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Kauft Elon Musk eine Couch!? – Zwei Gesichter eines Marketing-Gags
Screenshot YouTube, © Tesla

Kauft Elon Musk eine Couch!? – Zwei Gesichter eines Marketing-Gags

Niklas Lewanczik | 18.04.18

Eine Crowdfunding-Kampagne setzt sich dafür ein, dass Elon Musk fürs Büro eine Couch bekommt. Ein Spaß guter Absichten, der allerdings auch verschleiert.

Eine Crowdfunding-Kampagne der absurden Art macht in Social Media die Runde. Das Ziel: Tesla und Space X-Chef Elon Musk eine Couch fürs Büro kaufen. Initiiert wurde die Kampagne von Ben Sullins als wohl nicht ganz ernst gemeinter Spaß. Die humorvolle Aktion dürfte Tesla und Musk gelegen kommen, weil sie von anderen Problemen ablenkt.

Eine neue Couch für Elon Musk: Die absurde Kampagne

Bei der Crowdfunding-Plattform GoFundMe hatte der selbsternannte Data Geek Ben Sullins die Kampagne für Musk ins Leben gerufen und zunächst 1.000 Dollar als Ziel gesetzt. Als Grund gab er Folgendes an: da Elon Musk inzwischen häufig im Fremontwerk übernachtet, um die Produktion des Tesla Model 3 zu optimieren, dort aber nur eine kleine, ungemütlich Couch zur Verfügung steht, sollte die Gemeinschaft doch für ein neues Sofa zusammenlegen.

Mit diesem Screenshot untermauert Sullins sein Bestreben, Screenshot GoFundMe

Dabei hat er einen genauen Plan, wie er dem berühmten Gründer die neue Couch vermitteln möchte. Er soll per Twitter kontaktiert werden. Sagt er dann „ja“ zur Spende, wird Sullins sich direkt an Tesla wenden. Zusammen mit allen Spendern soll entschieden werden, welche Couch ihm zukommen soll. Dann wird sie an ihn verschickt und Sullins möchte zu Tesla ins Werk und das Präsent selbst überreichen. Diese Erfahrung würde er dann gerne filmen.

Was wie ein schlechter Scherz oder zumindest etwas ironisch klingt, ist Realität. Denn inzwischen wurden laut Website über 5.000 Dollar gespendet – das würde ein schickes Sofa geben. Allerdings gibt es ebenso einen klaren Plan für den Fall, dass Musk – was bei seinem geschätzten Vermögen von etwa 19 Milliarden US-Dollar wahrscheinlich ist – dankend ablehnt.

Geld für wohltätige Zwecke – und bessere PR für Tesla

Sagt Musk also „nein“ zur Couch, dann geht das Geld an eine wohltätige Vereinigung. Diese möchte Sullins wiederum in Absprache mit den Spendern auswählen. In diesem Fall hätte die Kampagne also durchaus einen guten Effekt. 5.000 Dollar für den guten Zweck, die ohne diese doch abstrus klingende Kampagne sicher nicht gespendet worden wären.

Jedoch schieden sich an dem Spenderwillen auch die Geister der Nutzer. Zwar war den Kommentaren zur Kampagne zu entnehmen, dass viele die Idee lustig fanden und gern bereit waren ein paar Dollar zu spenden. Andere wiederum hinterfragten, warum man Geld im Rahmen eines Personenkults spende, aber nicht für diejenigen, die es wirklich nötig haben. Im Zweifel solle man doch lieber für die Tesla-Mitarbeiter spenden, so eine gut vertretene Meinung in den Kommentaren. In Social Media stößt die Bereitschaft, den Plan von Sullins zu unterstützen, nicht gerade auf Gegenliebe.

Während der Erfolg der Kampagne wohl unterstreicht, wie mächtig das Internet und Social Media inzwischen sind, ist doch die Frage nach einer moralischen Vertretbarkeit solcher „Spenden“ legitim. Diese Vertretbarkeit ist mit der wahrscheinlichen Zuwendung an wohltätige Zwecke oberflächlich gegeben.

Ein weiterer Nebeneffekt der Kampagne könnte Elon Musk ebenfalls freuen. Das Aufsehen, das sie erregt, lenkt zumindest ein wenig von den eher negativen Schlagzeilen ab, die das Unternehmen Tesla momentan macht. Ende letzten Monats berichtete unter anderem CNBC darüber, dass in internen Unternehmensmails die Mitarbeiter Teslas angehalten wurden, es den „Hatern“ zu zeigen und mehr als die erwarteten 300 Model 3 pro Tag herzustellen. Und erst vor wenigen Tagen führte die gleiche Quelle einen Bericht an, nach dem das Unternehmen wissentlich Arbeitsunfälle anders ausgewiesen oder nicht als solche gezählt habe, um das Sicherheitsprotokoll zu optimieren. Zudem ist die Produktion des Modells derzeit wieder aufgrund interner Probleme gestoppt. Als wäre das nicht genug, hat das Unternehmen nun auch noch eine Klage wegen Diskriminierung am Hals.

Was zeigt uns eine solche Kampagne?

Die Kampagne von Ben Sullins zeigt eine Entwicklung, die ein wenig verstörend ist. In nicht einmal zwei Tagen sind 5.000 Dollar per Crowdfunding zusammengekommen; für einen Milliardär, mehr oder weniger aus Spaß. Und das, während so viele Menschen nur davon träumen können sich selbst mal eine Couch zu kaufen. Daher wünscht man sich, dass der Altruismus der Spender bei den wirklich ernsten Themen nicht verschwindet.

Auf der anderen Seite darf man solche Aktionen aber nicht nur kritisch betrachten. Denn die Strahlkraft, die ein Elon Musk und Leute seines Schlags offenbar haben, könnte allem Anschein nach instrumentalisiert werden, um weiter Gutes zu tun. Das sollten die Multimilliardäre einmal selbst tun – und tun es mit ihren Stiftungen in abgestecktem Rahmen –, aber andere Menschen können ebenfalls so ein klein wenig bewirken. Ben Sullins liefert also einen humorvollen Ansatz, der letztlich wohl doch dem guten Zweck dient. Auch, wenn er dafür viel Häme einstecken durfte. Versteht sich seine Kampagne womöglich sogar als ironisches Spiegelbild, dann ist sie zumindest imstande einen Diskurs anzuregen.

Den sollte es immer geben. Denn ob jemand Elon Musk ein Sofa kaufen möchte, sei ihm überlassen. Wichtig sollte sein, dass dabei über den Tellerrand geschaut wird. Vielleicht möchte Sullins auch darauf hinweisen.

Kommentare aus der Community

Martin Es am 24.04.2018 um 08:53 Uhr

Interessanter Vergleich die „viele(n) Menschen (die) nur davon träumen können sich selbst mal eine Couch zu kaufen“ anzuführen, während im Mittelmeer zig tausend Menschen ertrinken.
Wir leben halt doch in einer Blase. Trotz www oder inzwischen wegen?

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