überstunden immer noch steigt. Im Vergleich zwischen 2016 und 2017 habe die Überstundenanzahl bei allen Angestellten in Deutschland um elf Prozent zugenommen, so die Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion.

Insgesamt scheinen die Überstunden das Hauptproblem vieler Arbeitskräfte zu sein. Diese Problematik spiegelt sich auch in der Antwort auf die Frage der Linken an den Bundestag wider: Beschäftigte in Deutschland haben im letzten Jahr 2,127 Milliarden Überstunden angesammelt. Allerdings sei nur die Hälfte dieser Stunden vergütet worden. Das bedeutet, dass fast eine Milliarde Arbeitsstunden unbezahlt geblieben sind. In diesem Jahr lag der Wert der Überstunden nach dem ersten Halbjahr schon bei 1,1 Milliarden Überstunden.

Die Arbeitsmarktpolitikerin der Linken Jessica Tatti erklärte gegenüber der Rheinischen Post, dass diese Zahlen skandalös seien und offenlegten, dass sich viele Arbeitgeber auf dem Rücken ihrer Beschäftigten bereicherten. So haben Unternehmen allein im Jahr 2017 bereits 36 Millionen Euro gespart, da Angestellte Überstunden zum Nulltarif geleistet hätten. Auch dürfe das gesundheitliche Risiko der Überstunden nicht unterschätzt werden, so der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann. Es sei ein Skandal, das so viele Überstunden unbezahlt geblieben sind.

Unter diesen Umständen liegt es auf der Hand, dass viele Beschäftigte, die Vollzeit arbeiten und trotzdem reichlich Überstunden leisten, sich mehr Freizeit wünschen.

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