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Digitalpolitik
Kollateralschaden? Instagram CEO Adam Mosseri vergleicht Autos mit Social Media – beide töten Menschen

Kollateralschaden? Instagram CEO Adam Mosseri vergleicht Autos mit Social Media – beide töten Menschen

Aniko Milz | 20.09.21

Mit diesem Statement hat er sich keinen Gefallen getan: Mosseri wollte sich in einem Podcast rechtfertigen, trat aber eine Lawine der Kritik los. Jetzt reagiert Facebook auf die Vorwürfe.

Vor einigen Monaten machte die Aussage von US-Präsident Biden Schlagzeilen, als er sagte, „Social Media is killing people“. Damals reagierte Facebook mit einer großen Gegenkampagne und Biden ruderte zurück. Doch nun kommen fast die gleichen Worte aus dem Mund von Adam Mosseri, dem CEO von Instagram, das zu Facebook gehört. Nach einer Artikelreihe im Wall Street Journal, die enthüllte, dass Instagram insbesondere junge Mädchen stark negativ beeinflusst und sich dessen sehr wohl bewusst ist, war Mosseri zu Gast im Recode Podcast mit Peter Kafka. In der Folge vergleicht er Social Media mit Autos, in dem Sinne, dass beide für Tote verantwortlich sind.

Die Vorteile überwiegen die Nachteile?

Die internen Untersuchungen, die das Wall Street Journal nun offenlegte, fanden heraus, das eines von drei Mädchen Instagram als schuldig für ihre Body Image Issues verantwortlich machen. Auch für erhöhte Anxiety und Depressionen sahen viele bei Instagram die Schuld. In dem Report heißt es:

Among teens who reported suicidal thoughts, 13% of British users and 6% of American users traced the desire to kill themselves to Instagram, one presentation showed.

In der Podcast-Folge gibt Mosseri nun mehr oder weniger zu, dass man sich dessen bewusst ist. Er vergleicht Social Media mit der Autobranche. Auch durch die Nutzung von Autos sterben jährlich Menschen. Dennoch überwiegen die Vorteile:

We know that more people die than would otherwise because of car accidents, but by and large cars create way more value in the world than they destroy. And I think social media is similar.

Doch der Vergleich hinkt, wie auch Kafka in dem Podcast aufzeigt. Schließlich sind Sicherheitsstandards in Autos stark reguliert und werden überwacht und gegebenenfalls angepasst. Auch viele Twitter User äußerten sich zu Mosseris Aussage kritisch.


Mit dem Vergleich hat Mosseri sich und Facebook keinen Gefallen getan. Zwar versuchen Facebook und Instagram mit Sicherheits-Features immer wieder, Kinder und Jugendliche zu schützen, doch die Maßnahmen bedeuten lediglich Tropfen auf dem heißen Stein. Schon seit Jahren stehen die Unternehmen in der Kritik und haben dennoch nichts Grundlegendes geändert. Die Grundvision sei es zu wachsen und mehr Menschen miteinander zu verbinden – der Preis sei nicht so wichtig. Das gab auch schon 2018 der damalige Vice President Andrew Bosworth in einem Artikel an. Damals schrieb er:

Maybe it costs a life by exposing someone to bullies. Maybe someone dies in a terrorist attack coordinated on our tools. And still we connect people.

Es scheint als müssten Instagram und Facebook überdenken, was ihre Mission ist. Eine Regulierung von sozialen Medien sei laut Mosseri übrigens zwar willkommen, doch gleichermaßen sieht er eine solche als potentiell problematisch an. Ein Lösungsansatz ist also nicht in Sicht.




UPDATE

Mittlerweile hat auch Facebook, beziehungsweise Nick Clegg, der Vice President of Globals Affairs bei Facebook, ein Statement zu der Artikelreihe im Wall Street Journal herausgegeben. „What the Wall Street Journal Got Wrong“ ist der Blogpost übertitelt. Clegg verteidigt in seinem Statement das Unternehmen gegen die Anschuldigungen des Wall Street Journals. Insbesondere den Vorwurf, man hätte die Ergebnisse früherer Untersuchungen einfach ignoriert, wolle er so nicht stehen lassen:

At the heart of this series is an allegation that is just plain false: that Facebook conducts research and then systematically and willfully ignores it if the findings are inconvenient for the company. This impugns the motives and hard work of thousands of researchers, policy experts and engineers at Facebook who strive to improve the quality of our products, and to understand their wider (positive and negative) impact. It’s a claim which could only be made by cherry-picking selective quotes from individual pieces of leaked material in a way that presents complex and nuanced issues as if there is only ever one right answer. 

Clegg versucht Absatz für Absatz auf die verschiedenen Themen einzugehen, die das WSJ aufgeworfen hat. So widerspricht er den Vorwürfen bezüglich Teenager-Sicherheit sowie der Verbreitung von Desinformationen zu der Coronapandemie und -schutzimpfung. Vor allem betont er aber in dem Post, dass es nunmal keine einfachen Lösungen gebe und Facebook demnach sehr schwerwiegende Entscheidungen zu treffen habe, die zwangsläufig andere Schwierigkeiten nach sich ziehen:

I wish there were easy answers to these issues, and that choices we might make wouldn’t come with difficult trade-offs. That is not the world we live in. 

Er schließt das Statement, das in keiner Weise auf Mosseris Aussagen aus dem Podcast eingeht, mit Beteuerungen, dass man bereits sein Bestes gebe und vorhabe, dies auch weiter zu leisten:

We will continue to invest in research into these serious and complex issues. We will continue to ask ourselves the hard questions. And we will continue to improve our products and services as a result. 

[Das Update stammt vom 20. September 2021.]




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