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Social Media Marketing
Startup Story: Chef.One setzt auf spannenden Marketingansatz beim Social Dining mit Fremden bei Fremden
Dinner unter Fremden: Chef.One bietet außergewöhnliche Erlebnisse auf Social Sharing Basis.

Startup Story: Chef.One setzt auf spannenden Marketingansatz beim Social Dining mit Fremden bei Fremden

Tina Bauer | 12.07.17

Das Konzept bei Fremden mit Fremden zu essen geht auf und bietet den Teilnehmern völlig neue Erfahrungen. Auch das Marketing des Startups zeigt neue Ansätze auf, die es sich lohnt nachzuahmen.

Erdal Alim ist gerade nach Hamburg gezogen, kennt in der Stadt  niemanden, kann nicht kochen und keine Pizza mehr sehen. Da kommt ihm eine Geschäftsidee: Mit Fremden bei Fremden dinieren. Aus der Idee wurde schnell Chef.One, das Startup für Gaumengenüsse bei Fremden unter Fremden. Das Spannende daran ist neben dem Social Sharing-Konzept auch der Marketing-Ansatz, der so ganz anders ist als bei vielen anderen – und dabei Microblogger würdigt.

Raus aus der Komfortzone, rein ins fremde Esszimmer – einmalige Erfahrungen beim Social Dinner

Erdal Alim ist eigentlich IT-ler. Dass er nicht kochen kann, stört ihn eigentlich nicht. Doch nach der hundertsten Pizza hat er keine Lust mehr auf Fertiggerichte oder Lieferdienste. Jeden Abend, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, riecht es im Hausflur aus den Nachbarswohnungen so gut, dass er kurz davor ist zu fragen, ob er nicht einfach mitessen kann. Nach einer Lebensmittelvergiftung in Südamerika bereute er seinen letzten Restaurantbesuch und fragte sich erneut, weshalb er sein Essen nicht einfach bei einem lokalen Anwohner verspeisen kann. Aus seinen Erfahrungen und der Unzufriedenheit mit dem Fertigessen wächst schon länger die Idee des Social Dinings. Warum nicht mit Fremden zu Gast bei Fremden sein und sich dort bekochen lassen?

Dann ging alles sehr schnell und das Konzept wurde auf die Beine gestellt. Um zu sehen, ob die Idee überhaupt einen Nerv trifft, fand das allererste Dinner unter Freunden statt. Nachdem die Feuertaufe überstanden war, wurde das erste „offizielle“ Dinner über Facebook Gruppen organisiert. Die Anmeldungen erfolgten über einen Prototypen der App. Dass das Event schnell ausgebucht war, entging diesem allerdings und so platzten Alims eigenen vier Wände zwar aus allen Nähten, doch das Dinner war ein voller Erfolg. Nicht zuletzt lag das auch daran, dass erstmals ein richtiger Koch eingeladen wurde, der den Gästen ein 6-Gänge-Menü kredenzte.

Die Besondere Atmosphäre gibt es bei einem Chef.One Dinner gratis dazu.

Mit dem Konzept sollen Menschen bei einem gemeinsamen Dinner zusammengebracht werden. Das Faszinierende daran ist die Aufmerksamkeit, die die Gäste sich einander zuteil werden lassen, so Alim. „In der heutigen Zeit schaut man bei jeder Gelegenheit auf das Smartphone. Man nimmt durch die Möglichkeiten, die Social Networks bieten, nicht nur am Leben seiner Freunde teil, sondern ist mittendrin“. Für die Interaktionen beim gemeinsamen Treffen ist dies häufig nicht sehr zuträglich, kennt man doch all die Stories schon.

Beim Essen mit Fremden müssen sich die Teilnehmer des Chef.One Dinners aus ihren Komfortzonen bewegen, sich in eine fremde Privatwohnung begeben und am Tisch sitzen mit Menschen, die man zuvor noch nie gesehen hat. Die Köche geben sich derweil allergrößte Mühe, damit ihre Gäste sich rundum wohlfühlen. Und das Konzept geht auf. Die Qualität des Essens ist überragend und die gemütliche Runde am Tisch mit den spannenden Geschichten, die sich die Teilnehmer erzählen, ist für alle aufregend.

Vorbereitungen für das Dinner mit Unbekannten. Die Köche geben sich bei ihren Events die allergrößte Mühe.

„Man lebt diesen Moment einfach“

Die Grundidee war es, beim Nachbarn essen zu gehen. Doch schon nach dem ersten Dinner war es viel mehr als das. Nun, da das Konzept offensichtlich ankam, konnte es weitergedacht und vor allem bekannt gemacht werden.

„Wenn du deine Features alle zusammen hast, halbiere sie. Und wenn du sie halbiert hast, dann halbiere sie nochmals. Erst dann hast du dein optimales Produkt“. Um Chef.One weiterzuentwickeln, verschlankte das Team um Alim die App im ersten Zuge. Schnell haben sie festgestellt, dass es keine vielfältigen Filter wie Alter, Allergiker oder Vegetarier benötigt. Für die jetzige Größe der Userbase reicht es vollkommen aus, dass User sich den Platz buchen und mit dem Gastgeber per Messaging Dienst kommunizieren können. Wichtig ist vor allem, nicht auf der Stelle stehenzubleiben, sondern das Produkt immer weiter zu entwickeln. So gibt es inzwischen neben den „Blind Dinners“ auch Private Dinner, Junggesellenabschiede oder Gin Tastings. Ob das Produkt skalierbar ist, zeigt sich erst, nachdem ein Trend generiert wurde und absehbar ist, dass das Endprodukt gut angenommen wird.

