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Digitalpolitik
Twitter entfernt Hate Tweets gegenüber religiösen Gruppen rigoros
Twitter gegen religiöse Hetze, © Twitter

Twitter entfernt Hate Tweets gegenüber religiösen Gruppen rigoros

Niklas Lewanczik | 10.07.19

Der Kampf gegen Hate Speech in Social Media hält unweigerlich an und Twitter will nun Religionsgemeinschaften auf der Plattform mit einem klaren Zeichen schützen.

Bei Twitter sind genau wie bei anderen sozialen Medien viele Dinge laut Richtlinien verboten – doch nicht immer werden unangemessene oder sogar Hate Tweets gelöscht. Dazu kommt, dass nach einer neuen Sonderregelung Tweets von einigen Politikern auch bestehen bleiben, wenn sie die Richtlinien verletze. Allerdings ist dann eine Markierung, die auf den Verstoß hinweist, vorgeschaltet. Bei hasserfüllten und entmenschlichenden Tweets gegen religiöse Gruppen soll nun aber eine klare Linie gezogen werden. Und das könnte künftig auch für andere Gruppen Geltung erlangen.

Twitter will Religionsfreiheit schützen

In einem Update zu den eigenen Regeln gegen hasserfülltes Handeln bei Twitter stellte das Unternehmen klar, dass entmenschlichende Sprache, die eingesetzt wird, um religöse Gruppen zu diskriminieren, sofort zur Löschung des Tweets führt. Wenn beispielsweise religöse Gruppen als „Ratten“ oder „Viren“ bezeichnet werden, wird ein gemeldeter oder durch den Algorithmus entdeckter Tweet unmittelbar entfernt – und das sollte er, denn diese Rhetorik erinnert an menschenrechtsverletzende und faschistische Muster.

Tweets mit einem solchen Worlaut in Kombination mit religiösen Gruppen sollen künftig direkt gelöscht werden, © Twitter

Wurde vor dem Inkrafttreten dieser Regeln ein solcher Tweet gesendet, muss er zwar gelöscht werden, der Account hat aber keinen Ausschluss zu befürchten. Ab sofort ist diese Konsequenz jedoch vorstellbar. Das Update zu den Regeln basiert vor allem auf Feedback der User, die sich eine klarere Sprache wünschten, die zeigt, was verboten ist. Außerdem sollte klargestellt werden, wann und in welchem Kontext die entmenschlichende Sprache verwerflich ist. Immerhin nennen manche Twitter User ihre Follower in anderen Kontexten „Kätzchen“ oder „Monster“, so Twitter.

Kann Twitter die Regeln auch umsetzen?

Eine Sorge, die die Nutzer insbesondere hatten und im Feedback spiegelten, war, dass Twitter die Regeln nicht umfassend durchsetzen könnte. Diese Sorgen dürfte trotz den lobenswerten Updates bestehen bleiben. Und es stellt sich eine weitere Frage: wenn Politiker (mit mindestens 100.000 Followern) nun unangemessene Tweets absetzen dürfen, die dann lediglich als solche markiert werden, sind sie dann auch von dieser Regel befreit? In der Meldung zur Sonderregelung hieß es, dass lediglich zur Gewalt aufrufende Tweets sofort abgelehnt werden. Da aber eine Prüfung der Inhalte stattfindet, denen ein „öffentliches Interesse“ beigemessen wird, das die Grundlage für solche politischen Grenzfälle ist, sollten Diffamierungen religiöser Gruppen ausgeschlossen werden können.

Die rigorosen Regeln – eine ebenso rigorose Durchsetzung kann man nur erhoffen – sollen künftig auch bei anderen geschützten Gruppen Anwendung finden, die mitunter in der Gesellschaft marginalisiert werden. Welchen Einfluss soziale Medien auf Menschengruppen haben können, zeigte sich bei der Vertreibung der Rohingya aus Myanmar, die auch über politische Hetze auf Facebook initiiert wurde. Twitter möchte solchen zutiefst beunruhigenden Entwicklungen vorbeugen. So lobenswert derlei Schritte mit Updates der Richtlinien auch sind, für viele sind sie zu begrenzt und kommen deutlich zu spät.

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