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Unternehmenskultur
Gehaltsgefälle zwischen DAX-Vorständen und Mitarbeitern: Sind die hohen Gehälter gerechtfertigt?

Gehaltsgefälle zwischen DAX-Vorständen und Mitarbeitern: Sind die hohen Gehälter gerechtfertigt?

Michelle Winner | 17.07.20

Vorstandsmitglieder in DAX-Konzernen erhalten 49 Mal mehr Gehalt als ihre Mitarbeiter. Gerade zu Krisenzeiten sorgen solche Unterschiede für Diskussionen.

Dass Top-Manager mehr verdienen als die normalen Mitarbeiter ihrer Unternehmen, ist kein Geheimnis. Dass es im Schnitt aber das 49-fache ist, überrascht und schockiert vielleicht sogar. In einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München wurden die Gehälter der DAX-Vorstände unter die Lupe genommen und eine riesige Gehaltskluft festgestellt.

Hohe Gehälter trotz Einbußen im vergangenen Jahr

Durchschnittlich werden in den Vorständen von DAX-Unternehmen 3,4 Millionen Euro verdient. Eine Zahl, die viele vielleicht erst einmal sacken lassen müssen. Was viel klingt – und auch ist – sind im Vergleich zum Vorjahr 2018 jedoch 0,3 Prozent weniger. Grund dafür sind Gewinneinbußen der Unternehmen, die sich unter anderem in den Boni der Vorstände bemerkbar machten. Trotzdem ist das Gefälle zwischen Top-Managern und Mitarbeitern riesig. Erstere verdienen 49 Mal so viel Geld. Als die drei Top-Verdiener wurden die folgenden ermittelt:

  1. Herbert Diess, Volkswagen: 9,9 Millionen Euro
  2. Stefan Oschmann, Merck: 8,5 Millionen Euro
  3. Joe Kaeser, Siemens: 7,2 Millionen Euro

Sehen wir uns die Gehaltsunterschiede im Detail an, so ist das Gefälle beim Kunststoffkonzern Covestro am geringsten: Hier wird Vorstandsmitgliedern im Schnitt das 17-fache Gehalt der normalen Mitarbeiter gezahlt. Trotz des geringeren Werts, ist der Unterschied immer noch sehr groß. Der zweite Platz von oben ist SAP. Hier wird in der Führungsetage 38 Mal mehr verdient. Unangefochtener Spitzenreiter ist jedoch Volkswagen. Das Gehalt der Vorstandsmitglieder ist 86 Mal höher als das der Beschäftigten.

Skandale, Corona, Gender Gap: Wie gerechtfertigt sind solche Gehälter?

Dass gerade VW das Ranking anführt, dürfte manche zum Stutzen bringen. Schließlich war das Unternehmen dank Dieselskandal in den letzten Jahren Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen und erhielt viel Kritik. Und trotzdem verdienen die Vorstandsmitglieder hier mehr als in jedem anderen DAX-Unternehmen. Wie gerechtfertigt sind solche Gehaltsdimensionen in Anbetracht der vorangehenden Skandale?

Gleichzeitig sollen in den nächsten fünf Jahren bei VW bis zu 7000 Mitarbeiter entlassen werden – ihre Jobs sollen automatisiert und so Kosten gespart und der Gewinn gesteigert werden. Unweigerlich stellt sich hier die Frage: Wird es auch Gehaltsanpassungen in der Führungsebene geben? Oder werden Sparmaßnahmen allein auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen?

Und auch innerhalb der Führungsebenen gibt es Unterschiede. Denn noch immer existiert in DAX-Unternehmen eine Gender Gap. Nur knapp 14 Prozent der Vorstandsmitglieder sind weiblich. Und diese verdienen oben drein oft noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch unabhängig davon reden wir hier immer noch von besonders hohen Gehältern, welche die der Mitarbeiter weit übersteigen.

Infografik: Dax: Der Frauenanteil steigt langsam | Statista

Und wie steht es mit der Rechtfertigung solcher Gehälter zu Zeiten der Coronapandemie? Einer Zeit, in der viele Arbeitnehmer durch Kurzarbeit oder gar Entlassungen mit finanziellen Sorgen zu kämpfen haben? Nicht lange ist es her, da gab es einen Aufschrei, weil Fußballprofi Manuel Neuer gegen die Idee war, dass Spieler aufgrund der aktuellen Lage auf Teile ihrer hohen Gehälter verzichten. Diesen Diskurs kann man auch auf die Vorstandmitglieder der DAX-Unternehmen transferieren: Sollten diese während der Krise auch weiterhin solch hohe Summen bekommen?

Eine abschließende Antwort auf die hier gestellten Fragen lässt sich nicht pauschal finden. Die Einen argumentieren damit, dass Vorstandsmitglieder mehr Verantwortungen tragen und damit auch ein höheres Gehalt gerechtfertigt sei. Außerdem haben sie bewusst auf eine höhere Stelle im Unternehmen und das damit verbundene Geld hingearbeitet. Andere wiederum sehen in dem Gehaltsgefälle eine Unverschämtheit und Ungerechtigkeit, gerade im direkten Vergleich mit den normalen Mitarbeitern. Solche Gehaltsdimensionen sind für viele unverständlich und unvorstellbar. Doch wie stehst du zu dem Thema? Ist das hohe Gehalt für Vorstandsmitglieder gerechtfertigt oder ungerechtfertigt? Lass es uns gern in den Kommentaren wissen.

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