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Belohnt Facebook Hate Speech? Metas „Widely Viewed Content Report“ für das erste Quartal 2022

Belohnt Facebook Hate Speech? Metas „Widely Viewed Content Report“ für das erste Quartal 2022

Larissa Ceccio | 23.05.22

Der Bericht zeigt, dass Inhalte, bevor sie von Facebook wegen Verstößen gegen die Richtlinien entfernt werden, zunächst eine enorme Reichweite erzielen können.

Kürzlich hat Meta den Quartalsbericht 2022 über die am weitesten verbreiteten Inhalte, der die meistgesehen organischen Inhalte in Facebook Feeds von US-Nutzer:innen hervorhebt, geteilt.

Die Analyse diente dazu, dem Vorwurf, Facebooks Algorithmen würden rechte und extremistische Inhalte begünstigen, entgegenzuwirken und ist zudem eine Reaktion auf ein Twitter-Profil, auf dem jeden Tag die am häufigsten geteilten Facebook Links präsentiert und in kritischen Kommentaren häufig aufgegriffen werden.

Zwei von 20 der am meisten geteilten Links verstoßen gegen Facebooks Richtlinien

Den ersten „Widely Viewed Content Report“ überhaupt veröffentlichte Meta erst vergangenes Jahr im August. Bisher haben Maßnahmen wie dieser Bericht jedoch nicht dazu beigetragen, dem Narrativ der nachlässigen Content-Moderation entgegenzuwirken. Denn viele der Links, die am häufigsten geteilt werden, mussten von Facebook-Moderator:innen aufgrund von Verstößen gegen die Plattformrichtlinien entfernt werden.

Auch dieses Mal wird der Report Kritiker:innenstimmen nicht verstummen lassen, denn in Q1 2022 verstoßen zwei der am häufigsten geteilten URLs gegen die Facebook-Richtlinien; konnten aber vor der Entfernung 60 Millionen Impressionen auf der Plattform generieren. Die Analysemethode, mit der geprüft wird, welche Inhalte User tatsächlich auf Facebook sehen, wurde jedoch geändert: Links, die keine Vorschau enthalten, werden nicht mehr aufgelistet. Diese Auflistung ist noch auf Basis der vorherigen Methode erstellt worden.

„Widely Viewed Content Report“ Q1 2022, © Meta (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht)

Diese Liste wiederum beruht bereits auf den neuen Prozessen – doch „besser“ ist das Ergebnis nicht, im Gegenteil. Hier lässt sich erkennen, dass sogar sechs der 20 am häufigsten geteilten Links auf Facebook im ersten Quartal 2022 gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Sie haben jedoch insgesamt 112 Millionen Aufrufe erhalten, bevor sie entfernt wurden.

„Widely Viewed Content Report“ Q1 2022, © Meta (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht)

Entfernte Links in Metas Liste stammen alle von einer Domain

Statt also Kritik auszuräumen, verstärken die Berichte die Annahme, dass diskriminierende, extremistische und feindliche Inhalte durch Meta nicht genügend eingedämmt werden. Die Berichte zeigen jedoch nicht, um welche Inhalte es sich bei den top-geteilten Links handelte. Das Unternehmen liefert jedoch eine Erklärung:

In diesem Bericht gab es Inhalte, die inzwischen von Facebook entfernt wurden, weil sie gegen unsere Richtlinien zu unauthentischem Verhalten verstoßen. Die entfernten Links stammten alle von derselben Domain und Links zu dieser Domain sind auf Facebook nicht mehr erlaubt.

Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei der fraglichen Domain um eine Spam-Nachrichtenseite mit dem Namen Naye News handelt, die zuvor nie in Facebooks Berichten aufgetaucht ist.

Die Berichte belegen, dass Hass auf Facebook belohnt wird

Die Vorwürfe, so scheint es, stimmen: Facebooks eigene interne Erkenntnisse belegen, dass Inhalte, die gegen die Plattformregeln verstoßen, eine hohe Reichweite erzielen, bevor sie gelöscht werden. Dennoch erklärt Meta, dass diese nur zu einem geringen Teil von Menschen auf Meta Apps gesehen werden:

Obwohl unsere meistgesehenen Inhalte eine sehr große Anzahl von Inhaltszuschauern haben, machen sie gemessen als Prozentsatz aller Facebook-Zuschauer von Inhalten nur einen kleinen Bruchteil der Gesamtansichten im Feed in den USA in diesem Quartal aus. Kurz gesagt, es ist ungewöhnlich, dass verschiedene Personen denselben Inhalt in ihrem Feed sehen.

Das mag zwar stimmen, ist aber keine Rechtfertigung oder Legitimation für die Förderung von Inhalten, die nicht verbreitet werden dürften. Meta müsste weiterhin, statt angemessener Kritik mit Datensätzen entgegenwirken zu wollen, Algorithmen und Systeme schaffen, um Hate Speech auf der Plattform wirklich zu verbannen.

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