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Digitalisierung im Einzelhandel: So trotzt du Corona

Digitalisierung im Einzelhandel: So trotzt du Corona

Ein Gastbeitrag von Nicole Mank | 19.11.20

Ist es für den Einzelhandel schon zu spät, sich in einer von der Coronapandemie geplagten Offline-Shopping-Welt für Maßnahmen zur Digitalisierung zu entscheiden? Nein - und diese Beitragsreihe unterstützt dich dabei. Teil 1.

Die Corona-Zahlen sind die vergangenen Tage in die Höhe geschossen und die Innenstädte wie leergefegt – der Einzelhandel ist besonders stark von den Regularien betroffen. Der falsche Moment, um in eine Schockstarre zu geraten und nur auf staatliche Hilfe zu hoffen. Stattdessen sollte der Einzelhandel die Chance ergreifen und in Digitalisierung investieren.

Ist es zu spät zum Digitalisieren?

Die Befürchtung vieler Einzelhändler ist natürlich, dass die Konkurrenz im Internet bereits zu stark ist und so keine Chance ohne hohe finanzielle Investitionen vorhanden ist. Doch diese Annahme ist falsch: Gerade auf lokaler Ebene kann der Einzelhandel mit seinen Stärken punkten: Schnelle Lieferungen und Regionalität sind vielen Kunden sehr wichtig. Die „Support your local Dealer“-Mentalität ist ebenfalls bei vielen Usern angekommen, teilweise wird sogar ungern bei den großen Marktplätzen wie Amazon bestellt.

Mit einfachen Mitteln und verhältnismäßig wenig Budget kann sich also auch der Einzelhandel im Winter 2020 noch digitalisieren und davon finanziell profitieren beziehungsweise wieder profitabel wirtschaften. Viele der KMU, die bereits digitalisiert haben, stoppen aktuell eher die Maßnahmen, um die Kosten zu senken. So haben auch neue Player eine Chance, aufzuschließen, einen Teil vom Kuchen abzubekommen auch nach Corona davon zu profitieren. Die Digitalisierung weiterhin komplett zu verschlafen, würde auch in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Nachteil werden.

Was zu solch einer Digitalisierung für den Einzelhandel gehört, was es zu beachten gilt und mit welchen Kosten zu rechnen ist, thematisiert diese Reihe. Wir versuchen hierin besonders praxisnahe Anleitungen sowie Tipps zur optimalen Umsetzung zu geben.

Was kostet die Digitalisierung?

Natürlich ist zur Digitalisierung am Anfang eine Investition notwendig, die gerade in der aktuellen Zeit vielen Einzelhändlern schwerfällt. Die Rücklagen sind oftmals bereits stark angeschlagen und eine Besserung vorerst nicht in Sicht. Dennoch lohnt sich das Risiko für viele, da das normale Ladengeschäft zumindest zu einem großen Teil über einen Web-Auftritt aufgefangen werden könnte – in vielen Branchen. Es ist ohnehin die Aufgabe jedes Unternehmens, auch die Zukunftsfähigkeit des Geschäfts auf lange Sicht sicherzustellen.

Folgende Kosten sollten eingeplant werden:

  • Erstellung eines Internetauftritts (gegebenenfalls mit Web Shop)
  • Marketing-Maßnahmen (Anzeigenschaltung und SEO)
  • Strategische Beratungsdienstleistung durch einen Experten

Je nach Anforderungsprofil können die Kosten hier natürlich extrem stark variieren. Mit einer Mindestinvestition von 4.000 Euro für eine einfache Web-Präsenz und kleine SEA/SEO-Arbeiten sowie den Berater selbst sollte jedoch gerechnet werden. Die 4.000 Euro sind wie folgt verteilt: 1.500 Euro für die Website, 1.500 Euro für Marketing-Maßnahmen und 1.000 Euro für die Beratung und Strategie. Wird ein Web Shop mit zum Beispiel Anbindung zur Warenwirtschaft gewünscht, wird es schnell komplexer und die Kosten können steigen. Auf die verschiedenen Kostenstellen wird im Rahmen der nächsten Beiträge ausführlicher eingegangen.

Entscheidender Faktor: Daten

Gerade bei der Erstellung eines Shops ist der Datenimport ein wichtiger Faktor. Hierfür ist auch entscheidend, wie die Daten dem Händler vorliegen: Sind die einzelnen Produkte zum Beispiel in einer Tabelle vorhanden – in der Preise, Attribute wie Farbe und Größe und Beschreibungen dargestellt werden –, so kann diese oftmals einfach importiert werden.

Beim Einzelhandel ist das jedoch häufig nicht der Fall. Auch das Bildmaterial kann ein sogenannter „Deal Breaker“ sein, da der Kunde nicht genau einschätzen kann, was ihn erwartet: Wie fällt das Shirt, wenn es getragen wird? Wie groß ist die Vase in Relation zu einem Teller? Hochwertige Fotos der Produkte anzufertigen ist aufwändig und für Einzelhändler oft mit großem Aufwand verbunden.

