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Unternehmenskultur
Nach Drama um KI-Ethikerin Timnit Gebru: Mehr Angestellte kehren Google den Rücken

Nach Drama um KI-Ethikerin Timnit Gebru: Mehr Angestellte kehren Google den Rücken

Michelle Winner | 04.02.21

Nachdem sie Google vorwarf, Forschungsergebnisse verschweigen zu wollen und marginalisierte Stimmen zu unterdrücken, soll Gebru entlassen worden sein. Ihr kolportierter Rausschmiss sorgte für einen Aufschrei bei vielen Mitarbeiter:innen.

Die Kritik an Google hinsichtlich ihres Umgangs mit bestimmten Mitarbeiter:innen nimmt nicht ab. Im Dezember 2020 wurde KI-Wissenschaftlerin Timnit Gebru nach eigener Aussage gefeuert, woraufhin diese öffentlich machte, wie unfair sie vom Konzern behandelt wurde. Viele andere Angestellte reagierten empört auf den kolportierten Rausschmiss. Nun verlassen weitere wertvolle Mitarbeiter:innen den Konzern, denn sie sind nicht einverstanden mit Googles ethischen Vorgehen hinsichtlich Diversity.

Was hat es mit Timnit Gebru auf sich?

Die Schwarze KI-Forscherin Timnit Gebru ist eine hochgeschätzte Expertin auf dem Gebiet der KI-Ethik. Ihren Durchbruch hatte sie als Co-Autorin einer Studie, in der festgestellt wurde, dass kommerzielle Gesichtserkennungsprogramme starke Probleme bei der Erkennung Schwarzer Frauen haben. Seitdem fokussiert sie ihre Forschung auf die rassistische und sexistische Verzerrung von Algorithmen und setzt sich aktiv für Diversity innerhalb der Tech-Branche ein. Diese Ziele verfolgte sie auch während ihrer Arbeit für Google. Im Dezember 2020 erhielt sie laut eigener Aussage die Kündigung von Forschungschef Jeff Dean.

Gebru nennt als Kündigungsgrund eine Mail, in der sie Google vorwirft marginalisierte Stimmen zu unterdrücken, nachdem die Publikation einer ihrer Forschungsarbeiten abgelehnt wurde. Das Unternehmen würde nicht wollen, dass die eigenen Technologien im schlechten Licht dargestellt werden. Zudem sei seitens Google behauptet worden, sie hätte ihre Kündigung eingereicht. Dean adressierte daraufhin wiederum eine Mail an die Google-Mitarbeiter:innen, in der er Googles Sicht der Dinge darstellt. Wer diese lesen möchte, kann das hier tun. Viele Angestellte stellten sich daraufhin auf Gebrus Seite und kritisierten das Unternehmen und seine Vorgehensweise hinsichtlich ethischer Problemen scharf.

Mitarbeiter:innen verlassen Google

Google verliert durch den Skandal wertvolle Mitarbeiter:innen, darunter jüngst auch zwei Entwickler. Nach 16 Jahren im Unternehmen hat David Baker, Abteilungsleiter in Sachen User Safety, seinen Rücktritt verkündet und mit dem kolportierten Rausschmiss von Gebru begründet. In einem Statement stellt er klar:

We cannot say we believe in diversity, and then ignore the conspicuous absence of many voices from within our walls.

Und auch Software-Entwickler Vinesh Kannan ist nicht bereit länger für Google zu arbeiten und kritisiert neben der Situation rund um Gebru auch die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Kündigung der Schwarzen Recruiterin April Christina Curley. Den Kündigungen gehen verschiedene Maßnahmen der Belegschaft voran. So traten mehr als 800 Mitarbeiter einer Gewerkschaft bei, die sich für die Sicherheit von Arbeitsplätzen einsetzt. Die Mitarbeiter:innen fordern Forschungsfreiheit und Änderungen im Vorgehen der Führungsetage. 2.600 Angestellte unterschrieben zudem einen Brief zur Unterstützung Gebrus.

Google möchte sich derzeit nicht zur Kündigung von Baker und Kannan äußern und verweist auf ältere Statements zu der Thematik. Man wolle jedoch alles dafür geben, dass Vertrauen der Mitarbeiter:innen zurückzugewinnen. Ob Google dies zeitnah gelingt, bleibt zu bezweifeln – zu schwer wiegen die Vorwürfe der Diskriminierung. Als eines der größten Tech-Unternehmen der Welt hat Google soziale Verantwortung zu tragen und auch die Mitarbeiter:innen bestehen darauf, dass ihr Arbeitgeber dieser Verantwortung nachkommt.

Kommentare aus der Community

Hans Seitz am 04.02.2021 um 18:49 Uhr

Einfach nur albern dieses Thema im Marketing aufzunehmen.
Auch bei Ihrem Arbeitgeber (<100.000 Angestellten?) finden Sie bestimmt ethische Vernachlässigungen.
Finden Sie diese und unterbreiten Sie in der Öffentlichkeit.
Dann warten Sie auf freundliche Worte… Sie werden von selbst kündigen, denn Ihr AG darf das nach deutschem Recht nicht.
Machen Sie sich kundig über den Unterschied zwischen dem anglikanisches und deutschen Rechtssystem.
Ich würde in einem solchen Fall sagen:
"Gebt der unzufriedenen Person 3 Monatsgehälter und 3 Monate Urlaub damit diese in aller Ruhe sich einen Job nach ihrem Gutd(ü)enken sucht, findet und dann vielleicht zufrieden ist."

Antworten
Daniel am 04.02.2021 um 16:57 Uhr

Guter Artikel, Danke Dir für die wichtigen Infos, Michelle! :)

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