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Büroalltag
„Chef, ich kann das besser!“ – Mitarbeiter sehen sich selbst als die effektiveren Führungskräfte

„Chef, ich kann das besser!“ – Mitarbeiter sehen sich selbst als die effektiveren Führungskräfte

Michelle Winner | 04.11.20

Eine Studie zeigt, dass die Arbeit der Vorgesetzten oft positiv bewertet wird. Trotzdem glauben die Angestellten aber, die Aufgaben besser lösen zu können.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Hast du schon mal gedacht, dass dein Chef oder deine Chefin eine Menge Bockmist verzapft und du den Job besser erledigen könntest? Dann bist du nicht allein. Eine Studie des The Workforce Institute von Personalmanagement-Unternehmens Kronos hat gezeigt, dass viele Arbeitnehmer sich selbst als die besseren Führungskräfte sehen.

Leistung der Führungskräfte werden gut bewertet

Im Rahmen der Studie wurden knapp 3.000 Angestellte aus Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Mexiko, Großbritannien und den USA befragt. Und direkt zu Beginn scheint es einen Widerspruch in den Ergebnissen zu geben: Denn obwohl die Angestellten sich oft als bessere Chefs sehen, bewerten sie die Leistung ihrer Führungskräfte überwiegend positiv. Bestnoten gibt es für Arbeitsmoral und Kompetenz. 67 Prozent der Befragten vergeben außerdem die Schulnote 2 an ihre Vorgesetzten für die Kategorien Kommunikation und Personalmanagement. Hier eine Übersicht der Bewertungen von Führungskräften in Deutschland, die zeigt, wie oft diese je nach Kategorie mit der Note 1 oder 2 bewertet wurden:

  • Kompetenz: 62 Prozent
  • Kommunikation: 59 Prozent
  • Arbeitsleistung: 63 Prozent
  • Job-Coaching-Skills: 55 Prozent
  • Umgang mit Performance-Problemen: 59 Prozent
  • Work-Life-Balance: 55 Prozent

Bei den Bewertungen gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Generationen: Baby Boomers und GenX sind etwas harscher in ihren Einschätzungen und neigen häufiger dazu, die schlechteren Noten 3, 4 und 5 zu vergeben. Millennials und Gen Z schätzen die Leistung ihrer Vorgesetzten hingegeben als gut bis sehr gut ein. Am schlechtesten bewertet werden übrigens Manager in Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich, während Mitarbeiter in Indien am zufriedensten mit ihren Chefs sind.

Ihr macht es gut – wir machen es besser

Doch trotz guter Bewertungen schätzen Mitarbeiter ihre Kompetenzen als Führungskräfte als höher ein als die, der eigentlichen Chefs (70 Prozent). In Indien, wo die Vorgesetzten am besten wegkamen, denken sogar 90 Prozent, dass sie den Job ihres Bosses besser erledigen könnten. Auch hier gibt es wieder einen Unterschied zwischen den Generationen: Millennials und Gen Z sehen sich besonders häufig als effektiver als ihre Vorgesetzten mit 73 Prozent beziehungsweise 70 Prozent. Vor allen im Umgang mit Performance-Problemen und beim Vorleben einer ausgewogenen Work-Life-Balance sehen die Angestellten sich selbst als kompetenter. Joyce Maroney, Executive Director bei The Workforce Institute, erklärt dazu:

As the working world continues to evolve, and new generations enter the workforce, styles, preferences, and perceptions will continue to change. With the number of Millennial managers growing, attitudes toward aspects of management and working style will also change. As the student becomes the teacher, organizations should have a clear lesson plan for leadership development and effectiveness in key areas to set tomorrow’s managers up for ongoing success.

Doch worauf basiert diese Einschätzung von Mitarbeitern? Anika Dang schreibt für kununu, dass wir dazu tendieren, uns zu überschätzen. Hierbei handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die daher rührt, dass wir uns möglichst vorteilhaft präsentieren wollen. Dieser Effekt lässt sich auch in anderen Lebensbereichen beobachten, beispielsweise bei den „Fußballexperten“ vor dem Fernseher oder, als Negativbeispiel, bei den Coronaleugnern, die ihre Meinung über das Wissen von Experten stellen.

Dang führt ein weiteres Problem an, dass zu der Selbstüberschätzung führt: Fehlende Transparenz. Die Angestellten bekommen häufig nur einen Bruchteil der Arbeit des Chefs mit und da ist es nicht verwunderlich, dass sie schnell sagen „Tze, das kann ich auch!“. Mehr Transparenz seitens der Vorgesetzten kann jedoch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter ein umfassendes Bild des Aufgaben- und Verantwortungsbereichs bekommen – und den damit einhergehenden Schwierigkeiten. Das kann dazu führen, dass die Arbeit der Führungskräfte mehr wertgeschätzt wird. Dazu sagt Autor und Research Director bei Future Workplace Dan Schawbel:

It’s no surprise that employees globally feel they can do their manager’s job more effectively – especially with the generation gap continuing to widen. Organizations should take note of the state of their managers and continue their education and training – focusing in areas of relationship development, communication, and modeling empathy – while ensuring managers have time and bandwidth to regularly check in with employees to ensure harmony and satisfaction across the board.

Um also in Zukunft weiterhin gute Bewertungen zu erhalten – ohne dass die Mitarbeiter sich gleichzeitig für fähiger halten -, sollte Führungskräfte mehrere Baustellen angehen. Zum einen hilft Transparenz dabei, den Angestellten ein umfassendes Bild über die eigene Arbeit aufzuzeigen. Gleichzeitig wird dadurch auch Vertrauen geschaffen. Zum anderen sollten die Führungsetage offen für Kritik sein und dabei auch auf die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen eingehen, sodass sich sowohl ältere als auch jüngere Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohlfühlen und ihr volles Potenzial entfalten können.

Kommentare aus der Community

Erwin J. Perlick am 05.11.2020 um 18:50 Uhr

„Mehr Transparenz seitens der Vorgesetzten kann jedoch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter ein umfassendes Bild des Aufgaben- und Verantwortungsbereichs bekommen – und den damit einhergehenden Schwierigkeiten.“ o. W.

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