Beide Punkte können oftmals durch die Daten vom Lieferanten stark reduziert werden. Hier liegen die Produktdaten und auch gute Bilder oftmals vor. Wer jedoch Waren selbst herstellt oder eine Dienstleistung anbietet, sollte sich um die Anlegung dieser Datenblätter sowie der Anfertigung von gutem Bildmaterial kümmern.

Staatliche Förderungen zur Digitalisierung

Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gibt es regelmäßig Förderungen für KMU zur Digitalisierung. Das Projekt „Digital Jetzt“ bezuschusst Digitalisierungen mit 50 Prozent (ab 07/21 nur noch 40 Prozent) und maximal 50.000 Euro. Zwar sind die Fördergelder für 2020 ausgereizt, jedoch können ab Dezember Anträge für 2021 gestellt werden. Die Voraussetzungen für den Erhalt der Förderung sind jedoch relativ streng und die Fördergelder müssen darüber hinaus von einer bevollmächtigten Person im Unternehmen beantragt werden.

Die kleinste Fördermenge (Modul 2) liegt bei 3.000 Euro, wird demnach bei Kosten von insgesamt 6.000 Euro für die Digitalisierung gewährt. Auch mit der Förderung (auf welche man nicht zwangsläufig bauen sollte) ist die Eigeninvestition also noch immer nicht klein. Darüber sollte man sich vor dem Start der Maßnahmen und auch vor der möglichen Antragsstellung bewusst sein.

Auch das Förderprogramm „go-digital“ vom Bundesministerium für Wirtschaf und Energie kommt für KMU infrage und ist Teil das ganzen Projekts. Das Förderprogramm für die Module „Digitalisierte Geschäftsprozesse“, „Digitale Markterschließung“ und „IT-Sicherheit“ soll das Schritthalten im technologisierten Alltag ermöglichen. Hier ist jedoch zu beachten, dass nur autorisierte Beratungsunternehmen einen Antrag stellen können:

Um KMU und Handwerk in bürokratischen Erfordernissen zu entlasten, übernehmen autorisierte Beratungsunternehmen die Antragstellung für die Förderung. Sie sind nicht nur für die Antragstellung und die Beratungsleistung selbst zuständig, sondern auch für die Abrechnung und die Verwendungsnachweisprüfung. Alle für das Förderprogramm „go-digital“ autorisierten Beratungsunternehmen werden in der interaktiven Beraterlandkarte veröffentlicht,

heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Dort findest du auch alle weiteren Informationen zum Projekt. Die Voraussetzungen für eine Förderung in diesem Kontext sind:

  • Beschäftigung von weniger als 100 Mitarbeitern
  • Jahresumsatz oder eine Jahresbilanzsumme des Vorjahres von höchstens 20 Millionen Euro
  • Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland
  • Förderfähigkeit nach der De-minimis-Verordnung

In den FAQs zum Projekt „Digital Jetzt“ wird erklärt, wie beide Projekte miteinander in Verbindung stehen:

Die beiden Förderprogramme bauen aufeinander auf, d.h. ein Unternehmen kann über ‚go-digital‘ eine geförderte Beratung erhalten und die anschließend geplante Investition im Bereich der Hard- und Software sowie der Qualifizierung der Mitarbeitenden kann über ‚Digital Jetzt‘ bezuschusst werden. Die Implementierung der Soft- und Hardware kann über ‚Digital jetzt‘ gefördert werden, soweit sie nicht bereits Gegenstand der Förderung über das Programm ‚go-digital‘ ist.

Die Bewilligung der Anträge bei ‚Digital Jetzt‘ und ‚go-digital‘ richtet sich nach den in den jeweiligen Förderrichtlinien beschriebenen Voraussetzungen und Bedingungen.

So geht’s weiter mit der Reihe zur Digitalisierung im Einzelhandel

Wie bereits angedeutet, handelt es sich bei diesem Artikel um den Auftakt zu einer Reihe, die im wöchentlichen Rhythmus bei OnlineMarketing.de veröffentlicht wird. Neben den Artikeln bieten wir auch an, Fragen aus dem Einzelhandel direkt zu beantworten – entweder in einem Artikel oder aber direkt per Mail. Wenn du also eine Frage hast, kontaktiere die Redaktion von OnlineMarketing.de oder schreibe sie in die Kommentare.

Darüber hinaus erwarten dich in den kommenden Wochen folgende Schwerpunkte:

  • Tools zum Tracking (Google Analytics und Co.)
  • Übersicht über die möglichen Marketing-Kanäle
  • Auswahl des richtigen CMS (Content-Management-System)
  • Google My Business und Local SEO
  • Local SEA
  • Facebook und Social Media allgemein

Fazit

Die Digitalisierung im Einzelhandel bietet große Chancen, ist aber auch mit einem hohen finanziellen Investment verbunden. Wer auf die Zukunftsfähigkeit seines Ladengeschäfts setzt, sollte sich trotzdem Gedanken machen und gegebenenfalls das Risiko wagen, auch um besser durch die Krisenzeiten zu kommen. Förderungen können die finanzielle Belastung mindern – sind aber aufgrund der strengen Voraussetzungen und einem nicht unkomplizierten Bewerbungsprozess nicht einfach zu erhalten.

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