Digital Detox: Die Teilnehmer vergessen für ein paar Stunden ihre Smartphones und hören sich ihre spannenden Geschichten an.

Wir brauchen kaum Marketing, das meiste ist bei uns Word-of-Mouth

Der AdWords-Klickpreis liegt im Gastrobereich in einer Höhe, die für ein frisches Startup wie Chef.One nicht rentabel ist. Hier muss auf andere sich bietende Möglichkeiten zurückgegriffen werden. Facebook Ads sind als Umsatztreiber für andere Branchen Gold wert, helfen Chef.One aber eher zum Branding oder sind zum Generieren von Traffic geeignet. Mehr Buchungen über Facebook zu bekommen, gestaltet sich derweil eher schwierig. Hier kommen Storytelling und Microblogger ins Spiel. Berichte von selbigen über Social Dining funktionieren in aller Regel extrem gut. Das ist Empfehlungsmarketing: Eine Person, die man persönlich oder aus dem Netz kennt, hat das Konzept schon einmal ausprobiert. Authentische Berichte verhelfen zu vertrauenswürdigen Bewertungen.

Das Besondere daran ist sicherlich, dass Chef.One eine höhere Effektivität feststellen konnte, je kleiner die Microblogger oder „Influencer“ waren. Denn bei dem Produkt handelt es sich um lokale Events. Ein Micro Influencer mit 10.000 Followern aufwärts hat viel zu häufig eine viel zu breite Zielgruppe. Ein Effekt nach dem Einsatz dieses Marketing Instruments blieb bei Chef.One größtenteils aus, das Geld allerdings war weg. Alims Team stellte schnell fest, dass kleine, lokale Instagrammer, mit einer Followeranzahl im dreistelligen Bereich, den größten Impact hatten.

Die großen Influencer sind für uns nutzlos

Damit hat das Startup einen guten Weg gefunden, den eskalierenden Influencer-Trend für sich zu nutzen. Während die großen in der Kritik stehen, liegt der Trustfaktor bei den Micros und Minis, die am Ende noch gar keine sind. Aber sie verfügen über eine sehr spitze Zielgruppe aus Bekannten und Freunden oder Freundesfreunden. Dass der Ansatz für lokale Produkte der richtige ist, zeigt sich am Erfolg: Der Versuch, größere Micro Influencer einzusetzen, die zwischen 20.000 und 30.000 Follower haben, lieferte im Schnitt zwei Anmeldungen zum Dinner. Bei „Mini Influencern“, die ihre Fanbase auch in Hamburg haben, aber nur 500 Follower, lag die Buchungsrate weit höher.

„Wir hatten mal eine Kampagne mit einer Micro Influencerin, die etwa 8.000 Follower hatte. Die hat ihr eigenes Dinner über acht Wochen lang promotet und es gab letztendlich vielleicht zwei Anmeldungen“, so Alim. Das Dinner musste dann in Ermangelung an Teilnehmern abgesagt werden.

Die beiden Gründer von Chef.One: Erdal Alim (r.) und Dogan Ayhan (l.) in ihrem Hamburger Office.

Anders bei einer kleineren, lokalen Bloggerin mit etwa 1.000 Unique Visits im Monat. Die Followeranzahl auf Instagram bewegt sich im mittleren dreistelligen Bereich und was sie sagt, hat einen hohen Trustfaktor. Auf der einen Seite ist das darin begründet, dass viele ihrer Follower auch ihre Freunde sind. Auf der anderen Seite ist ein Großteil derer ebenfalls aus Hamburg. Außerdem verzichtet man in dieser Größenordnung noch weitestgehend auf eine Bezahlung. Auch ist das Produkt in diesem Fall kein physisches, so dass die Blogger maximal zu einem Dinner eingeladen werden, von dem sie im Nachgang aus freien Stücken berichten. Weiterhin tragen Blogger in diesem Größenbereich auch untereinander ihre Erfahrungen weiter, so dass ein solches Produkt von selbst zu größerer Bekanntheit gelangt. Noch ist das so, wer weiß, wie sich das Influencer Marketing in Zukunft weiterentwickelt und welche Bedeutung den Minis dann zuteil wird.

Hast du auch Lust auf ein Social Dinner, Gin Tasting oder ein Teamevent für dich und deine Kollegen in Hamburg, Hannover, Berlin, München, Düsseldorf, Köln oder auch Rostock, bekommen? Unsere Freunde von Chef.One freuen sich über deine Anmeldung auf der Plattform.

Kommentare aus der Community

Bruno Mayer am 13.07.2017 um 03:54 Uhr

Endlich ein sehr sinnvoller Beitrag gegen das seuchenartige Handyverhalten und die Fastfoodmanie !!
Dagegen zeigen die anderen zwei heutigen Beiträge bzgl. Facebook (eigentlich überhaupt) die rundum
herrschende Erbärmlichkeit deutlich auf. Aber genauso UND davon lebt wohl auch ONLINE MARKETING.
Bin gespannt, wie lange ich das noch lese.

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